Niklas-Prozess in Bonn Zeuge schildert Details aus der Tatnacht

Bonn · Sitzt auf der Anklagebank der Schläger, der den 17-jährigen Niklas verprügelt haben soll? Im Prozess um den Tod des Schülers ist sich ein Zeuge sicher. Er gehörte zu der Clique um Niklas, die im Mai 2016 in die folgenschwere Auseinandersetzung geriet.

 Der Hauptangeklagte Walid S. und sein Anwalt Martin Kretschmer am 20. Januar im Landgericht in Bonn.

Der Hauptangeklagte Walid S. und sein Anwalt Martin Kretschmer am 20. Januar im Landgericht in Bonn.

Foto: dpa, ve mhe fdt idt

Im Prozess um den Tod des verprügelten Schülers Niklas will ein Zeuge den Hauptangeklagten zweifelsfrei wiedererkannt haben. Er habe in der Tatnacht unmittelbar miterlebt, wie der Beschuldigte Niklas erst geschlagen und dann getreten habe, sagte der Schüler am Mittwoch am Bonner Landgericht. Der 21 Jahre alte Angeklagte habe Niklas zunächst mit einem Faustschlag niedergestreckt. Der 17-jährige Niklas sei ohne Regung zu Boden gefallen und habe bewusstlos gewirkt. Dann habe der Beschuldigte ausgeholt und Niklas "mit voller Wucht gegen den Kopf getreten". Der Schüler starb wenige Tage später im Krankenhaus.

Der Zeuge schilderte vor der Kammer detailliert die Geschehnisse aus der Tatnacht im Mai 2016 im Bonner Stadtteil Bad Godesberg. Er gehörte demnach zu einer vierköpfigen Freundesgruppe, mit der Niklas damals unterwegs war. Der Attacke auf den 17-Jährigen sei eine Auseinandersetzung mit einer anderen Gruppe Jugendlicher vorausgegangen, gab der Zeuge an. Er erkannte am Mittwoch auch den ebenfalls 21 Jahre alten Mitangeklagten wieder. Dieser soll den Zeugen und eine der zwei jungen Frauen aus der Clique geschlagen haben.

Auch eine 19-Jährige sagte am Mittwoch aus. Sie habe zwar gesehen, wie Niklas geschlagen und getreten wurde, könne aber keine Angaben zu dem Täter machen. "Den habe ich nie richtig von vorne wahrgenommen", sagte die junge Frau. Sie sei sich aber nahezu sicher, dass der Mitangeklagte sie in der Nacht geschlagen habe.

Der 21 Jahre alte Hauptbeschuldigte soll Niklas laut Anklage auf der Straße mit einem Faustschlag zu Boden gebracht und ihm gegen den Kopf getreten haben. Die Tat löste weit über Bonn hinaus Trauer und Entsetzen aus. Der Hauptbeschuldigte bestreitet, überhaupt am Tatort gewesen zu sein. Die Verteidigung der beiden Angeklagten hielt dem Zeugen am Mittwoch vor, die Beschuldigten in Polizeivernehmungen nach der Tat zunächst nicht zweifelsfrei wiedererkannt zu haben.

Der Prozess wird am Freitag mit der Befragung einer weiteren Zeugin fortgesetzt.

(lsa/lnw)
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