Prozess in Wuppertal Streit um Fehler in Papageienbuch landet vor Gericht

Wuppertal · Der Streit um die Güte eines Papageien-Handbuches ist in Wuppertal eskaliert und vor Gericht gelandet. Eine Kritikerin des Handbuches soll ein Exemplar vor laufender Kamera verbrannt und dabei behauptet haben, es enthalte 7000 Fehler. Die Autorin reichte daraufhin Klage ein.

Der Fall wurde in Wuppertal verhandelt.

Der Fall wurde in Wuppertal verhandelt.

Foto: dpa/Volker Hartmann

„Das Beherbergen von Papageien ist nicht nur niedlich. Es kann auch stressig, teuer oder gar gefährlich sein“: So steht es im Papageienhandbuch von Viktoria Kirschbaum, veröffentlicht als „Nachschlagewerk für (un)erfahrene Besitzer“ der bunten Vögel. Nachdem ihr Buch zum Streitgegenstand bei Gericht wurde, scheint es für die Autorin vor nun allem teuer zu werden. Dabei hatte sie sich eigentlich nur wehren wollen gegen die öffentliche Bücherverbrennung und gegen eine Kritikerin, die dazu noch gesagt haben soll, das es in ihrem Buch vor Fehlern nur so wimmeln würde.

Mehr als 7000 sollen es gewesen sein, nachgezählt hatte die Frau aber offenbar nicht. Stattdessen hatte sie das Papageienhandbuch gleich in einen Feuerkorb geworfen. Irgendjemand der geladenen Gäste hatte die Bücherverbrennung mit dem Handy gefilmt und in einer Facebook-Gruppe hochgeladen. Die wiederum diente eigentlich dem Austausch unter Papageien-Liebhabern, nun wurde der in Flammen aufgegangene Ratgeber dort zum Zankapfel. Zwei Versionen soll es von dem Video gegeben haben: Eine davon mit musikalischer Untermalung. Von den angeblich 7000 Fehlern soll man deshalb gar nichts gehört haben. Wer das Video hochgeladen hat? Die Beklagte schüttelt mit dem Kopf, sie selbst sei es jedenfalls nicht gewesen. Dass man ihr dann auch noch mit einem Nazi-Verglich und der Bücherverbrennung im Dritten Reich gekommen sei, brachte die Frau vollends auf die Palme. Eine Klage gegen die Buchautorin läuft.

Nun aber ging’s vor Gericht erstmal um die Verbrennung im Feuerkorb und darum, dass nach der Veröffentlichung in den sozialen Netzwerken kaum noch jemand das Papageienhandbuch habe kaufen wollen. Die Richterin machte der klagenden Autorin wenig Hoffnung auf Erfolg, die hatte eine gütliche Einigung vorher ausgeschlagen. Vor allem wegen der Kosten für den Reichtsstreit, auf denen sie dann sitzengeblieben wäre. Einer, der den Streit unter den Papageien-Liebhaberinnen von Beginn an mitverfolgt hatte, ist Stefan Krüger. Der Gründer der „Papageienhilfe NRW“ vermittelt die geselligen Plaudertaschen in gute Hände, die er auch in den sozialen Netzwerken sucht und findet. „Wir haben die Buchveröffentlichung unterstützt“, sagt Krüger.

Selbst in über 40 Papageien-Facebook-Gruppen unterwegs, sind ihm die beiden miteinander streitenden Damen bekannt. Die Buchautorin habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie noch nicht allzu lange Besitzerin eines Papageis ist. Der hatte sich deren Zähmungsversuchen offenbar widersetzt - wie es dann doch gelang, hat die Wuppertalerin auf 180 Seiten niedergeschrieben. Selbst Mitglied in der von Krüger gegründeten Facebook-Gruppe „Papageiengruppe D EU Vermittlung-Beratung“, hatte sie ihr Buch dort angepriesen und darum gebeten, dass es jemand Korrekturlesen möge. Das war nun ausgerechnet die Kritikerin, die den Ratgeber später wegen der angeblich 7000 Fehler in den Feuerkorb geworfen hatte.

Aneinandergeraten war man nicht nur wegen vermeintlicher Rechtschreibfehler, sondern auch wegen angeblich falscher Ernährungstips. Die Kritikerin wähnte sich mit 34 Jahren „Papageien-Erfahrung“ auf der richtigen Seite - das Gericht gab ihr nun recht. Die 7000 Fehler? Ein Werturteil, dass man aus juristischer Sicht durchaus überspitzen darf. Die Verbrennung? Eine drastische Form der Schmähkritik - aber auch die ist von der Meinungsfreiheit gedeckt. Wiederholungsgefahr? Nein, so die Kritikrin: Es werde keine weitere Bücherverbrennung geben.

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