Immer wieder tödliche Badeunfälle Wie kann man ertrinkende Menschen retten?

Düsseldorf · Mit den sommerlichen Temperaturen wird es wieder vermehrt Badeunfälle geben, die leider oft tödlich enden. Erst am Wochenende sind in Bornheim ein Vater und sein Sohn ertrunken. Doch wie sollte man in so einer Situation reagieren?

 Ein Schild warnt im Badesee Schwimmer vor einem stark abfallenden Ufer. (Archiv)

Ein Schild warnt im Badesee Schwimmer vor einem stark abfallenden Ufer. (Archiv)

Foto: dpa/Fredrik von Erichsen

Ein siebenjähriger Junge und sein vier Jahre altes Geschwisterkind spielen im Bornheimer Stadtteil Hersel am Ufer des Rheins. Die beiden Nichtschwimmer geraten in Not, als sie in den Fluss gezogen werden. Ihr Vater, ein 36-Jähriger, ebenfalls Nichtschwimmer, springt hinterher, um sie zu retten. Das vier Jahre alte Kind schafft es wieder eigenständig ans Ufer, das ältere Geschwisterkind und der Vater gehen jedoch unter. Sie konnten von Rettungskräften zwar geborgen werden, starben aber im Krankenhaus. Dieser schreckliche Unfall ereignete sich am Montag, wie die örtliche Polizei mitteilt.

Sobald das Wetter besser wird, häufen sich in jedem Jahr die Badeunfälle. Doch wie greift man am besten ein, wenn ein Schwimmer in Not geraten ist, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen?

So rettet die Feuerwehr Menschen aus dem Rhein
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So rettet die Feuerwehr Menschen aus dem Rhein

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Klaus Wagner von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Landesverband Westfalen, hat uns erklärt, wie man sich richtig verhält. Die Regeln gelten für stehende Gewässer – Seen und Schwimmbäder – und nicht für Flüsse.

  • Bevor man als Retter ins Wasser geht, sollte man den Notruf 112 wählen oder andere Badegäste bitten, Rettungskräfte zu alarmieren.
  • Als Retter sollte man zum Opfer immer Abstand halten, um nicht von ihm in Panik unter Wasser gezogen zu werden. „Der Ertrinkende betrachtet den Retter wie ein Stück Holz und will sich festklammern“, sagt Wagner. Zunächst also Abstand halten und möglichst beruhigend auf denjenigen einreden. „Man kann ihm dann ein Hilfsmittel reichen, das man sich geschnappt hat, bevor man zu ihm geschwommen ist - einen Ast oder auch eine Jeans, die im Wasser eine Art Seil sein kann.“
  • Mit dem sogenannten Achselschleppgriff kann der Retter das Opfer ans Ufer bringen. Der Rettungsschwimmer legt ihm beide Arme unter die Achseln und schwimmt per Beinschlag. Im besten Fall kann der Gerettete mithelfen.
  • Wenn das Opfer bewusstlos ist, legt der Rettungsschwimmer ihm beide Hände von hinten unters Kinn und hält so seinen Kopf über Wasser. Der Retter muss nun zwar das Schwimmen allein übernehmen, aber wegen des geringeren Gewichts im Wasser ist es möglich, auch einen Schwergewichtigen ans Ufer zu ziehen.
  • Am Ufer angekommen bringt man das Opfer in die stabile Seitenlage, im besten Fall sind die ausgebildeten Rettungskräfte schon da und übernehmen alle weiteren Maßnahmen.

Für fließende Gewässer gelten diese Regeln nicht. Die DLRG warnt jedes Jahr erneut vor dem Schwimmen im Rhein und rät dringend davon ab, Rettungsversuche zu unternehmen. Bei gefährlichen Strömungen wirkt der Sog im Fluss so stark, dass er selbst geübte Schwimmer bis auf den Grund zieht. „Man hat da keine Chance“, sagt Wagner. Die Strömungen sind unberechenbar und meist nicht zu erkennen. Wagner rät, am Ufer entlang zu laufen und zu versuchen, den Ertrinkenden nicht aus den Augen zu lassen, um den Rettungskräften telefonisch den ungefähren Standort durchgeben zu können.

Das sagt auch Marco Clemens von der Tauchergruppe der Kölner Feuerwehr. Rettungsringe seien in regelmäßigen Abständen an den Ufern befestigt. „Unsere Botschaft ist: Auf keinen Fall unkontrolliert hinterher springen und versuchen, der Held zu sein“, sagt Clemens. Für Kinder kann schon das Spielen in Wassernähe vor allem zwischen den Buhnen lebensgefährlich sein, wenn das Wasser, das sich durch den Sog der Schiffe zurückgezogen hat, plötzlich zurückfließt. „Der Rhein ist eine Schifffahrtsstraße. Ich spiele mit meinen Kindern ja auch nicht auf der Autobahn.“

(hsr/lils)
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