Tipps gegen Wespen in NRW Keine Panik!

Düsseldorf · Schwarz-gelb geringelt, lästig und ein bisschen hektisch unterwegs: die Wespe. Dabei fliegen nur zwei von acht heimischen Arten auf Süßes oder Steak – die haben den anderen aber einen ziemlich schlechten Ruf eingebrockt. Wie man die Insekten gewaltfrei los wird.

 Eine Wespe hat sich auf einem Teller mit süßem Holundergelee niedergelassen.

Eine Wespe hat sich auf einem Teller mit süßem Holundergelee niedergelassen.

Foto: dpa/Peter Zschunke

In einer Bäckerei in Düsseldorf-Flingern liegen keine Rosinenschnecken und Puddingbrezeln in der Auslage, sondern nur ein Zettel mit dem Hinweis, dass es welche gibt. „Wir mussten alles Süße aus der Theke nehmen“, sagt die Verkäuferin. „Hier ist sonst alles voller Wespen, es ist extrem dieses Jahr.“ Auf Twitter schaffte es der Hashtag „Wespen“ in dieser Woche schon in die Trends. So berichtete ein User etwa von etlichen Rettungseinsätzen beim Parookaville-Festival, weil Besucher Wespenstiche im Mund- und Rachenraum hatten. Die rheinland-pfälzische SPD-Politikerin Sabine Bätzing musste nach einem Wespenstich ins Krankenhaus. Ihr war eine Wespe in den Mund geflogen und hatte sie in den Rachen gestochen, während sie ein Grußwort bei einer Veranstaltung hielt. „Bin nun für die nächsten 24 Stunden im Krankenhaus“, twitterte sie am Sonntag.

Dass eine Wespe einem direkt in den Mund fliegt, kommt wohl eher selten vor. Dass die Tiere aber in Bierflaschen- und Gläser krabbeln und dann versehentlich verschluckt werden, schon häufiger. Wer in diesen Tagen in Nordrhein-Westfalen im Biergarten oder im Café sitzt, kennt die ungebetenen, schwarz-gelb geringelten Gäste. Die Monate Juli und August sind die Hochsaison für Wespen. Dass es in diesem Sommer ganz besonders viele sind, ist aber offenbar nur eine subjektive Wahrnehmung. „Sagen wir mal so: 2022 ist ein gutes Insektenjahr, wir haben deshalb auch eine ganze Menge Wespen“, sagt Birgit Königs vom Naturschutzbund (NABU) Landesverband Nordrhein-Westfalen. „Es sind aber nicht mehr Wespen als in den Jahren zuvor.“ Regional könne das Vorkommen sehr unterschiedlich sein. „Wespen leben von anderen Insekten, und so viele gibt es davon leider nicht mehr.“ Vor allem im Rheinland und im Bergischen gibt es derzeit eher mehr Wespen als zum Beispiel im Münsterland. „Man kann aber insgesamt auf keinen Fall von einer Plage reden“, sagt Königs. „Die Völker haben jetzt ihre größte Stärke, deshalb fallen sie natürlich auch auf.“

Da der April und der Mai in NRW recht trocken war, konnten die Königinnen ihre Staaten optimal aufbauen, wie Königs sagt. Insgesamt dürfe ein gutes Insektenjahr nicht darüber hinwegtäuschen, dass es den Insekten nicht gut gehe. „Es ist wie eine kleine Verschnaufpause, manche Arten erholen sich ein bisschen, aber wenn sie weiter stark bekämpft werden, etwa mit Pestiziden, hält das nicht nachhaltig an.“

Wespen sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt, als wildlebende Tiere dürfen sie nicht mutwillig verletzt oder getötet werden. Auch ihr Nest darf nicht zerstört werden. Außerdem stehen bestimmte Wespenarten unter einem besonderen Schutz, wie zum Beispiel die Hornisse. Nur zwei der acht in Deutschland heimischen Wespenarten fliegen auf Cola, Steak und Kuchen. Die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe haben den Wespen insgesamt einen schlechten Ruf eingebrockt, wie es beim Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) heißt: „Die anderen Arten interessieren sich nicht für den menschlichen Speiseplan und stören daher wenig. Sie sind nur aggressiv, wenn sie ihr Nest bedroht sehen. Zu diesen harmlosen Arten zählen beispielsweise die Feldwespe, die Mittlere Wespe sowie die Sächsische Wespe.“ Der BUND weist darauf hin, dass sie ein wichtiger Bestandteil unserer Ökosysteme sind, Pflanzen bestäuben und sich von Insekten wie Blattläusen und Mücken ernähren. Ihr hektischer Zickzack-Flug hat nach Expertenangaben nichts mit Aggression zu tun: Wespen machen das zur Orientierung und um mit ihren Facettenaugen die gesamte Umgebung wahrnehmen zu können.

Wie aber kann man lästige Wespen los werden?

  • Birgit Königs rät, sie mit einer Sprühflasche mit Wasser zu besprühen. „Sie fliegen dann weg, weil sie das Wasser für Regen halten, den sie nicht mögen“, sagt sie.
  • Rauch vertreibt die Insekten auch: Dafür zündet man etwas Kaffeepulver in einer feuerfesten Schale an und stellt diese auf den Tisch.
  • Was Wespen nicht mögen ist Basilikum, auch frische angeschnittener Knoblauch soll sie fernhalten oder eine Orange, die man mit Nelken spickt.
  • Kurzfristig ist auch Ruhe, wenn man den Wespen eine Ersatzfutterstelle weg vom eigenen Teller anbietet.
  • Vom Kauf tödlicher Wespenfallen, die mit Saft oder Bier gefüllt sind, rät der Nabu dringend ab: „Die Tiere sterben in der Flüssigkeit einen qualvollen Tod. Zudem gehen nur alte Tiere in die Falle. Das aktive Volk wird nicht dezimiert.“

Manchmal hilft es sogar, die Polizei zu alarmieren. So wie eine ältere Dame vor einigen Tagen in Bochum. Weil etwa 30 Wespen in ihre Wohnung geflogen waren, wählte sie die 110. Zwei Polizisten drängte die Insekten zurück ins Freie, wie es in einer Polizeimeldung heißt, „ohne Verletzungen auf beiden Seiten“. Da die 88-Jährige aber wegen eines Wespennestes an der Hausfassade weiter beunruhigt war, kauften die Polizisten ihr ein Fliegengitter und brachten es am Fenster an. „Das Fazit des tierischen Einsatzes: 30 Wohnungsverweisungen und eine glückliche 88-Jährige“, hieß es in der Meldung.

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