Krefeld Wirte verlangen Toleranz für Raucher

Krefeld · Ein Kneipensterben hätte gravierende wirtschaftliche Folgen, sagen Krefelder Wirte. Brauereien, Taxi-Unternehmen, Wäschereien und Lebensmittelhändler würden Einbußen bei ihren Umsätzen bemerken.

Zehn Mittel zur Rauchentwöhnung
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Foto: NGZ

Die Geduld vieler Gastwirte ist erschöpft. Zwei Monate nach Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes in Nordrhein-Westfalen trafen sie sich gestern zu einer ernüchternden Zwischenbilanz. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Nordrhein mit Geschäftsführer Thomas Kolaric hatte ins Haus Kleinlosen nach Verberg eingeladen. Allgemeiner Tenor: Die Umsätze gehen zurück, die Geselligkeit bleibt auf der Strecke, und Konflikte mit den Nachbarn sind programmiert. Die Auswirkungen auch auf andere Geschäftszweige seien in ihrem Umfang noch gar nicht erfasst, erklärte Marlies Schlöter vom Irish Pub Brogeen am Westwall. "Wenn die Kneipen sterben, dann geht der Umsatz zum Beispiel auch bei Brauereien, Taxi-Gewerbe, Lebensmittelhändlern, Wäschereien und anderen Branchen zurück", sagt sie.

Durch die Bank bestätigen die Wirte und Restaurant-Inhaber, dass sie bislang keine neuen Kunden haben gewinnen können. Die Prognose der Befürworter des Nichtraucherschutzgesetzes, in rauchfreien Lokalitäten seien neue Gäste zu gewinnen, hat sich nicht bewahrheitet. "Uns gehen die Raucher laufen, ohne dass Ersatz in Sicht wäre", betonte Klaus Jürgen Wiewrodt, Inhaber des Dachsbaus an der Hubertusstraße.

Ihre Schenke sei zu einer "reinen Möbelausstellung verkommen", berichtete Susanne Laskawy vom Yellow an der Hauptstraße in Oppum. Heute verließen die Gäste ihr Restaurant ohne Zwischenstopp im Gastraum.

Einen anderen Aspekt sprach Thorsten Smacka von der Tannenhöhe an der Tannenstraße an. Sein Lokal liege im reinen Wohngebiet, und er könne jetzt schon absehen, wann das Ordnungsamt wegen ruhestörenden Lärms bei ihm auf der Matte stehe. Es sei doch ein Hohn, dass er in seinem Lokal Zigaretten verkaufen dürfe, die Kunden sie aber nicht zum Bierchen rauchen könnten. Die Bevormundung erwachsener Menschen sei unerträglich. Jeder habe die Wahl, ob er eine Gaststätte aufsuchen wolle, in der geraucht werde. Der Aspekt Gesundheitsschutz greife viel zu kurz. Gemeinsam mit seinen Berufskollegen listete er einige Beispiele auf, wo der Arbeitnehmer ein Gesundheitsrisiko trage. Smacka erwähnte den Bauarbeiter, der "mit dem linken Nasenloch im Asphalt stecke, und mit dem rechten Nasenloch die Abgase seines Lastwagens inhaliere. "Wohin soll dieser Bevormundungsstaat uns noch hinführen", fragten viele.

Peter Siebenmorgen vom Haus Kleinlosen an der Zwingenbergstraße skizziert die Tendenz seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes am 1. Mai: Das Feierabendbierchen sei Geschichte, freitags zwei Stunden früher Schluss als sonst, und Kegelclubs suchten sich andere Hobbys. "Die Geselligkeit leidet in einem Ausmaß, dass auch Nichtraucher uns nicht mehr besuchen, weil es an der gemütlichen Unterhaltung fehlt. "Raucherpausen draußen vor der Tür sind ein Killer für jede Runde", berichtet Manfred Schlöter.

Mit einer großen Demonstration am Donnerstag, 4. Juli, ab 16 Uhr auf dem Theaterplatz wollen die Betroffenen und Sympathisanten gegen das Nichtraucherschutzgesetz protestieren. Organisatorin ist Christiane Schwiertz-Linden von der Paulus-Klause am Moritzplatz. Sie fordert die Rückkehr zu den Ausnahmen, die es vor dem 1. Mai gegeben hat — Raucher- und Nichtraucherbereiche, Raucherclubs und andere Lösungen. Es hätten sich mehr als 1000 Demonstranten aus Städten wie Düsseldorf, Köln, Düren, Neuss und vielen mehr angemeldet — auch Vertreter der Brauereien wollten kommen, sagte sie.

(RP)
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