Krefeld Zollpanne: Diebe von Drogen-Substanz entkommen

Krefeld · Nach dem Diebstahl von 4,5 Tonnen Apaan aus der Krefelder Lagerhalle Shurgard wertet der Zoll jetzt Videomaterial aus. Es mehren sich die Hinweise, dass der Stoff für die Drogenproduktion genutzt wird.

 Zwei Krefelder Feuerwehrleute vor der Lagerhalle Shurgard am Dießemer Bruch - aus Gründen der Gefahrenabwehr waren sie am 8. April zum Fundort gerufen worden.

Zwei Krefelder Feuerwehrleute vor der Lagerhalle Shurgard am Dießemer Bruch - aus Gründen der Gefahrenabwehr waren sie am 8. April zum Fundort gerufen worden.

Foto: Bastian Königs

Der Diebstahl von 4,5 Tonnen der Chemikalie Apaan am Dießemer Bruch sorgt weiter für Wirbel: Unbemerkt von der Öffentlichkeit haben Diebe in der vergangenen Woche die vom Zoll beschlagnahmte Drogenchemikalie Apaan aus dem Möbelhaus Shurgard entwendet. Jetzt mehren sich die Hinweise, dass die Chemikalie tatsächlich zur Produktion der gefährlichen synthetischen Droge Crystal Meth eingesetzt wird. Essens Zollsprecher Ulrich Schulze sagt: "Der Diebstahl bestätigt uns in der Annahme, dass es sich um inkriminierte Ware handelt."

 Die Halle von Außen.

Die Halle von Außen.

Foto: Bastian Königs

Apaan wird vorwiegend in China hergestellt — die Krefelder Menge hätte für die Produktion von 150 Millionen Konsumeinheiten gereicht. Bei einem Preis von fünf Euro pro Konsumeinheit Crystal Meth hätten also mit dem Stoff Drogen im Gesamtwert von 750 Millionen Euro hergestellt werden können — dies zeigt, wie wichtig die Chemikalie für die Diebe offenbar war. Über den Wert von reinem Apaan gibt es verschiedene Angaben: "Die Schätzungen reichen von 20 Cent bis 20 Euro je Kilogramm", sagt Zollsprecher Schulze. Der reine Apaan-Wert der Krefelder Ware lag also bei höchstens 90.000 Euro.

Der Diebstahl von Dießem hat eine Vorgeschichte: Am 8. April 2013 haben Ermittler von Zoll und Polizei zwei Niederländer aufgespürt, die in der Lagerhalle Shurgard 4,5 Tonnen Apaan gelagert hatten. Der Besitz ist nicht strafbar; da aber mit Apaan die Horrordroge Crystal Meth hergestellt werden kann, waren die Behörden alarmiert. Die Chemikalie wurde beschlagnahmt, die Ermittlungen gegen die Niederländer liefen an. Am vergangenen Wochenende wurde dann bekannt, dass Diebe die Droge im Gesamtgewicht von 4,5 Tonnen aus Krefeld abtransportiert haben.

Erstaunlich: Die 4,5 Tonnen entsprechen einem Gewicht von drei großen Pkw — dennoch schöpfte niemand Verdacht. Der Zoll in Essen wehrt sich jetzt gegen den Eindruck einer Ermittlungspanne: Wie Zollsprecher Schulze am Montag auf Anfrage mitteilte, hatte seine Behörde die Lagerräume am Dießemer Bruch verplombt und versiegelt. "Es ist durchaus üblich, dass bei solchen Größenordnungen die gefundene Substanz am Ort verbleibt, wir konnten die Substanz während der Ermittlung ja nicht komplett wegschleppen." Das Möbellager Shurgard sei videoüberwacht, man hoffe jetzt, die Einbrecher zu finden. Ob die Niederländer selbst das Apaan gestohlen haben, konnte Schulze Montag nicht mitteilen. "In Drogenkreisen gibt es viele Leute, die sich tummeln."

Für die Vermutung, dass das gestohlene Apaan zur Drogenproduktion eingesetzt wird, spricht auch eine neue Aussage des Verbandes Chemiehandel e.V. — dessen Geschäftsführer Ralph Alberti sagte am Montag auf Anfrage: "Wir haben eine Umfrage unter all unseren Mitgliedsfirmen gemacht. Keine davon braucht Apaan. Für den Stoff gibt es keine Verwendung." Lediglich Labore würden in Kleinstmengen Apaan benötigen, sagt Zollsprecher Ulrich Schulze.

Shurgard selbst wollte sich am Montag nicht äußern, verwies auf laufende Ermittlungen.

(RP/ac/top)
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