WM-Spiel im Büro Wie Firmen in der Region mit dem Deutschland-Spiel umgehen

Deutschland gegen Südkorea, Mittwoch 16 Uhr. Der frühe Spielbeginn ist der Supergau für diejenigen, die arbeiten müssen. Doch es gibt viele nette Chefs. Wir haben in den großen Unternehmen der Region nachgefragt.

 Glücklich, wer Gleitzeit hat: Der kann das Spiel zu Hause sehen.

Glücklich, wer Gleitzeit hat: Der kann das Spiel zu Hause sehen.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Das Parkhaus bei Vodafone in Düsseldorf wird am Mittwochnachmittag ähnlich leer sein wie zuletzt an Altweiber. „Wir haben den Mitarbeitern, die Urlaub nehmen wollten, großzügig Urlaub genehmigt“, sagt Unternehmenssprecher Volker Petendorf. Von den eigentlich 5000 Angestellten sind am Mittwoch nur etwa die Hälfte im Dienst. „Ich sag mal so: Die Fußballmuffel halten den Betrieb aufrecht“, sagt Petendorf. „Außerdem arbeiten bei uns nicht nur Deutsche, unsere Leute kommen aus 70 verschiedenen Nationen, darunter sind auch Holländer und Italiener, die das Spiel nicht unbedingt sehen wollen.“

Nach dem goldenen Freistoßtor von Toni Kroos am Samstag ist Deutschland endlich in WM-Stimmung. Wenn am Mittwoch um 16 Uhr das letzte Gruppenspiel gegen Südkorea angepfiffen wird, müssen die meisten allerdings arbeiten. Es denn, sie haben nette Chefs oder zumindest flexible Arbeitszeiten.

So wie das Mönchengladbacher Unternehmen Scheidt & Bachmann. „Unsere Gleitzeitregelung ermöglicht allen, die Arbeit pünktlich zu beenden, um das Spiel zu Hause oder bei Freunden zu sehen“, sagt ein Sprecher des Familienunternehmens für Parkhaussysteme. Aber auch an die Spätschicht habe man gedacht: „Wer das Spiel sehen will, kann das auf einer großen Leinwand in unserem Schulungsraum.“ Die 90 Minuten würden aber nicht bezahlt. „Wer gucken will, muss ausstempeln.“

Bei Ford in Köln-Niehl läuft der Betrieb an der Fertigungsstraße wie an anderen Tagen auch. Erst ab dem Viertelfinale hat die Belegschaft am Band und in der Produktion die Chance, die zweite Halbzeit eines Deutschland-Spiels zu schauen. „Wir stellen dann Bildschirme auf und legen die Pausen so zusammen, dass es zeitlich passt“, sagt ein Sprecher. In den Büros entscheidet jeder Abteilungsleiter für sein Team.

Wer bei der Bayer AG in Leverkusen arbeitet, „darf sich selbstverständlich während der Arbeitszeit über das Internet oder per Handy über den aktuellen Spielstand informieren“, wie ein Unternehmenssprecher sagt. „Es spricht außerdem nichts dagegen, am Arbeitsplatz Deutschland-Fahnen oder andere Fan-Utensilien anzubringen.“ Und ja, auch das Tragen eines Trikots sei „prinzipiell möglich“. Es sei denn, der Mitarbeiter müsse ohnehin spezielle Arbeitskleidung tragen oder habe direkt mit Kunden zu tun. „Wer bei uns flexible Arbeitszeiten hat, kann früh frei nehmen, um das Spiel von zu Hause sehen zu können“, sagt der Sprecher.

Ganz ähnlich läuft es bei Henkel in Düsseldorf: Wer früh kommt, kann früh gehen. „Wir haben zwar kein Public Viewing, aber Tipp-Gemeinschaften und ein Kickerturnier in der Kantine“, sagt eine Sprecherin.

Komplett auf der sicheren Seite ist die Belegschaft des Ratinger Anlagenbauers Doosan Lentjes. Das südkoreanische Unternehmen mit 150 Mitarbeitern veranstaltet ein „Office Viewing“ in der Kantine. „Wir wollen allen Mitarbeitern die Möglichkeit geben, das Spiel zu schauen“, sagt Marketingleiterin Diana Baganz. Es wird Fingerfood und Getränke geben, ein Drittel der Belegschaft hat sich schon angemeldet.

Und am Ende gewinnt hoffentlich Deutschland.

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