Serientäter auf der A 3 unterwegs Polizei warnt vor Laserpointer-Angriffen auf Autos

Düsseldorf · Immer öfter werden Autofahrer von Laserpointern geblendet. Bislang endeten die Attacken glimpflich. Doch es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert, meinen Ermittler. Auf der A 3 jagt die Autobahnpolizei einen Serientäter.

 Mit rotem und grünem Licht können Laserpointer das menschliche Auge blenden.

Mit rotem und grünem Licht können Laserpointer das menschliche Auge blenden.

Foto: centertv

Es ist kurz nach 21 Uhr am vergangenen Sonntagabend, als ein 32 Jahre alter Autofahrer auf der Bundesstraße 70 bei Wesel während der Fahrt plötzlich von einem grünen Blitz getroffen wird. Der junge Mann wird durch den grellen Strahl geblendet und verliert kurzzeitig die Orientierung. Nur mit Glück gelingt es ihm, seinen Wagen auf der Straße zu halten. Ein Unbekannter hat ihm aus einem entgegenkommenden Fahrzeug mit einem Laserpointer ins Gesicht gestrahlt. Geistesgegenwärtig nimmt der 32-Jährige die Verfolgung auf und informiert die Polizei. Diese löst sofort eine Fahndung aus — mit Erfolg. Die Beamten können den Täter wenig später stellen. Es handelt sich um einen 16-jährigen Beifahrer. Wie sich herausstellt, hat er nicht nur den 32-Jährigen, sondern noch weitere Autofahrer mit dem Laserpointer attackiert. "Man kann nur von Glück sprechen, dass dadurch kein schlimmer Unfall entstanden ist", sagt ein Sprecher der Polizei in Wesel.

Landesweit häufen sich die Fälle von Laserattacken auf Autofahrer. Allein auf den Straßen im Raum Düsseldorf hat es laut Gewerkschaft der Polizei im vergangenen Jahr mindestens 30 solcher Angriffe gegeben. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt, weil nicht jede Attacke zur Anzeige gebracht werde — auch aus Bequemlichkeit. Dabei handelt es sich um eine Straftat, um einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr. "Das Strafmaß liegt zwischen sechs Monaten und zehn Jahren", erklärt Arnold Plickert, NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei. Es käme einem Wunder gleich, dass noch niemand dabei ums Leben gekommen sei, betont er. "Denn bei einer Attacke wird für einen Sekundenbruchteil alles grün im Auto, man erschreckt sich und sieht nichts mehr — und das bei hoher Geschwindigkeit."

"Kein Dummerjungen-Streich"

Bei den Laserangriffen auf Autofahrer handelt sich um ein relativ neues Phänomen — deswegen beobachtet die Polizei die Entwicklung mit zunehmender Sorge. "Bislang waren vor allem Laser-Attacken auf Flugzeuge und Hubschrauber bekannt", sagt Frank Scheulen, Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA). Bei den Tätern handelt es sich in der Regel um Jugendliche, "die nicht wissen, was für einen Schaden sie anrichten können", sagt Plickert. Später bei ihren Vernehmungen gäben sie dann oft Langeweile als Grund für die Laserattacken an. LKA-Sprecher Scheulen stellt jedoch klar: "Das ist kein Dummerjungenstreich."

Bei den eingesetzten Laserpointern handelt es sich nicht um die Geräte, die etwa bei Vorträgen als optischer Zeigestock verwendet werden. Diese enthalten Laserdioden, die gebündeltes rotes Licht abstrahlen. Geblendet werden die Autofahrer hingegen durch grüne Strahler, die wesentlich teurer sind, in Fernost produziert und meistens übers Internet bestellt werden. Die Laserzentren in Deutschland warnen eindringlich vor missbräuchlichen Einsätzen dieser Geräte. "Die Gefahr einer Augenschädigung besteht, die eventuell langfristig die Sehfähigkeit des Betroffenen beeinträchtigt", heißt es in einer Stellungnahme des Instituts für Laser-Medizin an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität. Die Befunde bei den Opfern seien meist Beeinträchtigung der Sehfähigkeit sowie Ödeme (Schwellungen durch Wassereinlagerung in der Netzhaut).

Berufspendler und Urlaubsreisende aus NRW, die über die A 3 Richtung Süddeutschland fahren, müssen derzeit besonders vorsichtig sein, warnt die Polizei. Denn die Autobahnpolizei Hessen jagt seit Wochen einen Serientäter, der auf der A 3 bei Montabaur mit Laserpointern Verkehrsteilnehmer attackiert. Elf Fälle sind bislang bekannt. Die Ermittler suchen dort bereits mit Handzetteln und Plakaten nach dem Täter. "Wir hoffen, dass wir ihn kriegen, bevor es den ersten Toten gibt", sagt ein Polizeisprecher.

(RP)
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