Ehrenamt in NRW Sechsjährige bald bei der Jugendfeuerwehr

Düsseldorf · Das Eintrittsalter der Jugendfeuerwehren soll bald von zehn auf sechs Jahre herabgesetzt werden. So sollen Kinder schon früh an die Feuerwehr gebunden werden. Im Landtag ging es am Freitag um die Zukunft des Ehrenamts.

 Kids der Meerbuscher Jugendfeuerwehr beim Training. Bislang gilt ein Mindestalter von zehn Jahren.

Kids der Meerbuscher Jugendfeuerwehr beim Training. Bislang gilt ein Mindestalter von zehn Jahren.

Foto: Dackweiler

Wenn Benjamin groß ist, möchte der Fünfjährige Feuerwehrmann werden, so wie sein Vater. "Ich will große Brände löschen in Hochhäusern, das ist voll cool", sagt er. Sein Wunsch ist so groß, dass ihn seine Eltern im nächsten Jahr gerne bei einer Kinderfeuerwehr (ab sechs Jahren) anmelden würden. Doch in ihrem Wohnort Moers gibt es nur die Jugendfeuerwehr, der man erst im Alter von zehn Jahren beitreten darf. Die nächste Kinderfeuerwehr wäre in Dinslaken - und auch die wird gerade erst gegründet.

20 Kinderfeuerwehren

Zurzeit gibt es in NRW rund 20 Kinderfeuerwehren - neben Dinslaken unter anderem noch in Dormagen, Mönchengladbach und Paderborn. Bislang bestehen sie nur auf freiwilliger Basis, das heißt, dass die teilnehmenden Kinder keinen Versicherungsschutz haben. Doch das will die Politik nun ändern: Kinderfeuerwehren soll es bald überall im Land geben, indem das Eintrittsalter bei Jugendfeuerwehren per Gesetz von zehn auf sechs Jahre gesenkt wird. Der Vorschlag ist zwar nicht neu. Bemerkenswert ist jedoch, dass er nun auch von den Grünen deutlich formuliert wird. Denn die hatten sich gemeinsam mit der SPD vor nicht einmal einem Jahr im Innenausschuss zunächst gegen gesetzliche Kinderfeuerwehren ausgesprochen, nachdem die CDU die Einführung gefordert hatte. Nun also die Kehrtwende. Ein Grund für das Umdenken: "Die Feuerwehr steht in Konkurrenz mit anderen Gruppen und Institutionen wie etwa dem Sportverein oder der Musikschule. Kinderfeuerwehren können können da ein Gegenangebot sein", heißt es bei der Partei.

Aus Regierungskreisen war zu erfahren, dass bei allen großen Parteien mittlerweile Konsens darüber besteht, dass Eintrittsalter der Jugendfeuerwehr auf sechs Jahre zu senken. Noch in diesem Jahr sollen die gesetzlichen Rahmenbedingungen mit der Novellierung des Feuerschutzgesetzes geschaffen werden. Der Feuerwehrverband NRW begrüßt die politische Einigkeit. "Wir brauchen die Gesetzesänderung dringend, um den Nachwuchs frühzeitig an uns zu binden, ehe er uns verloren geht", betont ein Verbandssprecher.

Trend stoppen

Die Grünen wollen nicht nur der Feuerwehr, sondern allen Rettungskräften bei der Nachwuchssuche unter die Arme greifen. Darum lud die Umweltpartei gestern zum ersten Katastrophenschutz-Kongress in den Landtag ein. Es ging um die Zukunft des Ehrenamtes bei Feuerwehr, THW und den Hilfsorganisationen ASB, DLRG, DRK, Johanniter Unfallhilfe und Malteser Hilfsdienst. Konkrete Ergebnisse des gestrigen Zusammentreffens sind noch nicht bekannt.

Für viele Rettungsorganisationen wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, noch ausreichend Nachwuchs zu bekommen. Einige befürchten sogar, dass sie ihre Aufgaben in Zukunft nicht mehr wahrnehmen können. Auch bei den Freiwilligen Feuerwehren ist die Situation angespannt. Zwar gibt es in 390 der insgesamt 396 Städte und Gemeinden in NRW Jugendfeuerwehren, doch sinkt seit Jahren die Zahl der Menschen, die sich noch nebenberuflich zum Brandbekämpfer ausbilden lassen. Aktuell gibt es rund 80.000 freiwillige Feuerwehrleute in NRW. Vor zehn Jahren waren es noch mehr als 84.000. Kinderfeuerwehren sollen - so die Hoffnung - diesen Trend stoppen.

Der Verband der Feuerwehren arbeitet bereits an einem Starterpaket für Kinderfeuerwehren, um allen eine einheitliche Grundausstattung zu ermöglichen. Dabei stehe aber nicht die Brandschutzausbildung im Vordergrund, sondern einfach nur Spiel und Spaß, betont etwa Manfred Heyer von der Feuerwehr Dormagen. "Kinder sollten schon so früh wie möglich lernen, wie man sich in lebensbedrohlichen Situationen verhält", sagt er. In Dormagen gibt es bereits seit fünf Jahren eine Kinderfeuerwehr. Derzeit besteht sie aus 21 Kindern, bis auf ein einziges Mädchen alles Jungen. "Feuerwehr ist halt nach wie vor eher noch'ne Männersache, auch wenn es natürlich sehr zu unserer Freude immer mal wieder Mädchen gibt, die gerne mitmachen", sagt Heyer. In Dormagen trifft sich die Kinderfeuerwehr alle zwei Wochen freitags zum Training. Sie lernen spielerisch Erste-Hilfe-Grundlagen, Rettungsdienst, Verhalten im Brandfall, Absetzen eines Notrufes sowie Übungen zum richtigen Umgang mit Feuer. Die meisten bleiben - wenn sie älter sind - der Feuerwehr erhalten.

Nun hofft auch der fünfjährige Benjamin, dass es in Moers bald eine Kinderfeuerwehr gibt. Er wolle nicht warten, bis er zehn Jahre alt sei. Sein Vater habe ihm schon alles gezeigt, was ein Feuerwehrmann können müsse. "Ich bin bereit für den Einsatz", sagt Benjamin.

(RP)
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