Amprion stellt Wunschstrecke vor Stromautobahn soll vor allem über Land führen

Eine Großleitung soll Strom nach NRW transportieren. Der Betreiber Amprion hat sich nun auf eine Route festgelegt, die Städte möglichst meidet: Bei Rees überquert sie den Rhein, dann führt sie bis in den Raum Kaarst.

 Strommasten am Niederrhein (Symbolfoto)

Strommasten am Niederrhein (Symbolfoto)

Foto: Christoph Reichwein

Der Netzbetreiber Amprion hat erstmals konkrete Pläne vorgelegt, auf welcher Trasse die umstrittene Stromleitung "A-Nord" künftig am Niederrhein verlaufen soll. Diese wichtige Stromleitung, eine der drei größten Gleichstromleitungen in Deutschland, soll Windstrom aus dem Norden Niedersachsens nach Nordrhein-Westfalen und weiter nach Baden-Württemberg bringen. Startpunkt der Leitung ist Emden, Etappenziel in NRW ist Kaarst/Meerbusch, Endpunkt ist Philippsburg. Amprion hat nun einen "Vorzugskorridor" mit einer Breite von einem Kilometer und einer Länge von 300 Kilometern definiert.

Demnach würde die 24 Meter breite Erdkabeltrasse von Niedersachsen über das Münsterland nördlich von Hamminkeln am Niederrhein ankommen, bei Rees den Rhein queren, dann vorbei an Kalkar und Uedem, Xanten und Sonsbeck, zwischen Geldern und Issum nach Kempen verlaufen. An Krefeld würde sie westlich vorbeigeführt und schließlich im Raum Kaarst/Meerbusch enden. Dort soll ein Konverter gebaut werden, der den Gleichstrom aus der A-Nord-Leitung in den haushaltsüblichen Wechselstrom umwandelt. Wo genau der Konverter gebaut wird, muss noch politisch festgelegt werden. An allen diskutierten Standorten gibt es Bürgerproteste.

Die gestrige Präsentation war mit Spannung erwartet worden. Amprion hatte mehrere Verläufe untersucht, diese sind auch noch nicht völlig vom Tisch. Alternativrouten würden etwa durch Wesel oder Dinslaken führen, auch Kamp-Lintfort und Moers würden gekreuzt. Im März will das Unternehmen seine bevorzugte Trassenführung bei der Bundesnetzagentur vorlegen. Diese kann den Vorschlag annehmen oder sich auf Teilstücken für Alternativen entscheiden.

Die von Amprion bevorzugte Variante läuft nördlich vom Ballungsraum Wesel/Dinslaken/Duisburg auf vorwiegend ländlichem Gebiet und quert südlich von Rees im Ortsteil Haffen den Rhein in einem Tunnel. "Die Rees-Variante ist aus unserer Sicht die vorteilhafteste", sagte Amprion-Projektleiter Klaus Wewering, der in Wesel die Pläne erläuterte. Sie berücksichtige am besten raumordnerische und umweltfachliche Kriterien. Der Bau neuer Leitungen sei dringend nötig.

Denn die Energiewende verschiebt die Gewichte: Die Atomkraftwerke, die vor allem nahe den süddeutschen Industriezentren liegen, werden bis 2022 abgeschaltet. Dann soll ein großer Teil des Bedarfs mit Windstrom von der Küste gedeckt werden. Hierfür werden drei Stromautobahnen gebaut: "Suedlink", "Suedostlink" und "A-Nord", die südlich von NRW "Ultranet" heißt. Schon jetzt werden bei Sturm Windparks abgeschaltet, weil die Netzkapazität nicht reicht. Da die Windpark-Betreiber trotzdem bezahlt werden, entstehen laut Amprion Zusatzkosten von einer Milliarde Euro im Jahr. Diese werden auf Verbraucher umgelegt.

In Gänze kostet der Ausbau der 300 Kilometer langen Leitung rund zwei Milliarden Euro: 500 Millionen werden für den Konverter kalkuliert, ein Kilometer Trasse kostet in der Erdkabel-Variante fünf Millionen. Eine überirdische Freileitung, so Wewering, würde nur ein Drittel kosten. Doch die Politik hat sich auf das teurere Erdkabel festgelegt: Viele Bürger fürchten sich bei Freileitungen vor Elektrosmog.

Beim Konverterstandort ist Amprion noch nicht festgelegt. "Unser Favorit ist die Dreiecksfläche in Kaarst", sagte Wewering. Dabei handelt es sich um eine Fläche in der Nähe des Autobahnkreuzes von A 57 und A 52. Alternativstandorte gibt es in Meerbusch-Osterath und im Raum Neuss. Bisher ist die Kaarster Fläche im Regionalplan noch für Kiesabbau vorgesehen - der Regionalrat müsste dies ändern.

Die Trasse soll 2025 in Betrieb gehen. Die Erdkabelvariante ist gesetzlich fixiert. Freileitungsabschnitte sind nur in Ausnahmefällen zulässig und auch nicht vorgesehen. Die Leitung liegt in zwei Meter Tiefe und strahlt leicht Wärme ab. An der Erdoberfläche werde es ein bis zwei Grad wärmer als normal, sagte Wewering.

Bei Antragskonferenzen können sich nun Kommunen und Privatpersonen äußern. Auf dieser Basis wird die Netzagentur von Amprion danach Untersuchungen für einzelne Abschnitte fordern

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