Polizei hebt Jugendbande aus

Ein 19-Jähriger soll in Flingern-Süd mehrere Kinder und Jugendliche mit Schlägen und Drohungen zu Einbrüchen gezwungen haben. Zu der Clique gehört auch ein 15-Jähriger, der mit besonderer Brutalität Raubüberfälle verübt haben soll. Beide sind jetzt in Untersuchungshaft.

Seine Clique in Flingern kennt ihn als Jamal. Er selbst nannte sich gern Boss und seine jüngeren Kumpane Soldaten. In seiner dicken Jugendstrafakte wird der vorbestrafte mutmaßliche Anstifter einer Diebesbande unter seinem Geburtsnamen Bozidar D. geführt.

Der 19-Jährige stand nach Einbrüchen und Raub unter Bewährung, als er begann, andere Jugendliche zu Straftaten zu überreden. Das haben zumindest die Ermittlungen der Polizei ergeben. Die Komplizen, 13 bis 16 Jahre alt, hätten alle schon eigene Polizeikontakte gehabt, berichtete gestern der Leiter des Jugendkommissariats, Wolfgang Wierich. Doch ohne den Druck von Bozidar D. hätten sie die ihnen nun angelasteten Taten womöglich nicht begangen.

Ein gerade 14 Jahre alt gewordener Einbrecher hatte sich nach seiner Festnahme einem Ermittler des Einbruchskommissariats anvertraut. Demnach habe "Jamal" ihm Handy und Kappe abgenommen und ihm beides nur wiedergeben wollen, wenn er Einbrüche begehe. Später seien die Drohungen härter geworden: Er würde nackt ausgezogen, man werde ihm die Beine brechen, ihn totschlagen.

In die weiteren Ermittlungen war dann das Jugendkommissariat eingeschaltet worden, das die Gruppe, die sich auf einem Spielplatz in der Nähe der Langerstraße traf, schon selbst nach einer Häufung von Autoaufbrüchen und Roller-Diebstählen im Auge hatte.

Die gemeinsamen Ermittlungen ergaben bislang mehr als 30 Straftaten, hinter denen fast immer Bozidar D. gesteckt haben soll, der auch stets einen Anteil an der Beute einforderte. Nicht alle Mitglieder der Gruppe musste der in Wesel geborene staatenlose D. zwingen. Ein 13-Jähriger etwa soll bei nahezu sämtlichen Taten dabei gewesen sein. Und der 15 Jahre alte Dancho S. tat sich selbst mit solcher Brutalität und krimineller Energie hervor, dass er schon eine Woche vor dem Rest der Gang festgenommen wurde. "Nachdem er einen 18-Jährigen mit einer Eisenstange zu Fall brachte, als der Geld und Handy nicht hergeben wollte, und ihm dann noch den Ring vom Finger zog, da mussten wir ihn von der Straße holen", berichtete Wierich gestern. Als Polizisten S. in seinem Kinderzimmer festnahmen, lehnte der 15-Jährige cool ab, die Beamten zu begleiten. "Ich fahre mit meinen Eltern in Urlaub." Daraus wurde nichts, Dancho sitzt seit vergangener Woche in Siegburg in U-Haft.

Zu den Taten, die ihm vorgeworfen werden, gehört ein perfider Autodiebstahl: Mit zwei Komplizen war er der Einladung einer 15-jährigen Internetbekanntschaft zu einem Sportfest nach Lohausen gefolgt, hatte aus der elterlichen Wohnung des Mädchens unbemerkt einen Mercedesschlüssel mitgenommen, dann weiter am Fest teilgenommen und reichlich Wodka getrunken. Dann verabschiedete er sich freundlich, ging zurück zum Haus des Mädchens und fuhr im Wagen von deren Eltern davon. Das angetrunkene Trio – darunter auch der 13-Jährige – wechselte sich am Steuer ab, fuhr quer durch die Stadt und ließ den Wagen nach einem Unfall in Flingern stehen.

Im April sollen früh um 4 Uhr mehrere Jungen in eine Wohnung eingebrochen sein. Die Mieterin wachte auf. Ihren Versuch, einen der durchs Fenster flüchtenden Täter festzuhalten, bezahlte sie mit einer Narbe, die für immer in ihrem Gesicht bleiben wird: Der Jugendliche hatte ihr, nachdem er sich losgerissen hatte, einen Blumentopf ins Gesicht geschleudert.

"Wir haben es hier nicht mit harmlosen Delikten zu tun", sagte Wierich. "Wir sind deshalb sehr froh, dass wir diese Gruppe ausgehoben haben."

(RP)
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