Start-up #RheinStories: Reisen mit nachhaltigem Gepäck

Wülfrath · In der sechsten Woche ihrere Reise durch die Region haben Maren Könemann und Marie Ludwig ein nachhaltiges Start-up aus Wülfrath getroffen. Wie alles mit einem Wohnmobil beginnen konnte.

 Katharina Schmidt und Björn Sperling aus Wülfrath haben das Start-up "Sperling Bags" gegründet für nachhatlige Rucksäcke.

Katharina Schmidt und Björn Sperling aus Wülfrath haben das Start-up "Sperling Bags" gegründet für nachhatlige Rucksäcke.

Foto: Marie Ludwig

Was macht man mit einem kaputten Kite-Segel? Flicken, verkaufen, wegschmeißen, wären wohl die naheliegendsten Antworten. Auf die Idee, sich aus dem Stoff eine Tasche zu nähen, wären aber wahrscheinlich die wenigsten gekommen. Björn Sperling hat genau das gemacht. Der heute 26-jährige Wülfrather war noch Schüler, da kramte er eine alte Nähmaschine heraus, brachte sich das Nähen anhand von Youtube-Videos bei und fertigte seinen ersten eigenen Rucksack. „Natürlich konnte ich das damals noch überhaupt nicht“, sagt Björn. Aber: Es war der Startschuss für ein eigenes Unternehmen.

Denn heute ist Björn studierter Maschinenbauer und verkauft gemeinsam mit seiner Freundin Katharina Schmidt seine Rucksäcke, die „Sperling-Bags“. Für die #RheinStories haben wir die beiden jungen Gründer in Wülfrath getroffen und über ihre gleichnamiges und noch junges Start-up gesprochen – denn auch ihnen liegt das Thema Nachhaltigkeit am Herzen. Ihre Rucksäcke bestehen fast ausschließlich aus nachhaltigen Materialien wie Biobaumwolle und Kork, und mit dem Verkauf eines jeden Rucksacks wird ein Euro an ein „Kuhaltersheim“ auf einem Hof in Niedersachsen gespendet. „Für unser Produkt sollen einfach keine Tiere sterben“, sagt Katharina Schmidt.

Die 24-jährige Jura-Studentin hatte die Idee zum eigenen Unternehmen vorangetrieben. Als Erstsemester-Studentin war sie ihren Jute-Beutel irgendwann leid. „Ich wollte einen Rucksack, mit dem ich nicht aussehe, als ob ich wandern gehen würde“, sagt Schmidt. Und aus Leder sollte er auch nicht sein — aus ethischen Gründen. Björn löste das Problem, indem er ihr und kurzerhand einen passenden Rucksack nähte.

 Für die #RheinStories haben Marie Ludwig und Maren Könemann die beiden in einem Wald in Wülfrath getroffen.

Für die #RheinStories haben Marie Ludwig und Maren Könemann die beiden in einem Wald in Wülfrath getroffen.

Foto: Maren Könemann

Die Entwicklung und Vorarbeit für ihre „Sperlinge“ leisten Katharina und Björn in ihrer Manufaktur in Bochum. „Ich nähe alle Prototypen selbst“, sagt Björn. Mittlerweile arbeiten die beiden aber auch mit einer Behindertenwerkstadt und einer kleinen Manufaktur in Indien zusammen.

Seit der Gründung haben die beiden rund 1500 Rucksäcke verkauft und wurden für ihre Idee gleich zweifach beim Wettbewerb „Senkrechtstarter“ ausgezeichnet. Für ihren Traum und den Erfolg verzichten Katharina und Björn auf Dinge wie Ausgehen und mussten einiges aufgeben. Darunter auch „Arno“, ihr damaliges Wohnmobil, mit dem sie viele schöne Erinnerungen an Urlaube und Reisen verbinden. „Ich habe es erst nicht übers Herz gebracht, aber wir hatten kein Geld und es blieb letztendlich nichts anderes übrig“, sagt Björn. Die beiden verkauften „Arno“ an ein Rentnerpaar – und haben sich als Alternative einen Sprinter selbst ausgebaut, mit dem sie zu Terminen und Messen fahren. „Darin übernachten wir auch“, sagt Katharina. Auch im tiefsten Winter, auch auf Messeparkplätzen.

Für die Zukunft hoffen sie auf „Arnos“ Rückkehr. „Wenn wir genug Geld haben, dann holen wir ihn zurück“ , sagt Björn. Aber die neuen Besitzer könnten sich ruhig noch ein wenig Zeit lassen.

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