Duisburg Wohin nur...ohne die Mercatorhalle?

Duisburg · Die Mercatorhalle bleibt mit Sicherheit noch bis zum nächsten Jahr geschlossen. Ihre beiden großen Veranstaltungsräume werden in der Stadt schmerzlich vermisst. Am Mittwochnachmittag trifft sich zum ersten Mal der sogenannte baubegleitende Ausschuss.

Erst 2007 wurde die Mercatorhalle eröffnet, bereits jetzt ist die Mängelliste riesig: Rund 480 Einzelmängel wurden aufgelistet — und das ist noch längst nicht alles. Das größte Problem ist dabei, dass die vorhandenen Pläne, Zeichnungen und Protokolle nicht unbedingt die Realität wiederspiegeln. Es stellt sich nämlich so dar, dass der städtische Projektleiter — aus welchen Gründen auch immer — mit Hilfe einiger Bausausführender und Verantwortlicher mit offenbar reichlich krimineller Energie gelogen und betrogen hat. Und somit muss derzeit die Mercatorhalle gründlich und vor allen Dingen zeitaufwendig überprüft werden.

Nun tritt die Politik und damit der selbst ernannte baubegleitende Ausschuss auf den Plan: In den nächsten Monaten werden sie sich zu drei Sitzungen getroffen haben. Danach sollten auch die Zahlen feststehen, die die Stadt bisher in die Behebung der Mängel investiert haben. Unter der Hand wird gemunkelt, dass es sich bis zur Wiedereröffnung der Mercatorhalle um rund zwei Millionen Euro handeln könnte.

Was passiert mit den Philharmonikern?

Die Duisburger Philharmoniker, Hauptnutzer des Großen Saals der Halle, haben für ihre Konzerte bis zum Sommer das Theater am Marientor (TaM). Und danach? Der Ratsbeschluss, dass dieses Haus verkauft werden soll, hat nach wie vor Gültigkeit und zwingt die Eigentümerin Gebag, sich nach Kaufinteressenten umzuhören.

Wirtschaftlich wäre es für das Unternehmen ein Gewinn, die Immobilie möglichst bald aus den Büchern zu bekommen. Doch angesichts der geschlossenen Mercatorhalle würde Duisburgs gesellschaftliches Leben darunter sehr leiden. Ohne eine Verlängerung des Mietvertrages droht den Philharmonikern zum Beispiel Übel. Bislang hat noch keine Ratsfraktion den Antrag gestellt, den einst betroffenen Verkaufsbeschluss zumindest für einige weitere Monate auszusetzen.

Veranstaltungen sollen erhalten bleiben

Doch die Philharmoniker sind nicht die einzigen, die ihre bisherige Wirkungsstätte am König-Heinrich-Platz vermissen. Die Sparkasse hat, wie berichtet, ihre "Gala" für dieses Jahr abgesagt. Eine Entscheidung für 2014 ist noch nicht bekannt. Die IHK verlegte in diesem Jahr ihren Neujahrsempfang ins Theater am Marientor, was bei einem Verkauf künftig nicht mehr möglich wäre. Die Karnevalisten kürten im Schatten der Stadtwerke ihren Prinzen. Doch zufrieden waren sie mit den Örtlichkeiten nicht wirklich. Denn Stuhlreihen sind eine schlechte Basis für ein geselliges Fest, bei dem üblicherweise gegessen und getrunken wird.

Uwe Gerste, Chef der Duisburger Marketing Gesellschaft, die neben der Mercatorhalle auch die Rheinhausenhalle sowie den Landschaftspark Nord vermarktet, kennt die Bedenken. "Unser Ziel ist es, alle Veranstaltungen, die wir in der Mercatorhalle hatten, zu erhalten", sagt er. Zum Teil gelinge dies mit dem Landschaftspark Nord.

Dass dort im Grunde genommen nur eine "nackte" Halle vermietet wird und die Veranstalter ihr Equipment mitbringen müssen, sei für viele ein Vorteil. "Denn zum Beispiel der Reiz der Kraftzentrale besteht genau darin, dass man dort alles selber machen kann." Das habe sich in der Vergangenheit oft bewiesen, wenn Konzerne in Meiderich unbemerkt von der Öffentlichkeit feiern, tagen oder (Autos) präsentieren wollen.

Doch bürgerschaftliche Vereine oder Verbände können sich diesen Aufwand nicht leisten. "Aber auch ihnen können wir Alternativen nennen", so Gerste. Es gäbe in Huckingen den Steinhof und daneben auch einige Schul-Aulen, "wobei ich zugebe, dass deren private Nutzung durch die Sicherheitsauflagen nicht immer einfach ist."

TaM fängt fehlende Mercatorhalle derzeit auf

Während der Norden mit der Walsumer Stadthalle und der Stadtwesten mit der Rheinhausenhalle und der Glückaufhalle gut bedient sind, ist das Raumproblem in der Innenstadt nicht wegzureden. Anfragen von nationalen oder gar internationalen Künstlern und Gruppen positiv zu beantworten, die mit ihrem Comedy-, Tanz- oder Gesangsprogramm in die Innenstadt wollen, das funktioniert derzeit nur dank des TaM.

"Wenn wir das Haus nicht mehr haben, dann droht, dass wir solche Anfragen künftig nicht mehr bekommen und solche Veranstalter der Stadt dauerhaft den Rücken kehren." Denn die aktuelle Situation sei auf jeden Fall eine andere als damals, als die alte Mercatorhalle nicht mehr zur Verfügung stand. "Damals hatten wir noch die RheinRuhr-Halle", so Gerste. Sie ist bekanntlich zum Abriss freigegeben, weil dort das Factory Outlet Center gebaut werden soll und könnte schon allein wegen ihrer baulichen Mängel nicht mehr reaktiviert werden — abgesehen davon, dass dies nicht zu den Planungen des Investors passt.

Der Aufsichtsrat der Duisburger Marketing Gesellschaft hat das Hallenproblem in seiner jüngsten Sitzung thematisiert und das Ziel ausgegeben, dass möglichst alle Traditionsveranstaltungen, die in der Mercatorhalle stattfanden, erhalten bleiben. Doch ohne Unterstützung des Oberbürgermeisters und des Stadtrates kann zumindest beim TaM dies nicht gelingen. Und selbst mit Hilfe werden in diesem Jahr noch etliche Veranstalter in "Raumnot" geraten. So war beispielsweise die Kleine Mercatorhalle schon von einem Gymnasium gebucht worden, das dort seine Abiturfeiern durchführen wollte. Weder das TaM noch der Landschaftspark sind dafür geeignet.

(RP/rl/top)
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