Nach tödlichem Unfall in den USA Wie sicher sind Stretch-Limousinen in NRW?

Düsseldorf · Bei einem Unfall mit einer Stretch-Limousine im US-Bundesstaat New York sind 20 Menschen ums Leben gekommen. Könnte das auch hierzulande passieren? Wir haben mit Experten gesprochen.

Für 17 Freunde endete der Ausflug tödlich. Sie waren in einer Stretch-Limousine im US-Staat New York zu einem Geburtstag unterwegs, als diese eine Kreuzung überfuhr und mit einem geparkten unbesetzten Fahrzeug kollidierte. Auch der Fahrer und zwei Fußgänger starben bei dem Unfall. Es ist das schwerste Verkehrsunglück in den USA seit dem Absturz einer Passagiermaschine 2009, bei dem 50 Menschen ums Leben kamen. Noch ist unklar, wie es zu dem Unfall kam.

Nach Angaben der „Berliner Morgenpost“ besteht laut Einschätzung von Experten bei Party-Mobilen nur für den Fahrer und Beifahrer die Pflicht, einen Sicherheitsgurt zu tragen. Doch für die Fahrgäste auf den Rücksitzen bestehe keine Anschnallpflicht, sagte auch Christopher Fiore von der New York State Police.

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Stretch-Limousine verunglückt im US-Bundesstaat New York

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Foto: dpa/Uncredited

Könnte sich so ein Unglück auch hierzulande ereignen? Annette Meerkamp (51) führt zusammen mit ihrem Mann einen Limousinen-Service in Bergheim. Sie sieht keine Gefahr. Ganz im Gegenteil: „Stretch-Limousinen sind teilweise sicherer als Pkw, da die maximale Höchstgeschwindigkeit zwischen 30 und 50 Stundenkilometer liegen sollte“. Weiter sagt sie: „Die Sicherheitsvorschriften in Deutschland sind strenger als in den Staaten. Hier gibt es die Pflicht, sich anzuschnallen, in den USA nicht. Außerdem müssen unsere Limousinen, genauso wie auch die Taxen, einmal im Jahr zum Tüv.“ Auf die Frage, welche Regeln die Fahrgäste zu befolgen haben, sagt Meerkamp: „Anschnallen und jedem Fahrgast einen Sitzplatz gewähren.“

ADAC-Unternehmenssprecherin Melanie Mikulla erklärt, welche grundsätzlichen Regeln zu beachten sind. Die Stretch-Limousinen sind in Deutschland maximal für acht Personen bestimmt. Alle Pkw wie auch Stretch-Limousinen müssen sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Je nach Bauart kann eine niedrigere Höchstgeschwindigkeit in den Fahrzeugpapieren eingetragen sein. Wenn das Gesamtgewicht der Stretch-Limousine mehr als 3,5 Tonnen beträgt, reicht ein normaler PKW-Führerschein der Klasse B nicht aus.

„Eine Stretch-Limousine in dieser Größenordnung wie in den USA würde in Deutschland als Bus gelten“, sagt Mikulla. Um mehr als acht Personen befördern zu können, müsste das Limousinen-Unternehmen eine entsprechende Konzession für Busse besitzen. Der Fahrer benötigt einen entsprechenden Führerschein. Ein größeres Problem sieht Mikulla jedoch woanders: „Bedenklich sind die Sitzplätze, da alle nebeneinander sitzen. Busse mit einer Personenbeförderung über 8 Personen bräuchten außerdem Haltegriffe, Mittelgang sowie Fluchtwege beziehungsweise Notausstiege.“

Der ADAC sowie europäische Automobilclubverbände und weitere Partner führen seit 1998 unter dem Namen „Euro NCAP“ einheitliche Crashtests durch. Die Tests geben Informationen über den Insassenschutz beim Front- und Seitencrash sowie bei einem Pfahlaufprall. Darüber hinaus zeigen sie auch, was man selbst falsch machen kann: Sitzposition, schlecht oder gar nicht angeschnallt oder den Kindersitz verkehrt eingebaut.

Mikulla betont, wie wichtig Sitzgurte sind: „Aus unseren Crashtests wissen wir: Unangeschnallt ist es kaum möglich, einen solchen Unfall zu überleben. Gurte können Leben retten. Wir fahren unsere Crashtests mit 64 Stundenkilometer auf ein feststehendes Hindernis, beispielsweise einen Betonblock. Damit decken wir von der Unfallschwere über 90 Prozent der Unfälle auf der Straße ab. Wer angeschnallt ist, kann einen solchen Unfall problemlos ohne bleibende Schäden überleben. Ohne Gurt stehen die Chancen dafür allerdings schlecht.“

Thomas Müther, Sprecher ADAC Nordrhein, warnt vor allem junge und feierlustige Fahrgäste. „Wildes, unangeschnalltes Partymachen während der Fahrt ist nicht erlaubt und dazu noch leichtsinnig und gefährlich.“ Außerdem haben extra-große Stretch-Limos ein höheres Gewicht und lassen sich daher schwer lenken, sodass der Fahrer viel Erfahrung mitbringen muss.

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