Dinslaken/Duisburg Angeklagter hat "Phasen des Wahnsinns"

Dinslaken/Duisburg · Fortsetzung der Verhandlung wegen Mordes gegen den Angeklagten Murat D. aus Dinslaken: Gestern befragte das Gericht die Polizeibeamten, die den Verdächtigen nach seiner vermutlich zweiten Tat verhört hatten.

 Der Tatort im Bereich Grabenstraße, Ecke Dorotheenstraße wurde von der Polizei in der Tatnacht zur Spurensicherung abgesperrt.

Der Tatort im Bereich Grabenstraße, Ecke Dorotheenstraße wurde von der Polizei in der Tatnacht zur Spurensicherung abgesperrt.

Foto: Reichwein

Ein Mord, Mordversuche und Körperverletzung. Es ist einiges, was dem 27-jährigen Angeklagten Murat D. aus Dinslaken am Landgericht in Duisburg zur Last gelegt wird. Eine ganze Reihe von Zeugen befragte das Gericht, darunter vor allem Polizisten, Justizvollzugsbeamte und einen Richter, die während der Ermittlungen zu den verschiedenen Delikten mit dabei waren. "Die Vernehmung verlief sehr holprig. Die Gedankengänge des Angeklagten waren für uns nicht immer nachvollziehbar", berichtete die Polizeibeamtin, die den Angeklagten vernommen hatte, nachdem der einen seiner Nachbarn aus dem Haus gelockt und mit einem Messer attackiert hatte. "Er hat gesagt, es sei ihm egal, ob sein Opfer stirbt oder nicht", erklärte die Polizistin weiter.

Die Einlassungen des Angeklagten bei seinen Verhören wirken teilweise wirr, als der Vorsitzende Richter sie zitiert. "Nachts ist es zu gefährlich draußen. Da ist der Satan unterwegs. Von dem lass ich mich nicht berühren", soll der Angeklagte während einer Befragung gesagt haben. "Wollen Sie mir einen Mord in die Schuhe schieben?", fragte der 27-Jährige, als ihn die Beamten damit konfrontierten, dass man einen Zigarettenstummel von ihm auf dem Grundstück des Nachbarn gefunden habe, den man gut zwei Wochen vor der Messerattacke auf den anderen Nachbarn tot vor seinem Haus aufgefunden hatte. "Soll ich jetzt trauern? Tot ist tot", hatte der Angeklagte gesagt, als man ihn nach dem Tod seines Nachbarn befragte. Auch diesen hatte er vermutlich mit einem Messer angegriffen und ihm dabei tödliche Verletzungen zugefügt. Die Tatwaffe erkannte er bei einer späteren Befragung durch die Beamten wieder. "Zu seiner Motivlage kann ich nichts sagen", erklärte die Polizeibeamtin zum Mord. Bei der Messerattacke auf seinen anderen Nachbarn sei wohl eine Beleidigung der Auslöser gewesen.

Der 54-jährige Polizeibeamte, den das Gericht ebenfalls befragte, sollte seine Eindrücke vom Angeklagten schildern. "Ich hatte den Eindruck, er hatte Phasen des Wahnsinns", erzählte der Ermittler. Immer wieder hätte der Angeklagte zwischendurch hämisch gelacht und teilweise auch da nur mit einem Lachen reagiert, wo man gewöhnlich Reue erwartet hätte. Bei verschiedenen Vernehmungen schilderte der Angeklagte auch, dass man ihn in seiner Kindheit im Gesicht verletzt hatte und er noch immer nach dem Täter suche. In dem Nachbarn, den er möglicherweise umgebracht hat, meinte er, den Täter erkannt zu haben. Allgemein sei er der Ansicht gewesen, seine Nachbarn hätten gewusst, wer dieser Täter aus seiner Kindheit war, es ihm aber verschwiegen. In einigen Aussagen hatte der Angeklagte auch berichtet, er denke, einige Nachbarn seien in sein Zimmer eingedrungen.

Gewalttätig zeigte sich der 27-Jährige auch nach seiner Festnahme. Bei seiner Ankunft in der Justizvollzugsanstalt Duisburg-Hamborn hatte er einige Beamte attackiert, nachdem diese ihm die Handfesseln abgenommen hatten. Auch bei der gestrigen Verhandlung trug der 27-Jährige wieder Handfesseln. "Erst war er ganz ruhig und dann hat er plötzlich auf alle Leute eingeschlagen", erzählte einer der Beamten vor Gericht. In seiner Zelle angekommen, attackierte er dann auch seinen Mitinsassen. "Er hat sich nachts auf einen Stuhl gesetzt und Schwachsinn geredet", erzählte sein Mithäftling vor Gericht. Während dieser schlief, attackierte der Angeklagte ihn mit einem Buttermesser, stach ihm in den Hals. Eine Attacke, die auch leicht hätte lebensgefährliche Folgen haben können, gab der Arzt, der den Geschädigten behandelt hatte, zu Protokoll. Zu dieser Tat hatte der Angeklagte in einer Vernehmung erklärt, er habe sich von seinem Zellengenossen bedroht gefühlt. "Da habe ich mir gedacht, ich töte ihn, bevor er mich tötet", las der Vorsitzende Richter die Aussage des Angeklagten vor.

Der Prozess wird heute fortgesetzt.

(RP)
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