Sorge um Chaos durch Verspätungen Endgültiges Aus für Abellio in NRW
Düsseldorf/Hagen · Nach langer Hängepartie ist klar: Wichtige Zugstrecken von Abellio fallen an die Konkurrenz. Das Unternehmen muss aufgeben. Der RRX fällt wohl an National Express, die meisten S-Bahnen gehen an DB Regio.
Das Eisenbahnunternehmen Abellio wird in NRW Ende Januar aufgeben. Das gab die Abellio Rail GmbH mit Sitz in Hagen am Dienstag bekannt. Damit steht fest, dass wichtige S-Bahn-Strecken und Regionalzüge wie der RRX (RE1), das Niederrhein-Netz oder die S7 (Der Müngstener) künftig von anderen Bahnunternehmen wie der Deutschen Bahn und National Express übernommen werden. Damit es kein zu großes Verspätungschaos beim Übergang gibt, hat unter anderem VRR-Vorstandschef Ronald Lünser die Abellio-Belegschaft bei Versammlungen gebeten, schnell zu den anderen Bahnunternehmen zu wechseln. Den RRX übernimmt wohl National Express sagen Kenner der Vorgänge, die wichtigsten S-Bahnen die Deutsche Bahn (DB Regio NRW).
Die für den Schienennahverkehr in NRW zuständigen Aufgabenträger wie der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) oder Nahverkehr Rheinland (NVR), zu dem der VRS gehört, betonten, eine weitere Zusammenarbeit mit Abellio sei unmöglich. Es stand ohnehin fest, dass der Ableger der niederländischen Staatsbahn die langfristigen Verträge über Ende Januar 2022 hinaus nicht fortführen wollte, weil Abellio andauernde Verluste schrieb.
Daraufhin kündigten die Aufgabenträger an, sie würden ab Februar andere Bahnunternehmen mit dem Betrieb der Strecken im Rahmen einer Notvergabe beauftragen. Als Reaktion kündigte Abellio an, sich selbst um diese Aufträge bemühen zu wollen, weil es dann ja mehr Geld für die gleiche Arbeit geben würde. Dies jedoch lehnten die Aufgabenträger nun ab. Das Land hat 380 Millionen Euro Hilfe zugesagt, um künftig teurere Verträge zu finanzieren.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Abellio „die geforderten Leistungen zuverlässig erbringen könne“, sei nur als gering einzustufen, so die Aufgabenträger am Dienstag. Hintergrund ist, dass das Unternehmen sich seit Monaten als faktisch zahlungsunfähig erklärt hatte und sich im Schutzschirmverfahren befand.
Die rund 1000 Beschäftigten von Abellio sollen bei einem Wechsel alle Rechte aus ihren Arbeitsverträgen mitnehmen dürfen, sagte VRR-Chef Lünser. Er ergänzte vor der Belegschaft von Abellio: „Wir wollen unsere Fahrgäste weiterhin zuverlässig bedienen. Dafür brauchen wir Sie als verlässliche Eisenbahnerinnen und Eisenbahner. Sie wechseln zwar den Arbeitgeber. Aber ansonsten werden Ihre Verträge mit allen Rechten und Pflichten übernommen.“
Insider bei den Verkehrsverbünden in NRW sagen, dass Ende Januar viele Ausfälle von Zügen und S-Bahnen zu befürchten seien. In den letzten Monaten hätten immer mehr Beschäftigte von Abellio das Unternehmen verlassen, der Streit um die Zukunft der Firma hätte die Belegschaft zermürbt.
Abellio erklärt, die Aufgabenträger, also die Verkehrsverbünde hätten die größte Pleite einer Bahnfirma in den letzten Jahren in NRW zu verantworten. In Mitteldeutschland sei es gelungen, Verträge so neu zu verhandeln, dass Abellio weiter machen konnte trotz gestiegener Kosten.