Düsseldorf Polizei-Gewerkschaft bestreitet Nachwuchs-Mangel

Düsseldorf · Mitten in die Mahnungen vor drohenden Nachwuchsproblemen bei der Polizei platzt der NRW-Landesverband der Gewerkschaft der Polizei (GdP) mit einem ungewöhnlichen Beitrag. In einem Positionspapier, das unserer Zeitung vorliegt, sprechen die Autoren davon, dass es in den kommenden Jahren ausreichend Nachwuchskräfte gebe – allerdings derzeit an den falschen Stellen um junge Polizeikräfte geworben werde.

Der Beitrag richtet sich in erster Linie gegen Forderungen der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), die Zugangsbeschränkungen für den Polizeidienst in NRW abzusenken. Seit 2003 benötigen Anwärter das Fachabitur oder Abitur, ein Realschulabschluss reicht dagegen nicht mehr. Schon die Mahnungen bei der Verschärfung seien unbegründet gewesen, schreibt die GdP. "Nach dem Prinzip der Bestenauslese konnten immer genügend geeignete Bewerberinnen und Bewerber eingestellt werden."

Trotzdem fordert die Konkurrenzgewerkschaft DPolG vor dem Hintergrund drohender Massenpensionierungen, auch Realschüler wieder zum Polizeidienst zuzulassen. Ein ähnliches Modell gibt es bereits in Rheinland-Pfalz. Der GdP zufolge gibt es dafür aber keinen Bedarf. Das zeige nicht nur die seit 2011 um mehr als 800 auf 8361 gestiegene Zahl der tatsächlichen Bewerber, sondern auch die Prognose des NRW-Schulministeriums für die Schülerzahlentwicklung bis 2030.

Deshalb fordert die GdP, dass bei künftigen Werbekampagnen der Fokus nicht mehr nur auf den studienberechtigten Schulabgängern der allgemeinbildenden Schulen liegen dürfe. Ausschlaggebend sei vielmehr die Zahl aller Studienberechtigten, und dazu zählten eben auch die Absolventen der Berufskollegs. Damit vergrößere "sich der potenzielle Bewerberkreis für die Polizei um über 30 Prozent", heißt es. Und diese Zahl werde noch weiter steigen, "da der Trend zu höheren Bildungsabschlüssen seit Jahren zunimmt". Hinzu kämen jene Realschüler, die nach ihrem Abschluss direkt eine Berufsausbildung absolvierten. Auch sie könnten nach einigen Berufsjahren ohne die Fachhochschulreife oder das Abitur die duale Polizeiausbildung absolvieren – ebenso wie Studienabbrecher. "Darüber hinaus kommen noch die zahlreichen Bewerber aus den anliegenden Bundesländern, so dass ausreichend Bewerber zur Verfügung stehen", so die Autoren. Die GdP empfiehlt, das Einstellungsverfahren zu straffen. "Andere Bundesländer und private Mitbewerber sind da deutlich besser aufgestellt."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort