Schalke-Austellung eröffnet
Die despektierliche Bezeichnung "Polackenklub" begleitete den FC Schalke 04 in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Fußballer wie Ernst Kuzorra und sein Schwager Fritz Szepan dominierten mit ihrem schnellen Flachpassspiel, dem "Schalker Kreisel", die Gegner. Daraus erwuchs Neid, der sich in der Beleidigung niederschlug. Allerdings ist diese nicht nur beschämend, sondern schlicht falsch. Denn Kuzorra, Szepan oder der als Emil Cerwinski geborene Emil Rothardt waren keine Polen. Mit diesem Vorurteil will die Ausstellung "Ihre Eltern waren Masuren" aufräumen, die gestern im Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH) eröffnet wurde und dort bis Freitag, 1. Juni zu sehen ist. Denn wie die kleine, aber sehenswerte Ausstellung erklärt, kamen die Eltern der berühmten Kicker im Zuge der Landflucht Ende des 19. Jahrhunderts aus Ostpreußen in den Westen Deutschlands. Und so wurden Kuzorra und Cerwinski 1905 in Gelsenkirchen geboren, Szepan dort zwei Jahre später – echte Schalker.
Gestern eröffnete Alexander Jobst, einer der drei Vorstände des FC Schalke 04, die Ausstellung und entschuldigte dabei den Ehrenpräsidenten Gerhard Rehberg, der kurzfristig zum heutigen Spiel in der Europa League bei Atletico Bilbao geflogen war. Jobst freute sich über die Ausstellung, bemängelte aber, dass es als Hauptpreise für das "Schalke-Quiz" drei Preise von Fortuna Düsseldorf gibt. "Hätten Sie uns vorher gefragt, hätten wir sicher etwas passenderes finden können", bemerkte Jobst, der versprach, dass noch Schalke-Preise hinzukommen sollen. Zur Ausstellung bermekte Jobst, sie zeige, dass Integration schon damals stattgefunden habe, und dass man sie heute noch vorleben müsse, denn: "Fußball ist die einfachste Sprache der Welt."
Die Ausstellung selbst hatte im Jahr 2006 der bekennende Schalke-Fan Wolfgang Freyberg ins Leben gerufen – der Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen in Ellingen (Mittelfranken). Nun sind die Schautafeln erstmals in NRW zu sehen. "Düsseldorf ist ja auch deutlich näher an Schalke als Ellingen", begründete GHH-Sprecher Markus Patzke und ergänzte grinsend: "In Dortmund hätte man die sicher nicht zeigen können."
Neben den Schautafeln aus Ellingen hat das GHH noch drei Vitrinen mit Devotionalien befüllt. Diese gehören dem Sammler Albrecht Tyrell aus Bonn. Darunter befindet sich ein Zettel mit dem Briefkopf "Aus dem Zigarrenhaus Ernst Kuzorra" und der handschriftlichen Notiz: "Ich hatte leider kein anderes Bild". Davon gibt es im GHH nun genug.