Bürkes und Pastürkes Vorsicht – Pfarrer hört mit
Meinung | Düsseldorf · Pastoren und Bauern haben im Rheinland einen Sonderstatus, gern wird über sie gelästert – auch wenn die Menschen es nicht böse mit ihnen meinen.
Es gibt zwei Berufsstände, die zwar kaum etwas miteinander zu tun haben, aber im Rheinischen das gleiche Schicksal teilen: Über Bürkes und Pastürkes wird allzu gern gelästert. Die einen werde als Buurewrimpel tituliert, die anderen als Helijebützer verhonepipelt. Und manchmal kommen beide in einer Redensart vor: „,Wenn et nur der Paaf nit süht; mehm Herrgood well ich wall fäädig wääde‘, saht der Boor und mah si Heu am Sonntag.“ Da wird eher auf göttliches Verständnis gesetzt, denn auf des Pfarrers Einsicht. Dass die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln haben, ist ein Vorurteil, das sich auch im Rheinland hält. Und Neuem aufgeschlossen sind die Landleute danach schon gar nicht: „Wat der Buur nit kennt, da frisst hä nit.“ Aber im Kölner Karneval genießt der wehrhafte Bauer höchstes Ansehen. Und auch am Niederrhein wird gern und ausgiebig de Boorekirmes gefeiert, was für zünftiges und ausgelassenes Miteinander steht. Und doch gibt es Begriffe wie die Buurefott, die nicht ganz so schmeichelhaft sind. Wer hat schon gern einen Po, der in die Breite geht? Das Buurekaff steht für ländliche Einfachheit und wird erst jüngst als nachhaltiges Idyll gepriesen. Wenn es um typische Köperformen geht, wird auf dem Pastor eine gewisse Genußfreudigkeit unterstellt, die sich am Bauch niederschlägt. Der heißt dann in Düsseldorf schon mal scherzhaft Deleketesslade. Pfarrer, die „Water predije und Wing suffe“, kennt der Volksmund auch. Und Buuremanier steht für ein eher burschikoses Verhalten. Und doch haben die Bauern das Land und sein Selbstverständnis entscheidend geprägt: In Kappes-Hamm in Düsseldorf sind die Kappesbuere hoch angesehen. In Köln machen sie, so sagt der Volksmund, aus Dreck Jeld. In Mönchengladbach gibt es sogar ein Denkmal für die Weißkohlproduzenten: „Die Sonne scheint mit ihren Strahlen aufs Kappesland Rheindahlen.“ Dazu passt der Spruch: „Wer im Sommer Kappes klaut, hat im Winter Sauerkraut.“ Beim Buuredanz von den Bläck Fööss heißt es: „Och d´r Paschter höpp wie jeck, wie vom Düvel anjesteck.“ Und noch ein Hinweis: „Stell, do kütt der Pastur.“ Vorsicht, Pfarrer hört mit.