Viele Anwohner evakuiert Bombe in Dortmund entschärft - Plünderer festgenommen

Dortmund · Die Entschärfung einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist in Dortmund erfolgreich abgeschlossen worden. Um 14.41 Uhr konnte die Stadt Dortmund Entwarnung geben. Während der Evakuierung wurden zwei mutmaßliche Plünderer festgenommen.

Bombenentschärfung in Dortmund-Hörde
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Bombenentschärfung in Dortmund-Hörde

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"Glückwunsch an die Feuerwerker Karl-Friedrich Schröder und Rainer Woitschek für ihren mutigen Einsatz, an alle anderen Kräfte für ihre engagierte Arbeit, an die Bürgerinnen und Bürger für ihr Verständnis und ihr diszipliniertes Verhalten", verkündete die Stadt Dortmund nach der erfolgreichen Entschärfung des gewaltigen Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg.

Zahlreiche Menschen hatten die weiträumige Sperrzone mit einem Durchmesser von 1,5 Kilometer um die Fundstelle im Ortsteil Hörde verlassen.

 In dem Dortmunder Vorort Hombruch mussten Anfang November 20.000 Einwohner, wegen der Entschärfung der 1,8 Tonnen Luftmine aus dem Zweiten Weltkrieg evakuiert werden.

In dem Dortmunder Vorort Hombruch mussten Anfang November 20.000 Einwohner, wegen der Entschärfung der 1,8 Tonnen Luftmine aus dem Zweiten Weltkrieg evakuiert werden.

Foto: dpa, sim pzi htf

Viele hatten die Nacht schon bei Freunden oder Verwandten verbracht. Das bestätigte ein Sprecher der Stadt am Sonntagmorgen. Die Sprengkraft der Bombe übersteigt die Kraft üblicher Fliegerbomben um ein Mehrfaches. Es war die vierte Entschärfung einer so großen Bombe in Dortmund seit dem Krieg.

Die Entschärfung war laut Meldung der Stadt Dortmund um 13.42 Uhr angelaufen und sollte mindestens eine Stunde dauern. Die Polizei hatte um 13.38 Uhr das Gebiet verlassen. Die Polizei Dortmund hatte im Evakuierungsgebiet zwei verdächtige Männer festgenommen. Die beiden mutmaßlichen Plünderer hatten Diebesgut und Einbruchswerkzeug dabei.

Fliegerbombe nahe der A40 am Ruhrdeich entschärft
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Fliegerbombe nahe der A40 am Ruhrdeich entschärft

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Die B54 war gegen 13 Uhr gesperrt worden, damit kein Verkehr mehr ins Gebiet rollen kann. Die Deutsche Bahn unterbrach ihren Verkehr um 13.20 Uhr. Bis zum Ende der Entschärfung: RB 52 ohne Halt zw. Hagen Hbf. und DO Hbf, RB53 ohne Halt zw. Schwerte und DO Hbf., RB 59 nur zw. Soest und Aplerbeck und RE 57 ohne Halt in Hörde.

Um 11.14 Uhr meldete die Stadt Dortmund, dass die Mitarbeiter mit Bagger, Schaufel und Hacke die Luftmine frei gelegt haben. Um 11.30 waren auch alle Krankentransporte abgeschlossen.

Drei weitere Bomben gefunden

Im Zuge der Aushubarbeiten rund um die Luftmine sind am Sonntag zudem drei weitere Bomben gefunden worden. Es handelt sich um Stabbrandbomben, 30 cm lang, acht cm Durchmesser und 15 Kilo schwer. Alle drei sind aber bereits am Vormittag unschädlich gemacht worden.

In dem zu räumenden Gebiet liegen Bahnlinien, eine Bundesstraße, der Westfalenpark, die Asylbewerber-Aufnahmestelle des Landes und ein Gasehersteller. Das Unternehmen musste 47 Tanklastwagen aufbieten, um den explosiven Sauerstofftank zu leeren. Die wichtigsten Verkehrswege wie die B54 sollen nur während der Entschärfung am Mittag gesperrt werden. Die Polizei will verstärkt ein Auge auf Einbrecher halten.

Um 10 Uhr waren 327 Personen in der Aufenthaltsstätte in der Westfalenhalle registriert. Mitarbeiter der Hilfsorganisationen nehmen die Anwohner auf. Zulauf ist weiter da, aber es gibt keine überlangen Schlangen.

Mit Evakuierungen von Pflegeheimen und Verlegungen innerhalb des Bethanien-Krankenhauses wurde bereits am Samstag begonnen, sagte ein Sprecher der Stadt Dortmund am Samstag. Auch die NRW-Erstaufnahmestelle für Asylbewerber musste geräumt werden. Rund 350 Asylbewerber wurden in die Nebenstelle nach Unna-Massen verlegt.

Die Luftmine war am Mittwoch bei Bauarbeiten auf dem Werksgelände eines Pumpenherstellers gefunden worden.

Vor einem Jahr mussten vor der Entschärfung einer ebenso großen Luftmine in Dortmund-Hombruch sogar 20 000 Menschen die Umgebung verlassen. Damals drangen Einbrecher in verlassene Wohnungen ein. Die Polizei will jetzt ein noch stärkeres Auge darauf haben, dass sich das nicht wiederholt.

Die Evakuierung soll am Sonntagmorgen bis 09.00 Uhr abgeschlossen sein. Jedoch ist mit Nachzüglern zu rechnen: Menschen die aus Angst um ihr Hab und Gut in ihren Wohnungen blieben, gebe es immer wieder, berichtet Michael Meinders, Sprecher der Stadt Dortmund. "Wir sind sehr darauf aus, dass die Menschen ihre Wohnungen verlassen. Notfalls auch mit Nachdruck von Schlüsseldienst und Polizei". Wer sich widersetze, könne mit einer Geldbuße belangt werden. Die Stadt bietet Bedürftigen die Westfalenhalle II als Notunterkunft an.

Luftminen verursachen gewaltige Druckwellen

Luftminen des Zweiten Weltkriegs wiegen mehr als eine Tonne und erzeugen nach der Explosion eine enorme Druckwelle. Die als "Wohnblockknacker" berüchtigten Geschosse zerstören nach Angaben des Bunkermuseums Emden im Umkreis von rund einem Kilometer Dächer, Türen und Fenster - um die Wirkung von danach abgeworfenen Brand- und Sprengbomben noch zu verstärken. Menschen können auch in größerer Entfernung noch von der gewaltigen Druckwelle getötet werden.

2011 wurde eine 1,8 Tonnen schwere Luftmine im Rhein bei Koblenz entschärft. Dazu wurden die Zünder herausgedreht. 45 000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Anfang 2014 explodierte ein Blindgänger, als ein Bagger auf dem Gelände einer Recyclingfirma in Euskirchen einer Luftmine zu nahe kam. Der Baggerführer starb, acht Menschen wurden verletzt. Die Mine war im oder nach dem Krieg der Einfachheit halber mit Beton ummantelt und liegengelassen worden.In Deutschland liegen Schätzungen zufolge noch Zigtausende Bomben in der Erde, meist kleinere Fünf- oder Zehnzentner-Fliegerbomben.

(rl)
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