Zwei Tote in Essen Auto stürzt von Parkhaus 15 Meter in die Tiefe – Wagen hatte keine Kennzeichen

Update | Essen · Im Fall des tödlichen Autoabsturzes von einem Parkhausdach in Essen ist weiter unklar, woher der Wagen stammt: Es waren laut Polizei keine Kennzeichen angebracht. Auch im Wageninneren seien keine gefunden worden.

Zwei Jugendliche stürzen mit dem Auto von Parkhausdach in Essen
10 Bilder

Zwei Jugendliche stürzen mit dem Auto von Parkhausdach in Essen

10 Bilder
Foto: dpa/Markus Gayk

Das sagte eine Polizeisprecherin am Dienstag. Der Sturz eines Fahrzeugs aus der obersten Etage eines Parkhauses im Essener Stadtteil Borbeck gibt der Polizei weiter Rätsel auf. Das Auto, ein VW Golf, war am Ostersonntag gegen 19.20 Uhr rund 15 Meter in die Tiefe gestürzt. Beide Insassen, ein 16-Jähriger aus Herne und ein 19-Jähriger aus Essen, starben bei dem Unfall. Experten der Spurensicherung würden das sichergestellte Fahrzeugwrack nun untersuchen, erklärte eine Polizeisprecherin.

Geklärt werden soll, welcher der beiden jungen Männer am Steuer gesessen hatte. Der 16-Jährige war für einen Pkw-Führerschein noch zu jung. Zudem steht laut Polizei der Verdacht im Raum, dass der Wagen auf dem Parkdeck für riskante Fahrmanöver genutzt wurde – und deshalb durch ein Geländer schoss.

Den Einsatzkräften hatte sich am Ostersonntag am Unfallort ein schreckliches Bild geboten. Beide Insassen waren im Auto eingeklemmt. Rettungskräfte mussten laut Feuerwehr Teile des Fahrzeugdachs mit hydraulischem Gerät entfernen und fanden in dem „total deformierten Fahrzeug“ die jungen Männer - beide nicht ansprechbar. Die Opfer seien unter laufender Reanimation in eine Klinik gebracht worden, dort habe nur noch der Tod festgestellt werden können, teilte die Feuerwehr noch am Sonntagabend mit. Augenzeugen und Familienmitglieder, die zur Unfallstelle gekommen waren, wurden notfallseelsorgerisch betreut.

Duisburger Polizei lässt an „Car-Freitag“ getunten Ferrari abschleppen
11 Bilder

Duisburger Polizei lässt an „Car-Freitag“ getunten Ferrari abschleppen

11 Bilder
Foto: Christoph Reichwein (crei)

Auch am Morgen danach waren die Spuren des Feuerwehreinsatzes noch zu sehen: Mit Bindemitteln hatten die Einsatzkräfte Öl und Benzin aufgefangen. Auf dem obersten Parkdeck hatten die Ermittler mit neongelber Farbe die Fahrzeugspuren auf dem Asphalt nachgezogen. Sie führen in einem Bogen direkt an den Abgrund. Ein abgrenzendes Gitter wurde mitgerissen. Anwohner sagten vor Ort, dass es an dem Parkhaus immer wieder Ärger gebe. Auf der obersten Etage würden illegale Partys gefeiert, oft höre man nachts Reifen quietschen. Auch die Polizei habe man schon mehrfach gerufen. Eine Polizeisprecherin will das am Montag nicht bestätigen. „Wir haben bislang keine Kenntnis dazu, werden dem aber nachgehen“, sagte die Sprecherin. Möglicherweise würden am Dienstag schon Ergebnisse der Ermittlungen bekannt gegeben.

Essen ist bislang auch nicht als Mittelpunkt einer wie immer gearteten Raserszene aufgefallen. „Davon sind wir bislang verschont worden“, so die Polizeisprecherin. Allerdings verzeichnet das Polizeipräsidium Essen seit Jahresbeginn wieder regelmäßige, über soziale Medien verabredete Treffen, an denen vermehrt Tuner und Poser teilnehmen. Als Tuner werden in der Regel Fahrer bezeichnet, die ihre Autos technisch aufrüsten, bei Posern geht es meist um optische Umbauten. In der Vergangenheit identifizierte die Polizei bestimmte Treffpunkte, welche durch diese Zielgruppe häufiger für eine Zurschaustellung ihrer Fahrzeuge genutzt wurden. Mit kurzen Beschleunigungsrennen und durchdrehenden Reifen neigen die Fahrer laut Polizei zu einem ordnungswidrigen und teilweise delinquentem Fahrverhalten. „Der öffentliche Verkehrsraum und seine Straßen sind keine Rennstrecken und keine Schauplätze für ein Kräftemessen oder zur Selbstinszenierung“, warnten die Beamten vor dem Karfreitag, der als „Car-Friday“ für die Tuner- und Poserszene ein wichtiger Tag mit vielen Treffen ist.

Von polizeilicher Seite wurde mit einer bundesweiten Verkehrssicherheitsaktion darauf reagiert, natürlich auch im Ruhrgebiet. Aus Sicht der Essener Polizei verlief der Tag allerdings ohne besondere Vorkommnisse, größere Ansammlungen im Essener Stadtgebiet hätten durch konsequente Verkehrskontrollen verhindert werden können. In NRW war die Polizei mit einem Großaufgebot auf der Straße. In Düsseldorf wurden 121 Fahrzeuge und Fahrzeugführer überprüft. In Gelsenkirchen stellte die Polizei mehr als 100 Fälle von Geschwindigkeitsüberschreitungen fest. Zuletzt war es in Essen Mitte Februar zu einem schweren Verkehrsunfall im Zusammenhang eines verabredeten Treffens der Tunerszene gekommen. Damals war ein Audi-Fahrer geflüchtet, als er von einem zivilen Polizeifahrzeug angehalten werden sollte und mit mehr als 100 km/h durch das Stadtgebiet gerast, bis er in einer Baustelle verunglückte.

 Gelbe Spuren markieren die Fahrspur des Wagens, der von einem Parkhaus in Essen in die Tiefe stürzte.

Gelbe Spuren markieren die Fahrspur des Wagens, der von einem Parkhaus in Essen in die Tiefe stürzte.

Foto: dpa/David Young

Im Zusammenhang mit der Tuner- und Poserszene beobachtet die Polizei auch immer wieder Drift-Unfälle. Dabei übersteuern Fahrer ihre Autos absichtlich, lassen das Heck ausbrechen und rutschen mit quietschenden Reifen durch Kurven. Dies geschieht oft im öffentlichen Raum, zum Beispiel auf Parkplätzen oder in Kreisverkehren. Dabei können Fahrzeuge unkontrollierbar ausbrechen und andere Straßenverkehrsteilnehmer gefährden, warnt die Polizei. Im Motorsport ist Driften ein eigenständiger Wettbewerb, der auf Rennstrecken oder abgesperrten Plätzen ausgeführt wird. Ob bei dem Essener Unglück aber derartige Manöver mit im Spiel waren, ist noch vollkommen unklar.

(mit dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort