Düsseldorf Schützenvereine weisen Kritik der Unesco zurück

Düsseldorf · Die Europäische Gemeinschaft Historischer Schützen (EGS) hält unverändert an der Bewerbung für die Aufnahme ins immaterielle Kulturerbe der Unesco fest. Die Unesco-Experten hatten die "schroffen und ausgrenzenden Reaktionen auf nicht ,biodeutschen' Maßstäben entsprechenden lokalen Schützenkönige" kritisiert und die Bewerbung der EGS vorerst zurückgestellt. Damit reagierten sie auf den Fall des muslimischen Schützenkönigs Mithat Gedik in Werl. Wegen seines Glaubens wurde Gedik die Teilnahme am Bezirksschießen verweigert, er darf sein Amt aber ausüben. Laut Satzung der christlichen Schützenbruderschaften hätte Gedik nicht Mitglied werden dürfen. Die Unesco erklärte, dass dieses Verhalten einer frei zugänglichen Tradition widerspreche.

In einem Brief an die Unesco weist die EGS die Kritik zurück. So sei der Begriff "biodeutsch" nicht nur unangebracht, sondern enthalte auch einen rassistischen Kern. "Es ging nicht um ethnische Herkunft, es ging um Religion. Ethnische Herkunft spielt im Schützenwesen keine Rolle, wie an Dutzenden von Beispielen zu belegen ist", heißt es in dem Brief. Die christlichen Bruderschaften seien "im ökumenischen Miteinander offen gegenüber Menschen aller Hautfarben und Nationalitäten".

Ausführlich reagieren die Schützen auch auf den von der Unesco beanstandeten "freien Zugang". Aufgeführt werden Beispiele wie die als Kulturerbe zugelassenen sächsischen Knabenchöre und die Passionsspiele in Oberammergau - beide seien auf einen eng beschränkten Personenkreis limitiert. "Offensichtlich lässt die Unesco-Konvention durchaus zu, dass auch Traditionsformen, die auf eine bestimmte konfessionelle Zugehörigkeit orientiert sind, anerkennenswert sein können", heißt es. Dies sei vor dem Hintergrund der im Grundgesetz verankerten Religionsfreiheit auch selbstverständlich. Der Schutz dieser Freiheit und die Pflege des christlichen Bekenntnisses wiederum seien für die Schützen von unverzichtbarem Wert. Die EGS hofft nun auf ein klärendes Gespräch mit der Unesco-Kommission.

(jis)
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