Fünfmal größer als heimische Arten Breitet sich die Super-Zecke nun auch in NRW aus?

Düsseldorf · Hyalomma-Zecken übertragen das tödliche Krim-Kongo-Virus. Eigentlich sind die Tiere in Asien und Afrika verbreitet. Nun gab es jedoch auch Funde in Deutschland - einen davon in NRW.

 Links: Gemeiner Holzbock. Rechts: Hyalomma marginatum.

Links: Gemeiner Holzbock. Rechts: Hyalomma marginatum.

Foto: dpa/Lidia Chitimia-Dobler/Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr

Sie wird fünfmal größer als heimische Artgenossen und kann Träger einer gefährlichen Erkrankung sein: die Hyalomma-Zecke. Wegen ihrer Größe und Widerstandsfähigkeit wird das Tier auch als „Super-Zecke“ bezeichnet. Zu erkennen ist sie zudem an ihren gestreiften Beinen. Ursprünglich ist die Zecke in Südeuropa, Afrika und Asien zu Hause. Von Januar bis August 2018 wurden jedoch sieben Exemplare in Deutschland entdeckt: drei an einem einzigen Pferd, eine an einem Schaf und drei weitere an drei einzelnen Pferden.

Anfang Dezember fand eine Pferdebesitzerin aus Schleswig-Holstein zuletzt am Schweif ihres Tieres eine vollgesogene Zecke mit gestreiften Beinen. Sie schickte die Zecke ans Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. Dort stellte sich heraus, dass es sich um eine Zecke der Art Hyalomma marginatum handelte. Hyalomma-Zecken können Träger des für Menschen unter Umständen sogar tödlichen Krim-Kongo-Virus und anderer gefährlicher Erreger sein. Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte Zeckenforscher Peter Hagedorn vom RKI zudem, dass es auch in NRW bereits einen Fund der Super-Zecke gab.

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Foto: dpa, Patrick Pleul

Im Oktober 2018 erreichten uns Bilder aus Rheda-Wiedenbrück, auf denen man gut eine Hyalomma-Zecke erkennen konnte. Die Finderin sandte uns nachfolgend die Überreste des Tieres zu“, sagt Hagedorn. „Mittels genetischer Untersuchungen konnten wir das Tier der Gattung Hyalomma zuordnen.“ Bakterielle Erreger fanden die Forscher nicht. Eine Untersuchung auf das Krim-Kongo-Virus konnte nicht durchgeführt werden, da die Überreste des Tieres zu zerstört waren.

Beim Krim-Kongo-Fieber kommt es zunächst zu grippeähnlichen Symptomen mit Fieber, Kopfschmerzen, Benommenheit und Bauchschmerzen. Der Virus kann aber auch ein sogenanntes hämorrhagisches Fieber auslösen. Dabei kommt es ganz spontan zu Blutungen im Körper, etwa aus den Augen oder der Nase. Die Patienten erleiden aber auch innere Blutungen, etwa an den Organen und am Gehirn. In diesem Stadium verläuft die Krankheit meist tödlich.

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Foto: Pfizer/zecken.de

„Diese Zeckenart könnte in Deutschland Einzug halten“, sagt Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim. Überraschend ist diese Entwicklung für die Expertin allerdings nicht. „Wegen der Klimaerwärmung ist bei uns grundsätzlich mit immer mehr wärmeliebenden Zecken zu rechnen.“ Die große Frage sei nun, ob es sich um einzelne eingeschleppte Exemplare handelt oder ob sie sich bereits in Deutschland etabliert haben.

Die Hyalomma-Zecke zählt zu den Jagdzecken, die ihre Opfer bis zu 100 Meter weit verfolgen. Sie ist mit ihren langen Beinen relativ schnell und kann kalte Temperaturen gut aushalten, obwohl sie eigentlich für heißes Klima ausgerüstet ist. Hyalomma kann Kälte bis zu minus 40 Grad überleben. Die heimische Holzbock-Zecke wird ab sieben Grad inaktiv. Hyalomma bleibt bis zu 28 Tage auf ihrem Wirt sitzen und ist vor allem auf kleinen Säugetieren und Vögeln zu finden. Wissenschaftler vermuten deshalb auch, dass sie von Zugvögeln eingeschleppt wurde.

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