Dinslaken Alternative Methode in der Gynäkologie

Dinslaken · Am Sankt-Vinzenz-Hospital haben Chefarzt Dr. Bernhard Uhl und sein Team gestern erstmals ein Gebärmuttermyom mit der Radiofrequenzablation behandelt. Das Gerät wurde in den USA entwickelt.

 Dr. Bernhard Uhl (l.), Chefarzt der Gynäkologie, und sein amerikanischer Kollege Dr. David Toub mit der neuen Sonde.

Dr. Bernhard Uhl (l.), Chefarzt der Gynäkologie, und sein amerikanischer Kollege Dr. David Toub mit der neuen Sonde.

Foto: Kempken

Keine Schnitte - keine Narben, in nur 20 Minuten wurde gestern erstmals am Sankt- Vinzenz-Hospital ein neues Verfahren zur Behandlung eines Gebärmuttermyoms vorgenommen. Der Patientin gehe es hervorragend, so Chefarzt Dr. Bernhard Uhl. Zwei Tage wird sie stationär verbringen, dann geht es für sie wieder nach Hause - ohne lange Genesungszeit. "Diese neue Methode stellt für Patientinnen eine echte Alternative zu den üblichen Operationen dar. Sie ist schonend für die Frauen und vor allem erhält sie die Gebärmutter."

Myome sind gutartige Gebärmuttererkrankungen, die jedoch, je nach Lage und Größe des Myoms, zahlreiche Beschwerden verursachen können. Mögliche Folgen sind unter anderem starke oder zu lange Regelblutungen. Wird das Myom größer, dehnt sich auch die Gebärmutter aus. So kann es zu Beeinflussungen von Darm und Blase oder Harnröhre kommen.

Nun kann man Myome medikamentös behandeln oder operieren, entweder durch eine Myomektomie, bei der zwar das Myom entfernt, jedoch die Gebärmutter erhalten bleibt, oder eine Hysterektomie, bei der sowohl das Myom als auch die Gebärmutter entfernt werden. Beides birgt natürlich Risiken, bei der Hysterektomie kommt noch die lange Genesungszeit hinzu. Und nicht zu unterschätzen ist die Belastung durch die Entfernung der Gebärmutter.

"Mit der Radiofrequenzablation haben wir eine Alternative, die weniger belastend für die Patientin ist und zudem ohne Operation vonstatten geht", erklärt Dr. Uhl. Entwickelt worden sei diese Methode für die Gynäkologie in den USA, in Europa kam sie erstmals 2014 zur Anwendung, in Deutschland erst im vergangenen Jahr. Bekannt ist die Radiofrequenzablation jedoch schon länger, auch wird sie bereits eingesetzt - unter anderem bei bösartigen Tumoren. Mit dem in den USA entwickelten Gerät wird eine Sonde direkt in die Gebärmutter geführt, die Lage des Myoms wird über die Ultraschallsonde ermittelt, die zu behandelnden Zonen werden gekennzeichnet. Schließlich wird über die gleiche Sonde Energie abgegeben, die das Myomgewebe schrumpfen lässt. Das Myom bleibt zwar erhalten, bildet sich jedoch nicht neu.

Dr. David Toub, anerkannter Fachmann in den USA, ist derzeit auf "Deutschlandtour", um Spezialisten in dieser Metholde auszubilden. Neun Kliniken gibt es laut Chefarzt Dr. Bernhard Uhl in der Bundesrepublik inzwischen, die dieses neue Verfahren anwenden werden. "Durch die neue Therapie stehen uns jetzt mehrere Verfahren zur Verfügung. Es bietet sich daher ein breites Spektrum, um den betroffenen Frauen ganz individuell zu helfen", sagt er.

Allerdings gibt es auch bei diesem Verfahren Einschränkungen: So ist die Behandlung möglich bei Myomen der Größe 1,5 bis 5 Zentimeter, in Ausnahmefällen können auch größere Myome behandelt werden. "In der Myomsprechstunde werden die Patientinnen von uns unterrichtet, was möglich ist und welche Alternativen für sie vorhanden sind", erklärt Uhl, "die Entscheidung liegt dann bei ihnen." So oder so, die Frauen profitierten von der Vielzahl der schonenden Angebote, die es inzwischen gebe.

Eine europäische Studie in den Niederlanden und Großbritannien habe eine hohe Zufriedenheit der Patientinnen ergeben, sagt Dr. David Toub. Die meisten Frauen hätten drei Monate nach der Behandlung keine Beschwerden mehr gehabt.

Informationen zum Verfahren unter: www.st-vinzenz-hospital.de

(big)
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