Neues Großlager in Mönchengladbach Zalando sucht noch hunderte Leute in Region

Mönchengladbach/Berlin · Ab Oktober beginnt der Betrieb des neuen Logistikzentrums in Mönchengladbach. Doch das Geschäftsmodell ist riskant. Im kommenden Jahr sollen 1000 Menschen dort arbeiten - darunter viele einstige Arbeitslose.

Zalando schafft in Mönchengladbach 1000 neue Jobs
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Der schnell wachsende Internethändler Zalando hat die Kernmannschaft für sein neues Logistikzentrum bei Mönchengladbach zusammen "Mit 80 Leuten fangen wir im Oktober an", sagt die Leiterin des Standortes Christel Habig. Ende des Jahres sollen es 300 sein. "Der Betrieb wächst mit der Nachfrage nach den Produkten, darum gehen wir davon aus, im Sommer 2014 bis zu 1000 Arbeitnehmer in Mönchengladbach zu beschäftigen.

Rund die Hälfte der Mitarbeiter seien frühere Arbeitslose, berichtet die Krefelder Logistikexpertin, die früher beim Druckeranbieter Epson arbeitete. Sie befürchtet eine deutlich über zehn Prozent liegende Fluktuation, weil die Arbeitsbelastung relativ hoch ist. Um die Mitarbeiter einzulernen, wird auf ein spezielles Konzept gesetzt: Mit dem TÜV-Rheinland werden Schulungen organisiert, erfahrenere Mitarbeiter sollen Neulinge als Mentoren anleiten — maßregeln dürfen sie die Kollegen allerdings nicht.

Eine große Frage ist, ob Zalando in Mönchengladbach und den anderen drei großen Standorten vor einem ähnlichen Tarifstreit steht wie Amazon. Denn Zalando will die Mitarbeiter so wie Amazon ähnlich zur Logistikbranche bezahlen — die Gewerkschaft Verdi drängt dagegen auf etwas höhere Löhne wie im Einzel- oder Großhandel. Üppig ist der Lohn bei Zalando nicht: Anfänger erhalten 8,79 Euro die Stunde.

Die andere Frage ist, ob Zalando so erfolgreich sein wird, wie das Management hofft. Immerhin 1,5 Milliarden Euro setzte das erst 2008 gegründete Unternehmen vergangenes Jahr um — damit ist Zalando das erfolgreichste Startup Europas ..

Doch trotz steigender Kundenzahl schreibt das Unternehmen konstant rote Zahlen. Dafür sorgen insbesondere teure Werbung und die Expansion in zwölf Auslandsmärkte: So sollen von Mönchengladbach aus auch die Niederlande und Belgien beliefert werden.

"Amazon hat auch 3,5 Milliarden Dollar verbrannt bevor die profitablen wurden", rechtfertigt Mitinhaber Karl-Erivan Haub, im Hauptberuf Tengelmann-Chef, die Strategie. Man wolle Zalando zuerst als europaweite Marke für Textilien durchsetzen, bevor das Unternehmen wirklich Geld verdient.

Die Strategie klingt schlüssig, sie hat aber auch eine Kehrseite: Bei Amazon oder auch bei Saturn können online bestellte Waren nur teilweise umgetauscht werden. Zalando hat sich bei den Kunden dagegen mit einer 100 Tage langen Rückgabegarantie ins Gespräch gebracht. Kunden können Waren solange behalten und noch zurückschicken. Ergebnis: Jedes zweite Paket wird laut offizieller Firmenangabe zurückgesandt —in der Branche wurde zeitweise sogar über noch höhere Rückgabequoten gemunkelt.

Auch in Mönchengladbach soll Waren zurückgenommen werden. Aber man merkt Frau Habig an, dass das Unternehmen dabei weniger kulant sein will als anscheinend früher. Man wolle sich genau anschauen, ob die Kunden Kleider oder Schuhe wirklich nur kurz anprobierten, oder doch für einige Tage trugen, erläutert sie.. Die lange Umtauschfrist bedeute keine Nutzerlaubnis.

Offensichtlich kommt Zalando mit der etwas rigideren Geschäftspraxis in der harten ökonomischen Realität an — sogenannte "Zalando-Partys" mit Waren zum Umtauschen soll es nicht mehr geben.

(RP)
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