Rheinischen Schützen fehlen 350 000 Euro

dormagen/leichlingen Ein handfester Finanzskandal erschüttert den Rheinischen Schützenbund (RSB) und seine 85 000 Mitglieder zwischen Kleve und Mainz. 350 000 Euro sind "weg" – beziehungsweise als Festgeld auf Sparbüchern gelandet, die nach eigener Aussage Ex-Schatzmeister Jürgen Kassel hortet.

Beim 60. Rheinischen Schützentag in Dormagen verzichtete der Vorstand um Präsident Harry Hachenberg (Neuwied) auf die Entlastung, gleichzeitig beschlossen die 1075 im RSB organisierten Vereine eine Beitragserhöhung, um die "momentane finanzielle Situation" zu meistern. Mit dieser Finanzspritze ist in Augen von RSB-Geschäftsführer Burckhard Knot in Leichlingen die Liquidität des Dachverbandes der Sportschützen gesichert: "Wir sind den Vereinen sehr dankbar, dass sie uns in dieser Situation unterstützen." Nach Aussage von Knot gilt die Beitragserhöhung als "zeitlich befristet".

350 000 Euro hat der Ex-Schatzmeister auf Festgeldkonten unter seinem Namen angelegt – nach seiner Darstellung mit Wissen des RSB, dessen Geschäftsführer Burckhard Knot sagt: "Das Präsidium wusste definitiv nichts davon." Seit 2005 soll Kessel das Geld bewusst auf eigene Konten überwiesen haben. Erst Anfang des Jahres seien die Unregelmäßigkeiten aufgefallen, so Knot. Der Schatzmeister, der seit 24 Jahren die RSB-Kasse führte, habe über seinen Anwalt eingeräumt, "vertrauenswidrig gehandelt" zu haben. "Das ist sehr verwerflich", schimpft Knot, der eine Anzeige gegen den Ex-Schatzmeister nicht ausschließen will.

Jürgen Kassel sieht in der Darstellung des RSB eine Kampagne: "Man will mir einen Strick daraus drehen", sagte er gestern gegenüber unserer Zeitung. "Seit zehn Jahren wurde Festgeld des RSB auf meinen Namen angelegt. Das wusste jeder." Ihm sei klar, dass der Vorgang vereinsrechtlich nicht richtig gewesen sei. "Aber das Geld ist nicht in Kairo oder Kenia, sondern auf Sparbüchern in meinem Tresor." Die Festgelder seien gekündigt, das Geld werde wieder auf die Konten des RSB überwiesen.

"Ich freue mich, dass wir das Geld zurückbekommen sollen", sagte dazu wiederum Burckhard Knot. Das sei schließlich vorrangig und würde eine Inanspruchnahme der Vertrauensschadenversicherung überflüssig machen. Fragen nach der offenbar nicht effektiven Kontrolle wehrt der RSB-Geschäftsführer mit dem Hinweis auf das Vertrauen ab, das in einen so lange amtierenden Schatzmeister und Steuerberater gesetzt werde.

(RP)
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