Krefeld Razzia im Bauamt der Stadt Krefeld

Krefeld · Ein Mitarbeiter steht unter Korruptionsverdacht. Anlass waren Ermittlungen zu einer Brandstiftung.

Polizei und Staatsanwaltschaft haben gestern Büroräume des Krefelder Bauamtes durchsucht. Gegen einen Mitarbeiter der Stadt besteht Korruptionsverdacht. Der Verdacht war im Zuge von Ermittlungen wegen Brandstiftung bei einer Gaststätte in Krefeld aufgekommen. Bei dem leerstehenden Gebäude war im vergangenen Jahr der Dachstuhl ausgebrannt - Polizei und Staatsanwaltschaft gehen heute davon aus, dass Brandstiftung die Ursache war. Die Gaststätte ist mittlerweile abgerissen. Dort sollen Wohnhäuser entstehen. Wie beide Fälle zusammenhängen, wollte die Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen nicht erläutern.

Parallel zum Bauamt wurden auch zwei Privatwohnungen und ein Geschäftssitz in Krefeld durchsucht. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Feuer bei der Gaststätte "die Grundlage für die Neubebauung des dazugehörigen Grundstücks" geschaffen habe. Die Stadt hat nach Bekanntwerden des Verdachts die erteilten Genehmigungen geprüft; sie sind demnach rechtlich einwandfrei.

Nach Auskunft des Koordinators, der das Bauprojekt leitet, sei die Gaststätte von ihrer früheren Besitzerin zunächst an einen Mitarbeiter des Bauordnungsamtes verkauft worden - gegen diesen Mitarbeiter wird nach Informationen unserer Zeitung ermittelt. Nachdem die fälligen Genehmigungen vorgelegen hätten, habe der städtische Bedienstete das Gebäude an den Investor weiterverkauft, der das Gelände nun mit Wohnhäusern bebauen will. Zum Zeitpunkt des Brandes habe für das Haus schon lange keine Gebäudeversicherung mehr bestanden.

Die Chronologie der Ereignisse wirft die Frage auf, welchen Sinn die Brandstiftung gehabt haben soll. Die Baugenehmigungen für die neue Wohnbebauung waren Mitte 2014 erteilt worden; die Abrissgenehmigung für die Gaststätte folgte im September - der Dachstuhlbrand war im November. Warum zündet jemand ein Haus an, für das eine Abrissgenehmigung vorliegt? Der zuständige Oberstaatsanwalt sagte dazu nichts. Er wolle nicht spekulieren, sondern die Ermittlungsergebnisse abwarten, betonte er. Versicherungsbetrug schloss er aus, weil es keine Versicherung mehr gegeben habe.

Vorerst offen bleibt damit auch die im Raum stehende Frage, ob ein Mobilfunkmast, der auf der Gaststätte stand, das Motiv für die Brandstiftung gewesen sein könnte, weil eine langfristige Vertragsbindung dem Start des Bauprojekts im Wege stand.

(RP)
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