Dinslaken Am Kometenplatz trauern Mitarbeiter und Kunden

Dinslaken · dinslaken/walsum Als das Walsumer Kaufhaus am Kometenplatz 1977 öffnete, damals noch unter Karstadt-Flagge, zählte Helena Sümegh zu den 150 Mitarbeitern. 32 Jahre später beschäftigt Hertie noch 20 Mitarbeiter, 17 davon in Teilzeit, und Helena Sümegh ist die Vorsitzende des Betriebsrats. "Ich habe das Kaufhaus mit aufgeschlossen, und jetzt werde ich es auch abschließen", sagte sie gestern mit niedergeschlagener, hoffnungsloser Miene – einen Tag nach der fatalen Nachricht von der Schließung des Hertie-Kaufhauses in Walsum. Die Betriebsrats-Chefin ist überzeugt: "Wir werden alle unsere Arbeit verlieren. Ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns in einem anderen Hertie-Filiale unterkommen kann."

Näher ging Helena Sümegh nicht auf die Lage ein, den wirtschaftlichen Niedergang des Kaufhauses etwa oder die deprimierte Stimmung unter den Mitarbeitern. Das wagte sie nicht. Denn die Hertie-Zentrale in Essen hat allen Mitarbeitern, auch den Geschäftsleitern, einen Maulkorb verpasst.

Eine Vorschrift, an die sich der Dinslakener Geschäftsleiter Markus Kimpel und seine Mitarbeiter gestern kategorisch hielten. "Bitte haben Sie Verständnis", sagte Kimpel, obwohl es sichtlich in ihm brodelte. Er will die Zukunft des Kaufhauses nicht durch eine Verletzung der Hertie-Spielregeln gefährden. "Denn ich habe noch große Pläne für das Haus."

"Kein Kommentar." Dabei wollte es auch der Walsumer Geschäftsleiter Günter Lammering zuerst belassen. Dann aber fühlte er sich verpflichtet, für seine Mitarbeiter eine Lanze zu brechen. "Die Schließung liegt nicht an den Mitarbeitern. Alle sind unbedingt leistungsbereit und hoch motiviert", betonte Lammering. Er ist neben dem vorerst verschonten Hertie-Haus in Geldern seit drei Jahren auch für Walsum zuständig. Sein Mitarbeiter-Lob für das Team am Kometenplatz ergänzte er noch: "Alle werden bis zur letzten Minute für unsere Kunden da sein. Am letzten Tag werden sie erhobenen Hauptes nach Hause gehen." Ehe Lammering sich nach diesen Worten in die nächste Hertie-Telefonkonferenz verabschiedete, hielt er einer Kundin mit Kinderwagen noch die Türe auf.

Bei den Walsumer Hertie-Kunden herrschten gestern Enttäuschung und Ratlosigkeit. "Ich frage mich, wo wir Walsumer demnächst einkaufen sollen. Außer Hertie haben wir doch nur noch Schummerläden", sagte Renate Schlappa (53). Die medizinische Fachangestellte setzte hinzu: "Es ist schlimm und erschreckend. Man wird gezwungen, nach Oberhausen zu fahren."

Reiner (68) und Renate (64) Huhn haben vor einem Jahr auf einer Unterschriftenliste zum Erhalt von Hertie in Walsum unterschrieben. "Für Walsumer ist die Schließung traurig. Wir wissen gar nicht, wo wir jetzt einkaufen sollen. Hier geht es bergab", sagte der pensionierte Feuerwehrmann Reiner Huhn.

"Früher war das ganze Umfeld schöner", bestätigte die zweifache Mutter Stefanie Hassan (30). An den Kometenplatz ist sie immer gerne gekommen, aber nur wegen Hertie. "Es ist wirklich sehr schade, dass das Kaufhaus schließen muss."

(RP)
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