Interview Thomas Pieperhoff "Althoff-Stadt" - der Zusatz schafft Profil

Dinslaken · Der Referent des Bürgermeisters spricht über die Pläne, dauerhaft an Dinslakens berühmten Sohn zu erinnern.

 "Es geht um ein Alleinstellungsmerkmal", sagt Thomas Pieperhoff, hier neben der Althoff-Büste im Dinslakener Rathaus. "Und da haben wir nicht so viel Anderes. Wir wollen nicht zurück zur Stadt im Grünen."

"Es geht um ein Alleinstellungsmerkmal", sagt Thomas Pieperhoff, hier neben der Althoff-Büste im Dinslakener Rathaus. "Und da haben wir nicht so viel Anderes. Wir wollen nicht zurück zur Stadt im Grünen."

Foto: Martin Büttner

Friedrich Althoff ist einer der großen Söhne der Stadt Dinslaken, wenngleich ihn nicht alle Bürger kennen. Nun ist vom Verein für Heimatpflege Land Dinslaken vorgeschlagen worden, dass Dinslaken Althoff-Stadt werden soll. Was muss dafür getan werden?

Thomas Pieperhoff Der Vereinsvorsitzende Dr. Thomas Becker hat diesen Vorschlag bei der Dinslakener Stadtverwaltung eingebracht. Der Verein setzt sich schon seit Jahren dafür ein, die Erinnerung an Friedrich Althoff wach zu halten. Wir haben im Althoff-Jahr festgestellt, dass wir für unsere Initiative ganz gute Kritiken bekommen haben, beispielsweise in Berlin von der Max-Planck-Gesellschaft. Alle sagten, es wird höchste Zeit, dass Althoff, dessen Verdienste ja unstrittig sind, wieder mehr in die Erinnerung geholt wird. Die Möglichkeit, Dinslaken zur Althoff-Stadt zu machen gibt es durch die Gemeindeordnung Nordrhein-Westfalen. Sie besagt, dass einem Namenszusatz stattgegeben werden kann. Dieser Zusatz muss durch das nordrhein-westfälische Innenministerium genehmigt und mit Dreiviertelmehrheit im Stadtrat verabschiedet werden. Und das ist eine ziemlich hohe Hürde. Das wurde gemacht, um den Zusatz abzuheben von den vielen selbst gestricken Namenanhängseln. Der offizielle Namenzusatz Althoff-Stadt kann später an den Ortseingangsschildern angebracht werden. Man hätte damit eine Erinnerung an Althoff und den Namen der Stadt Dinslaken mit diesem Mann und seinen Verdiensten gekoppelt.

Der Vorschlag liegt also vor, wie geht es nun weiter.

Pieperhoff Wir haben den Vorschlag angenommen, geprüft und im Team Stadtmarketing zur Diskussion gestellt. Die Idee ist ausbaufähig, aus ihr kann man etwas machen. Je länger man darüber nachdenkt, desto charmanter wird der Gedanke, desto mehr Möglichkeiten tun sich auf. Beispielsweise steht Althoff für hervorragende Leistungen im Bereich der Förderung von Bildung, von Medizin, von Forschung und Lehre. Er hat Universitäten und die Max-Planck-Gesellschaft gegründet. Wir hätten also für den Bildungsstandort Dinslaken eine Möglichkeit, Rückbezüge auf Althoff zu machen. Althoff hat stets dafür gesorgt, dass seine Projekte finanziert wurden, damit Vorhaben, die er sich in den Kopf gesetzt hatte, realisiert werden konnten. Dinslaken könnte sich ein Fördersystem für Bürgerinnen und Bürger der Stadt überlegen, die mit kleinem Geld große Sache leisten wollen. Wir könnten also ein Althoff-Stipendium einführen. Im Gesundheits- und auch im Forschungsbereich ließen sich Bezüge zu Althoff herstellen. Wir werden nun erst einmal prüfen, was notwendig ist, um den Antrag, der dem Rat vorgelegt wird, in die Tat umzusetzen.

Althoff ist nicht unumstritten. Es gibt Kritiker, die sagen, mit der Orientierung an Althoff wird der Blick in die Vergangenheit gerichtet.

Pieperhoff Althoff hat zwar Anfang des vergangenen Jahrhunderts gelebt, aber die Auswirkungen seines Tuns sind heute noch spürbar. Der Geist dessen, was er gemacht hat, den kann man in die heutige Zeit übertragen - und genau das haben wir auch im Althoff-Jahr versucht. Bei diesem Namenzusatz geht es darum, was wirklich einmalig ist bei dieser Stadt. Es geht um ein Alleinstellungsmerkmal - und da haben wir nicht so viel anderes. Wir wollen nicht zurück zur "Stadt im Grünen". Es geht nicht um einen Stadtslogan, sondern um einen Namenszusatz, der einzigartig und nur für diese Stadt herstellbar sein soll. Im Sinne der Nachhaltigkeit wäre der Namenszusatz eine konsequente Fortführung der Aktivitäten des Althoff-Jahres.

Hat das Althoff-Jahr dazu beigetragen die Popularität von Althoff zu steigern?

Pieperhoff Wir hatten die positiven Reaktionen in wissenschaftlichen sowie in kulturpolitischen Kreisen, die sagten, schön, dass ihr euch um dieses Thema mal wieder kümmert. Wir hatten aber genauso gut die Althoff-Marionette, die immer mal wieder aufgetaucht ist und viel dazu beigetragen hat, den Mann ein bisschen bekannter zu machen. Es gab auch positive Reaktionen bei den Schützenvereinen, denn wir hatten eine Bierdeckeledition herausgebracht, die bei den Schützenfesten in den Zelten ausgelegt wurde und gut ankam.

Gab es bislang Reaktionen, dass gesagt wurde, Althoff ist kein Aushängeschild für diese Stadt?

Pieperhoff Nein, eine Diskussion diesen Inhalts habe ich nicht bemerkt. Mit Althoff knüpft Dinslaken den Namen der Stadt an einen Mann, der für die Wissenschaftslandschaft Europas Hervorragendes gemacht hat. Der einzige Nachteil ist, er ist vergessen worden. Aber wenn sein Name auf jedem Dinslakener Stadteingangsschild steht, dann ist er nicht mehr vergessen. Für Dinslaken tun sich dadurch sehr viele Möglichkeiten zur Profilierung auf. Beispielsweise könnten hier hochkarätige Diskussionen stattfinden. Es gibt gegenwärtig Bemühungen, einen Verein zu gründen, der einen hochkarätigen Wirtschaftskongress in Dinslaken etablieren will.

Wann könnte Dinslaken die Althoff-Stadt sein könnte?

Pieperhoff Zunächst einmal brauchen wir die Dreiviertelmehrheit im Rat. Das versuchen wir in der nächsten Sitzungsfolge hinzukriegen. Das könnte im Frühjahr sein. Sollte die Entscheidung positiv ausgehen, dann müsste das Innenministerium um Zustimmung geben werden. Wie lange das Ministerium braucht, das kann ich nicht sagen.

Wenn alles positiv ausgeht und der Namenszusatz kommt, dann könnten die neuen Stadteingangsschilder aufgestellt werden.

Pieperhoff Es ist die Frage, ob man neue Schilder aufstellen muss, das müssen wir einmal durchkalkulieren. Wir können ja auch mit Überklebungen arbeiten, das wäre dann wesentlich unaufwändiger.

Was würde ein Straßenschild kosten?

Pieperhoff Das konnten wir auf die Schnelle noch nicht klären. In einer Stadt wurden mehrere solcher Schilder gestohlen, da wurde der Verlust eines jeden einzelnen mit 350 Euro angegeben.

Was würde auf den Schildern stehen?

Pieperhoff Im Moment steht auf den Ortseingangsschildern "Stadt Dinslaken", dann würde dort "Althoff-Stadt Dinslaken" zu lesen sein. Ich selber würde für den Namenszusatz Althoff-Stadt werben wollen.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE HEINZ SCHILD

(RP)
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