Köln Spielkasino in Köln droht das Aus

Köln · Westspiel-Gruppe hat bei Planung für einen Neubau in Köln-Deutz offenbar eine U-Bahn übersehen.

Es war ein hochfliegender Plan, den die landeseigene Westspiel-Gruppe mit dem Neubau ihres fünften NRW-Kasinos in Köln verband: Der erste Spatenstich sollte im kommenden Sommer erfolgen, die Eröffnung im Jahr 2021. Ab dann sollten bis zu 400.000 Gäste pro Jahr an den Spieltischen des wuchtigen Bauwerks am Deutzer Bahnhof für satte Gewinne sorgen - und die Krise der angeschlagenen Westspiel-Gruppe beenden.

Aber eine peinliche Planungspanne droht jetzt, den Plan zu vernichten. Offenbar haben die Verantwortlichen die Mehrkosten unterschätzt, die eine U-Bahn verursacht, die unterhalb des Standortes verläuft. "Wenn man über einer U-Bahn-Trasse ein sechstöckiges Bauwerk errichten will, bedeutet das enorme Zusatzkosten für das Fundament", sagte ein Insider unserer Redaktion. Er ist unmittelbar an den Planungen des Projektes beteiligt. "Eine solche Komplikation gibt das Budget für das Kasino-Projekt nicht her", so der Insider.

Westspiel wollte die Frage, ob das Kasino wie bislang geplant auf der Fläche am Deutzer Bahnhof gebaut wird, gestern nicht beantworten. Ein Sprecher deutete die Probleme lediglich an: "Wie bei einem Vorhaben in einer solchen Größenordnung üblich, sind die baurechtlichen Planungsgrundlagen sehr umfangreich und im Projektfortschritt laufend anzupassen. Es gibt deshalb keine finalen Entscheidungen." Die landeseigene NRW-Bank, die im Auftrag des Landes als Eigentümerin der Westspiel-Gruppe fungiert, will sich zu dem Vorgang nicht äußern.

Auch das zuständige NRW-Finanzministerium verweigerte gestern jegliche Stellungnahme. Der "Kölner Stadtanzeiger" zitiert den Westspiel-Sprecher noch so: "Während der vergangenen Monate kam es zu einer Reihe neuer Einordnungen." Zuerst hatte die "Kölnische Rundschau" über den Vorgang berichtet.

Den bisherigen Planungsaufwand wollten Westspiel und das Finanzministerium ebenfalls nicht beziffern. Laut einer Auskunft des ehemaligen NRW-Finanzministers Norbert Walter-Borjans (SPD) vom März 2017 für den Landtag haben die Planungen aber bereits über eine Million Euro verschlungen - unter anderem für Standortsuche, einen Architektenwettbewerb, Beratungsleistungen und - ausgerechnet - eine Machbarkeitsstudie. Offenbar denkt die Westspielgruppe nun über einen neuen Standort in Köln nach: "Westspiel hält an den Plänen fest, ein Kasino in Köln zu betreiben", sagte der Sprecher.

Zu Oppositionszeiten haben die FDP und abgeschwächt auch die CDU aber mit Blick auf die schwachen Ergebnisse der Westspiel-Gruppe immer schon Skepsis an dem Kölner Neubau-Projekt geäußert. Nun sind beide Parteien an der Regierung. Im Landtag hieß es gestern, in beiden Parteien gebe es nun Überlegungen, das Projekt gänzlich zu kippen.

(tor)
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