Düsseldorf Pro Jahr 1000 Diebstähle in Kirchen

Düsseldorf · Laut LKA haben es die Täter auf Geld und Gegenstände aus Metall abgesehen.

Nicht einmal die Heilige Schrift ist vor Dieben sicher: In der evangelischen Markuskirche in Krefeld-Fischeln stahlen unbekannte Täter vor rund einem Jahr eine von Alt-Bundespräsident Theodor Heuss gestiftete Bibel sowie acht wertvolle Altarkelche. Bis heute weiß Pfarrer Thomas Stockkamp nicht, was aus den Kirchenschätzen geworden ist, trotz angebotener Straffreiheit bei Abgabe der Kelche und Bibel.

Rund 1000 Mal pro Jahr schlagen Diebe in Kirchen in Nordrhein-Westfalen zu. Diese Zahl hat das Landeskriminalamt (LKA) ermittelt. Unter dem Stichwort "Tatort Kirche" erfasst das LKA Delikte, die sich in Gotteshäusern abspielen. Im Jahr 2012 gab es 1537 Fälle von einfachem und schwerem Diebstahl. 2013 waren es 1297. Auch für dieses Jahr rechnet die Polizei mit ähnlichen Zahlen: Bisher habe es 671 Diebstähle und 150 Versuche gegeben. Laut LKA wurden an erster Stelle Geldbörsen gestohlen, gefolgt von Gegenständen aus Metall, Handys und sakralen Gegenständen sowie Opferstöcken, aus denen Diebe Bargeld entwenden, wie etwa im Januar in der Kirche St. Josef in Solingen oder im Mai in der Sankt-Antonius-Kirche in Kevelaer. Erbeutet wurden meist nur wenige Euro, der Schaden für die Gemeinden ist oftmals erheblich größer.

"Wir erleben immer mal wieder Beutezüge von Banden, die es auf Kupfer oder andere Metalle abgesehen haben", sagt die Pressereferentin des Erzbistums Köln, Sarah Meisenberg. Wenn am Markt viel für Metalle gezahlt werde, spiegele sich das auch in der Zahl der Vorfälle wider. "Anhand der Versicherungsmeldungen aus den Gemeinden können wir beobachten, wie sich die Lage entwickelt", sagt Meisenberg. Eine spürbare Zunahme von Straftaten in Kirchen sei demnach nicht zu verzeichnen. Auch Überlegungen, die Öffnungszeiten aus Sicherheitsgründen einzuschränken, gebe es bislang nicht. Die Gotteshäuser sollen tagsüber geöffnet bleiben, damit sie Gläubigen zur Einkehr und Andacht dienen können. "Es würde dem Charakter von Kirche nicht gerechet, wenn wir Öffnungszeiten verringern oder Gotteshäuser ganz geschlossen halten würden." Das sieht auch Thomas Rünker, Sprecher des Bistums Essen, so: "Einerseits müssen wir den Bau schützen, andererseits ist es unsere Aufgabe, Christen eine Möglichkeit zum Beten zu geben." In einigen Gemeinden gibt es laut Meisenberg Freiwillige, die Präsenz zeigen. Andere setzen auf Kameraüberwachung oder sorgen mit Gittern dafür, dass nur bestimmte Teile der Kirche zugänglich sind, so dass zwar Kerzen angezündet werden können, nicht aber Kirchenschätze frei zugänglich sind.

(leb/sep/bu/nik)
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