Dinslaken Aktionsbündnis für mehr Organspenden

Dinslaken · Zwölf rote Luftballons in Herzform stiegen in den strahlend blauen Himmel vor dem Sankt-Vinzenz-Hospital. An ihnen waren Organspendeausweise befestigt. "Rund 12 000 Menschen stehen in Deutschland auf der Warteliste für eine lebensrettende Organtransplantation. Die Luftballons sollen diese Menschen symbolisch darstellen", sagte Günther Lohmann von der AOK-Regionaldirektion im Kreis Wesel.

 Günther Lohmann (l.) und Matthias Ruß lassen die Luftballons mit den Organspendeausweisen steigen.

Günther Lohmann (l.) und Matthias Ruß lassen die Luftballons mit den Organspendeausweisen steigen.

Foto: Martin Büttner

Das Sankt-Vinzenz-Hospital Dinslaken und die Krankenkasse haben sich dem Aktionsbündnis Organspende angeschlossen und hatten zu einem Informationstag ins Foyer des Krankenhauses an der Otto-Seidel-Straße eingeladen. Das Ziel dieses Bündnisse ist es, mehr Aufklärung zum Thema Organspende zu betreiben, damit die Menschen ihre Vorbehalte ablegen und sich aktiv für oder gegen die Organspende entscheiden. "Wir wollen die Menschen nicht animieren, sondern sie sensibilisieren, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Ob pro oder kontra, das ist eine individuelle Entscheidung", sagte Lohmann.

Obwohl 74 Prozent der Bürger die Organspende befürworten, haben nur rund 20 Prozent einen Organspendeausweis. Dabei ist der Bedarf an Transplantationen hoch. Die Wartezeit für eine Niere beträgt durchschnittlich fünf bis sechs Jahre. Nach dem Skandal der rechtswidrigen, kriminellen und ungerechten Organvergabe an den Unikliniken Regensburg, Göttingen und München gab es einen dramatischen Rückgang bei den Menschen, die sich für einen Organspendenausweis entschieden hatten. "In Nordrhein-Westfalen ist die Rate um 17 Prozent zurückgegangen", sagte Matthias Ruß, Pressesprecher des Vinzenz-Hospitals. Im Dinslakener Krankenhaus wird mit der Organspende sorgfältig umgegangen. "Entweder man hat einen Organspendeausweis oder man hat das mit seinen Angehörigen besprochen. Wenn der Hirntod beim Patienten eintritt, dann müssen bei uns zwei erfahrene Ärzte unabhängig voneinander den Tod feststellen", sagte Ruß.

Organe wie Niere, Herz, Lunge, Darm, Bauchspeicheldrüse und Gewebe können gespendet werden. Es ist keine ärztliche Untersuchung nötig, wenn man sich zur Organ- und Gewebespende bereiterklärt. Der Ausweis muss ausgefüllt, und am besten jederzeit bei sich getragen werden. Eine Registrierung wird nicht durchgeführt.

Durch Informationstage soll Aufklärung erfolgen. "Organspende heißt, sich auch mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen. Deshalb beschäftigen sich vor allem ältere Menschen mit dem Thema", sagte Lohmann. Matthias Ruß war optimistisch und zeigte sich von der Idee eines Gastes begeistert: "Der Besucher schlug vor, sich über eine App als Organspender zu registrieren. Das würde vor allem Jüngere ansprechen."

Der Informationstag im Foyer des Vinzenz-Hospitals kam gut an. Die Besucher erhielten nicht nur ausführliche Informationen zum Thema Organspende, sondern auch ganz nach dem Motto des Tages "Wir schenken Ihnen ein Herz" rote, mit Schokolade gefüllte Herzen sowie einen Organspendeausweis zum Ausfüllen. "Menschen, die bereits einen Ausweis hatten, freuten sich über die Aufklärungsaktion", sagte Silvia Paßens von der AOK. Durch das Bündnis haben sich das Sankt-Vinzenz-Hospital und die AOK dazu verpflichtet, nachhaltig und regelmäßig Aktionen und Kampagnen zum Thema durchzuführen.

(RP/anch)
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