Analyse Aber noch drehen die Traber ihre Runden

Dinslaken · Hintergrund Wie die Dinslakener Trabrennbahn Erfolgsgeschichte schrieb und warum die goldenen Zeiten seit längerem vorbei sind

Der erste Renntag am 24. Juli 1954 auf der Trabrennbahn am Bärenkamp läutete eine Erfolgsgeschichte ein, die den Namen der Stadt weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt machte. Unter der Regie des früheren Landrats und Bundestagsabgeordneten Arnold Verhoeven, dem ersten Vorsitzenden des Trabrennvereins, und seinen Nachfolgern Dirk Paust und Franz Rosendahl wurden Millionen-Umsätze gemacht, an manchen Renntagen wurde die Millionen-D-Mark-Grenze weit überschritten. Der Verein schwamm im Geld, honorierte seine Vorstandsmitglieder und baute die Halbmeilenbahn immer weiter aus. Kunststoffgeläuf – das erste auf einer Trabrennbahn überhaupt – ein neuer, futuristischer Zielturm und eine hochmoderne Zieltribüne rundeten die Erfolgsstory ab.

Als Franz Rosendahl als Vorsitzender gehen musste, übernahm Ferdi Sax einen Verein, dem es schon längst nicht mehr so gut ging, weil der Pferderennsport in Deutschland dramatische Einbrüche erlebte, die einige Vereine – Galopper wie Traber – in die Insolvenz führten. Auch Ferdi Sax musste gehen und der Verein kehrte zu den Wurzeln zurück, weil ein Ur-Dinslakener sich an die Spitze wählen ließ. Theo Lettgens Vater nämlich, Landwirt und Wirt in der Dinslakener Altstadt, hatte den Verein mit aus der Taufe gehoben. Sein Sohn trat 2005 ein schweres Erbe an, das er aber bis heute – im Gegensatz zu seinen Vorgängern ohne Salär und großzügige Spesen – gegen alle Widrigkeiten verteidigt hat. Als den Verein 2009/2010 plötzlich Steuerschulden drückten, die er seiner Meinung nach gar nicht zu verantworten hatte, hieß es auch in Dinslaken: Insolvenz.

Da begann der bis dahin letzte Akt in Theo Lettgens Kampf für den Erhalt der Bahn – und die Stadt Dinslaken spielte mit. In nichtöffentlicher Sitzung machte der Rat den Weg für einen Neuanfang frei. Die Stadt erwarb vom Insolvenzverwalter das Stallgelände und die Gebäude der Trabrennbahn für 1,7 Millionen Euro. Das Grundstück östlich der Bärenkampallee wurde dann für 2,4 Millionen an zwei Dinslakener Investoren (Neuhaus + Bassfeld für Bärenkamp-Carrée) weitergegeben. Mit dem neu gegründeten "Niederrheinischer Trabrennverein Dinslaken" wurde ein Pachtvertrag abgeschlossen. Zudem erhielt er 200 000 Euro Anschubfinanzierung von der Stadt.

Seitdem wird wieder regelmäßig, neben montags auch an dem einen oder anderen Sonntag, am Bärenkamp veranstaltet. Die Umsätze von etwa 83 000 Euro je Renntag halten sich in Grenzen, doch der Verein kommt seinen Verpflichtungen nach und schreibt eine schwarze Null, obwohl seit Beginn dieses Jahres die Zuwendungen aus dem Spiel 77 – etwa 100 000 Euro jährlich – fehlen.

Wenn nun das Büro Neuhaus + Bassfeld in einer Pressemitteilung behauptet, Theo Lettgen sei der Masterplan "Seequartier Bärenkamp" vorgestellt worden, so stimmt dies nach Aussage Lettgens nicht. "Man hat mit mir zwar über die Entwicklung einer Alternative für die jetzige Rennbahn gesprochen", so der Vorsitzende des Trabrennvereins, "doch die genaue Planung kenne ich nicht". Im Übrigen weist Lettgen darauf hin, dass "wir einen Pachtvertrag mit der Stadt haben, der noch 22 Jahre gilt, und ich bin davon überzeugt, dass in Dinslaken die Pferde auch zukünftig weiter im Kreis laufen".

(RP)
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