Reha Moses war noch ein Baby

Im ersten Transport nach Lodz waren mehr als 60 Kinder, die noch keine 14 Jahre alt waren, darunter einige wenige Monate alte Babys. Zu ihnen gehörte Reha Moses. Am 11. Januar 1941 geboren, war das kleine Mädchen gerade neun Monate alt, als die Eltern Erwin (38) und Edith (32) die Aufforderung erhielten, sich am Schlachthof für den Transport in den Osten bereitzuhalten. Auch die Großeltern Simon und Rosalie waren dabei, Onkel Adolf, der Halbbruder von Erwin, und Tante Anneliese, Erwins jüngere Schwester. Der kaufmännische Angestellte Erwin Moses war an der Bismarckstraße aufgewachsen, lebte seit 1933 mit seinen Eltern im Haus Graf-Adolf-Straße 41. Am 12. September 1939 hatte er Edith Sondheimer geheiratet, die bis dahin in mit ihren Eltern in Wattenscheid gelebt hatte. Nur wenige Wochen vor der Hochzeit waren die Sondheimers gezwungen worden, aus ihrer Wohnung in ein Judenhaus umzuziehen.

Nicht einmal den Namen ihres ersten Kindes hatte das junge Paar frei aussuchen dürfen: Als Juden war ihnen lediglich gestattet, aus einer vorgegebenen Liste jüdischer Namen zu wählen.

Im Ghetto in Lodz arbeitete Edith einige Monate in einer Miederfabrik. Am 14. Mai 1942 brachte der zehnte Todestransport aus Lodz die gesamte Familie Moses ins Vernichtungslager Chelmno. Tags darauf erstickten sie alle qualvoll in Gaskammern an Kohlenmonoxid.

(RP)
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