Selbachs Schätze unterm Hammer

Die Leidenschaft des legendären Modehändlers Dolf Selbach von der Kö galt der Mode, aber auch der Kunst und der Architektur. Nun wird seine Kunstsammlung in Berlin versteigert und kann vorher noch einmal in Düsseldorf besichtigt werden

Dolf Selbach, Düsseldorfs berühmtester Mode-Händler seiner Zeit, ist mit Mode reich geworden, doch seine Leidenschaft galt auch bleibenderen Werten von ausgesuchter Schönheit: der Architektur, der Kunst, dem Kunsthandwerk. Als er im letzten Jahr über 80-jährig nach langem Krebsleiden starb, hatte er den Nachlass nicht geregelt: Immobilien – er hatte Wohnsitze in Düsseldorf, in Berlin und auf Sylt – , die Asiatica-Sammlung, die Art déco Kostbarkeiten, antike Möbel und vor allem die exquisite Kunstsammlung.

Lange suchte der Nachlassverwalter nach rechtmäßigen Erben – die wurden schließlich gefunden und lassen nun Selbachs Schätze versteigern. Die schönsten Exemplare aus seiner Kunstsammlung sind bis Samstag in der Galerie Vömel zu sehen. Es ist eine Freude, diese ganz individuelle, unkonventionelle Zusammenstellung zu betrachten, die anders als bei den meisten Sammlern keiner festen Regel wie Epoche, Stil oder Nationalität folgt, sondern Werke umfasst, die in Selbachs anspruchsvolles, ästhetisches Konzept passten: Sie wurden gezielt für bestimmte Räume gekauft, die Einrichtung auf sie abgestimmt.

Natürlich schaffte sich der stilsichere Grandseigneur nur allererste Namen an, oft schon, bevor sie internationale Berühmtheit erlangten: Günther Ueckers Nagelbild "Kleines Feld" von 1976 trifft auf Fontanas 1956 datierten "Concetto Spaziale" in warmem Orange, ein farblich sublimer Poliakoff von 1959 auf einen bunt leuchtenden Ernst Wilhelm Nay namens "Zenith". Auf Boteros "Bonjour Monsieur Botero" (1982) mag der leuchtend blaue Anzug dem Augenmenschen gefallen haben, ebenso das ausnehmend schöne Spiegelobjekt "Licht und Materie" (1969) von Adolf Luther. Von Andy Warhol ließ der Modepionier sich 1981 porträtieren, ein 1977 datierter Männer-akt der Pop-Art-Ikone ergänzt das Werk, der nicht ganz jugendfreie Polke "Erotische Phantasie" von 1973 passt gut dazu. Die insgesamt 70 Arbeiten werden vom Auktionshaus Villa Grisebach auf drei Millionen geschätzt – untere Taxe. Doch angesichts der Qualität und der Provenienz dürfte das Ergebnis üppiger ausfallen: Eine Buddha-Figur aus Selbachs Besitz, die vor einigen Tagen versteigert wurde, war mit 7000 Euro veranschlagt. Erbracht hat sie über 630 000 Euro.

Dolf Selbach zählt zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Stadt – und zu den erfolgreichsten. 1957 eröffnete der gebürtige Remscheider ein Modegeschäft auf der Berliner Allee. Das war eine Zeit, in der man zu "Men's fahion" noch Herrenausstatter sagte und kein Jean-Paul Gaultier oder Dolce & Gabbana Männermode entwarf. Doch Selbach, der in der Textilfertigung, der Kostümbildnerei und schließlich im Herrengeschäft Herbert Stock tätig gewesen war, begann fernab der klassischen Maßschneiderei ganz neue Konfektion zu entwerfen. Die teils avantgardistischen und exklusiven Entwürfe sorgten für Furore, der 80 Quadratmeter kleine Laden erbrachte drei Millionen Umsatz jährlich, 1962 folgte eine Filiale auf der Kö.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort