Plakate für Transparenz im Netz

"Privatsphäre ist eine bürgerliche Fantasie" – "Ich hab was zu verbergen, meine Privatsphäre": Plakate mit diesen Slogans hängen derzeit überall im Stadtgebiet – in Flingern, in Ober- und Unterbilk, in Friedrichstadt und in der Altstadt. Die Poster sind Teil einer Aktion, die der Düsseldorfer Künstler Florian Kuhlmann organisiert hat. Das Projekt trägt den Titel: "Transprivacy". Das Wort setzt sich aus den Begriffen "Transparenz" und "Privatsphäre" zusammen.

"Hintergrund ist der fortschreitende Wandel und die Veränderungen von Öffentlichkeit und Privatsphäre im Kontext einer mehr und mehr digital vernetzen Welt", sagt Kuhlmann. Durch die immer stärker werdende Nutzung des Internets in unserem Alltag vermischten sich die beiden Sphären zunehmend. "Die damit verbundenen Begriffe unterliegen zumindest in Teilen einer Neudefinition."

Zehn Künstler, unter anderem aus den USA und Österreich, haben jeweils ein Motiv für die Plakate entworfen – sie alle haben sich schon in den vergangenen Jahren mit Netzkultur beschäftigt. Insgesamt sind 2500 Plakate im Stadtgebiet in Umlauf. Trotzdem muss man genau hinschauen, um eines der Plakate zu entdecken. "Sie hängen meist zwischen Veranstaltungspostern", sagt Kuhlmann. Parallel zur Kunstaktion sind Autoren, Wissenschaftler und Blogger eingeladen, im Netz einen kommentierenden Beitrag zum Thema zu schreiben. Kuhlmann, der dem Verein "Datenschutzraum" angehört, kritisiert mit seiner Plakataktion die Vorratsdatenspeicherung. "Ich experimentiere gerne mit Medien und setze das Ganze in einen politischen Kontext. Was ich im Internet mache, geht niemanden etwas an", sagt der 36-Jährige bestimmt.

Geld verdient Kuhlmann, der nach einer Ausbildung zum Informatiker ein Kunststudium an der Kunsthochschule für Medien in Köln absolvierte, mit seiner Kunstaktion nicht. Er wurde unter anderem vom Kulturamt der Stadt Düsseldorf unterstützt. Hauptberuflich arbeitet der gebürtige Heidelberger, der Kunst als seine "Leidenschaft" bezeichnet, in einem Büro für Kommunikation. Dort entwirft er unter anderem Internetseiten und dreht Imagefilme.

"Transprivacy" ist nicht das erste Projekt des Düsseldorfers: Auch das Off-Kunstfestival "Vierwändekunst" hat der 36-Jährige schon organisiert. In Berlin zeigte er kürzlich großformatige Collagen, die aus unzähligen Versatzstücken aus dem Internet bestehen.

Kuhlmanns nächstes Projekt soll ein Blog-Magazin sein. "In dem Magazin geht es um Kunst abseits der großen Institutionen", verrät er.

Info www.transprivacy.com; www.creativecommonscollages.org

(RP)
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