Duisburg Wie ein Tsunami in der City

Duisburg · Der Düsseldorfer Projektentwickler Walter Brune hat vor schweren negativen Auswirkungen eines Factory Outlet Centers (FOC) in Marxloh für die Duisburger Innenstadt gewarnt. Ein FOC stehe für verfehlte Planungspolitik.

 Das Vorbild für das "Douvil": Das McArthurGlen Designer Outlet Center in Roermond ist schon seit Jahren ein beliebter Einkaufsort. Ein ähnliches Shopping-Dorf soll in Marxloh entstehen.

Das Vorbild für das "Douvil": Das McArthurGlen Designer Outlet Center in Roermond ist schon seit Jahren ein beliebter Einkaufsort. Ein ähnliches Shopping-Dorf soll in Marxloh entstehen.

Foto: ARchiv

Walter Brune weiß, wovon er spricht. Schon vor Jahren warnte der renommierte Architekt und Städteplaner vor den Folgen des seinerzeit geplanten MultiCasa — und sieht sich in seiner Auffassung durch die Entwicklung in der Duisburger Innenstadt bestätigt. "Factory Outlet Center wie in Roermond sind Einzelhandelssupermagneten. Sie saugen, in der Nähe einer Stadt, jedoch nicht im Zentrum gelegen, den größten Teil des hochwertigen Einzelhandels brutal ab", erklärte Brune gegenüber der RP. Die Outlets hätten längst erkannt, dass sie wie kleine Dörfer wirken und alles anbieten müssen, was eine Innenstadt bietet. Vielfach seien dort auch Bars, Gaststätten, Gourmet-Restaurants und Kinos anzutreffen. Brunes Fazit: "Ein Tsunami könnte eine Innenstadt-Lebendigkeit nicht radikaler zerstören."

 Walter Brune anlässlich der Schlüsselübergabe für den Axa Prinzenpark in Düsseldorf im vergangenen Jahr.

Walter Brune anlässlich der Schlüsselübergabe für den Axa Prinzenpark in Düsseldorf im vergangenen Jahr.

Foto: Andreas Endermann

Trendige Mode

Wie berichtet soll das Duisburger Center "Douvil" (Duisburg Outlet Village) heißen. Der Begriff "Village" (Dorf) lässt schon ahnen, dass der von Brune angesprochene Dorf-Charakter in Marxloh ebenfalls geplant ist. Unwahr sei die Behauptung, im Outlet Center würde trendige Mode, die im aktuellen Jahr nicht verkauft werden konnte, zu günstigen Preisen an den Endverbraucher abgegeben. "Diese Ware wird natürlich dort auch angeboten, aber längst haben die Fabrikanten erkannt, dass der hohe Umsatz solcher Outlet Center zusätzliche Gewinne bringt, wenn sie sich auf diese Tendenz richtig einstellen", so Brune.

So werde von den "guten Namen" in großen Mengen Ware produziert, die etwas abweicht von der Erstausgabe und somit nicht vollständig identisch ist mit dem zenralen Laden in einer Innenstadt. "Aber dies ist im Grunde für einen Kunden gar nicht erkennbar. Außerdem wird auch Ware unter dem gleichen Label neu designt und extra für die Outlet Center hergestellt. Diese Produktion erfolgt in Indien oder China — so kann unter dem teuren Label solche Ware billig verkauft werden", so der Experte. Die Folge: In vielen Fällen habe es für die Kunden gar keinen Reiz mehr, in die eigentliche Innenstadt-Einkaufszone zu gehen, um hier gleiche oder ähnliche Ware erheblich teurer einzukaufen. "Die nahe gelegene Innenstadt muss dann erhebliche Umsatzverluste hinnehmen", sagte Brune. "Für die Stadt Duisburg, die gerade wieder eine gute Innenstadt-Qualität gefunden hat, steht ein neues Factory Outlet Center für eine völlig verfehlte Stadtplanungspolitik und ist unverzeihlich", so Brune wörtlich. Allenfalls ein kleines Outlet-Center in der City selbst sei akzeptabel.

(RP)
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