Sinfoniekonzert ohne Geigen

Irgendwann bekommt die Tonhalle für ihre Sinfoniekonzerte einen Originalitätspreis. Diesmal ist es nicht ein komplettes nordisches Märchen, sondern ein komplett geigenfreier Sonntagvormittag, den die Düsseldorfer Symphoniker ihrem Publikum schenken. Und dass auch noch Strawinskys Klavierkonzert durch Pärts "Da Pacem Domini" in der Fassung für acht Celli unterbrochen wird – als spirituelle Durchleuchtung des neoklassizistischen Perkussionsstücks –, darf ebenfalls getrost unter "außergewöhnlich" verbucht werden.

Die Idee trägt, aber nur knapp. Pärts "Fratres" für Bläseroktett, mit dem GMD Andrey Boreyko beginnt, ist extrem empfindlich mit seinen exponierten hohen Klarinetten und seinem heiklem Hornpart, auch wenn das Licht auf der Bühne dazu gedimmt wird. Strawinskys Klavierkonzert ist dagegen ein Hammer. Der nichts weniger als fabelhafte Olli Mustonen findet auf atemberaubende Weise die Balance zwischen Perkussion und Klavierspiel, die der russische Altmeister erforschte. Sogar in seltenen lyrischen Passagen hört man noch das Schlagwerk heraus, das die ungemein rhythmische Musik färbt. Grandios. Auch die Leistung der halben Symphoniker, für die skurrilerweise Solobassist Wlodzimierz Gula Boreykos Begrüßungs-Handschlag entgegennimmt, ist tadellos.

Faurés "Requiem" nach der Pause strömt zart, zornfrei und in froher Jenseitigkeit dahin. Der Musikverein singt verlässlich in empfindlichem Piano, berauschend in der Hosianna-Fanfare. Markus Eiche füllt den Bariton-Part mit großen, kostbaren Tönen, die eingesprungene Ester Hilsberg leuchtet im Sopransolo von der Chortribüne. Drumherum satter, geigenfreier Wohlklang. Zugabe.

(RP)
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