Sorge vor zu kalten Monaten Das sagen die Wettermodelle für den Winter

Düsseldorf · In diesem Jahr könnte ein sehr kalter Winter zu einer Mangellage beim Gas führen. Wirklich vorhersagen lassen sich die Temperaturen der kommenden Monate zwar nicht. Aber die großen Wetterdienste bilden mit ihren Jahreszeitenprognosen zumindest Trends ab.

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Tornados, Starkregen, Schnee — Wetterkapriolen in NRW 2023

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Foto: dpa/Oliver Berg

Angesichts der explodierenden Energiepreise blicken viele Menschen voller Sorge auf den nächsten Winter. Fällt er eher nass und mild aus wie im vergangenen Jahr oder droht eine längere Frostperiode mit entsprechendem Heizbedarf? Mehrere sehr kalte Wochen können einen großen Unterschied bedeuten, sowohl was den eigenen Geldbeutel angeht als auch die gesamtwirtschaftliche Situation, sollten bei einem anhaltend hohen Gasverbrauch die Speicher leerlaufen und das angelieferte Gas nicht ausreichen, um alle Verbraucher zu versorgen.

Allerdings lässt sich so weit im Voraus nicht verlässlich sagen, wie sich das Wetter in den Wintermonaten entwickelt. Liefern die großen Wettermodelle doch lediglich Jahreszeitentrends. Sie bewerten, inwieweit Temperaturen und Niederschlag von November bis Februar vom langjährigen Mittel abweichen könnten.

Es geht also um einen groben Trend. Der, und das gilt es sich zu vergegenwärtigen, nicht zutreffen muss. Und wie soll er nun werden, der nächste Winter? Wahrscheinlich eher zu mild als zu kalt.

Maßgeblich für diese Langfrist-Vorhersagen sind das amerikanische Wettermodell NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) und das europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage ECMWF (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts). Meteorologe Dominik Jung vom Portal wetter.net wertet deren Prognosen regelmäßig aus. Wichtig ist, dass es sich nicht um klassische Vorhersagen handelt, sondern nur um mögliche Abweichungen von einem 30-jährigen Referenzzeitraum, in diesem Fall 1991 bis 2020.

Demnach sagt NOAA sogar einen sehr milden Winter voraus, der ein bis zwei Grad über dem langjährigen Mittel liegt. Wenn das stimme, würde Deutschland laut Jung einer der wärmsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 bevorstehen. Demgegenüber steht allerdings die europäische Trendprognose, die die Monate Dezember bis Februar von der Temperatur eher im normalen Bereich sieht – wobei das angesichts der zuletzt milden Winter gefühlt eher kühl bedeutet. Und laut Jung wohl mit einem erhöhten Heizbedarf einhergehen würde.

Nur ist das eben nicht ausgemacht. Tatsächlich aber liegt es näher, dass beispielsweise der November in Zeiten einer zunehmenden Klimaerwärmung eher zu warm ausfällt, rechnet auch das Wetterportal wetterprognose-wettervorhersage.de vor.

Demnach sind die Novembermonate der vergangenen 20 Jahre im Schnitt 1,28 Grad zu warm gewesen. Dass ein November im Vergleich zum langjährigen Mittelwert von 1961 bis 1990 normal ausgefallen ist, gab es zuletzt im Jahr 2016.

Damals betrug die Abweichung minus 0,2 Grad. Zu kalt war dieser Monat 1998 mit minus 2,4 Grad, besonders zu warm im Jahr 2015 mit einer Abweichung von 3,5 Grad. Die Durchschnittstemperatur im November liegt bei vier Grad, wobei es am Anfang des Monats noch deutlich wärmer sein kann, am Monatsende aber oft schon winterlich kalt ist. Allerdings verkürzt sich auch die Tageslänge von neun Stunden und 39 Minuten auf acht Stunden und neun Minuten.

Auf einen zu warmen November folgte in den vergangenen Jahren meistens auch ein milder Winter. Interessant dabei ist, dass die Jahreszeitenprognosen der Wettermodelle unisono den kommenden November als zu warm einschätzen. Das hat zwar nicht zu bedeuten, dass dies auch wirklich so eintritt, es erhöht aber die Wahrscheinlichkeit, dass auch der Winter sich eher von seiner milden Seite zeigt.

Auch den Oktober schätzt das amerikanische Wettermodell übrigens zu warm ein. Generell geht der Trend durch die Klimaerwärmung sicher zu wärmeren Herbst- und Wintermonaten, sehr kalte Winter werden seltener.

Selbst wenn die Prognosen mit großer Vorsicht zu genießen sind – auch im vergangenen Jahr sagte das US-Modell NOAA einen milden Winter voraus und lag damit richtig. Wer mag, kann aber auch den Hundertjährigen Kalender des Abts Mauritius Knauer konsultieren. Schlauer ist man nach der Lektüre allerdings nicht. „Zu Beginn des Winters fällt viel Schnee und große Kälte bricht herein“, heißt es da. „Am Ende wird es aber mild und es fällt auch kein Schnee mehr. Jedoch gibt es am Ende des Winters sehr viel Wind."

Na dann, alles drin.

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