Selbsttest mit dem E-Bike Fahrradfahren, nur bequemer

Düsseldorf · Wie fühlt es sich an, auf einem Pedelec zu sitzen? Unser Autor hat es getestet.

 Marc Latsch hat das Pedelec getestet.

Marc Latsch hat das Pedelec getestet.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Erstmal fühlt es sich nicht groß anders an – wie Fahrradfahren, nur bequemer. Ich trete langsam in die Pedale und beschleunige schnell auf 25 Stundenkilometer. Dann stellt sich der Motor ab, und ich bin auf mich alleine gestellt.

E-Bikes liegen im Trend, immer mehr Menschen vertrauen auf ihre Fahrräder mit Motorunterstützung. Wobei, um E-Bikes handelt es sich dabei eigentlich gar nicht. „Bei einem E-Bike muss niemand in die Pedale treten, das hat sich als Modell nicht durchgesetzt. Wir verkaufen Pedelecs und S-Pedelecs“, erklärt Michael Buschmaas. Er ist Geschäftsführer der e-motion E-Bike-Welt in Düsseldorf. Vor zehn Jahren hat er sein Geschäft eröffnet, heute verkauft er mehr als 1000 Räder im Jahr. Das Pedelec ist rechtlich einem Fahrrad gleichgestellt, bei 25 Stundenkilometer wird der Motor abgestellt. Alles darüber gilt als S-Pedelec, als Kleinkraftrad, das versicherungs-, kennzeichen- und fahrerlaubnispflichtig ist. Buschmaas hat beides im Angebot, 90 Prozent der verkauften Räder sind jedoch Pedelecs.

Auch ich teste ein Pedelec: Riese & Müller, Modell New Charger nuvinci, Preis: 4199 Euro. Es liegt damit im guten Mittelfeld des Angebots. Rund 2400 Euro kosten die günstigsten Pedelecs bei e-motion, die Angebote enden jenseits der 10.000 Euro. Günstig ist das nicht. Pedelecs sind Luxusartikel, die erst einmal bezahlt werden müssen. „Das ist wie beim Auto, es gibt den VW Golf, aber auch das teure Coupé“, erklärt Buschmaas.

Mein Pedelec fährt sich flüssig. Die klassische Gangschaltung fällt hier weg. Am rechten Griff lässt sich ganz einfach die Schwere des Tritts einstellen, ohne ruckelnden Übergang. Links ändern sich auf Knopfdruck die Stufen der Motorunterstützung. Bei der niedrigsten Stufe „Eco“ fällt der Motor noch kaum auf, gefühlt kommt die Kraft allein aus den eigenen Beinen. Anders im höchsten Modus „Turbo“. Ein kleines Anstupsen der Pedale reicht, schon nimmt das Rad Fahrt auf – Krafteinsatz gleich null. So ist auch der steilste Berg kein Problem mehr. Unweigerlich denke ich an das Klischee des Rentners, der sich kaum noch bewegen kann und deswegen E-Bike fährt. Mit meinen 27 Jahren bezweifle ich, zum Kernkundenkreis zu gehören.

Buschmaas widerspricht: „Früher waren viele unserer Kunden älter als 60 Jahre, heute ist vielleicht noch jeder vierte Käufer in Rente. Vielen geht es um Mobilität, darum, nicht mehr mit dem Auto pendeln zu müssen.“ Heiner Kreuels bestätigt das. Er schaut sich im Laden um, interessiert sich für ein Pedelec mit Korb vor dem Lenker. „Da könnte ich gut meine Trinkkanne reinstellen, wenn ich zur Arbeit fahre“, sagt er. Als Blumenhändler muss er früh raus, ist schon nachts unterwegs. „Da möchte man es auch etwas bequemer haben und nicht schon völlig durchgeschwitzt ankommen“, sagt er. Noch nutzt er daher sein Auto.

Ganz wie beim klassischen Fahrrad, gibt es auch die Pedelecs in allen Farben und Formen. Mountainbikes, Stadträder, Lastenräder zum Transport der eigenen Kinder oder der Einkäufe, aber auch Dreiräder für diejenigen, die körperlich zum Fahrrad-Fahren nicht mehr in der Lage sind. Je nach Modell, Fahrmodus und Fahrweise reicht eine Ladung für 80 bis 200 Kilometer. Danach muss der Pedelec-Akku wieder aufgeladen werden. Entweder, indem man das Rad direkt an den Strom anschließt oder den Akku einfach kurz ausbaut und mit nach Hause nimmt. Sollte der Akku während der Fahrt leer werden, landet auch der Pedelec-Fahrer wieder in der Realität. Dann darf er treten wie jeder andere auch. Es ist ja doch nur ein Fahrrad.

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