Messe "Jagd & Hund" in Dortmund Wer ist Deutschland bester Hirsch-Röhrer?

Sie röhren durch Ochsenhörner, riesige Schneckengehäuse oder Plastikrohre. Bei der 16. Deutschen Meisterschaft der Hirschrufer ist alles erlaubt, was die Luftröhre verlängert und Hirsche anlocken könnte. Um die Fahrt zur EM mussten drei Akteure ins Stechen.

Hirsch-Röhrer: skurrile Meisterschaft in Dortmund
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Hirsch-Röhrer: skurrile Meisterschaft in Dortmund

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Immo Ortlepp bläst angestrengt vor der Jury aus altgedienten Jägern in sein selbst präpariertes Horn eines ungarischen Steppenrindes. Im Finale ist der Ruf eines Hirsches nach gewonnenem Kampf gegen einen Konkurrenzhirsch gefragt. Es ist zwar nicht Brunftzeit, die von September bis Anfang Oktober ansteht. In Dortmund ist aber Messe für Jäger und Förster. Und da wird traditionell die etwas skurril anmutende Deutsche Meisterschaft der Hirschrufer ausgetragen. Es ist inzwischen der 16. derartige Wettbewerb. Berufsjäger Ortlepp aus dem niedersächsischen Wedemark ist am Ende der beste unter den 18 angetretenen Hirschrufern. Er streicht nach 2010 seinen zweiten Titel ein.

Für Außenstehende ist es ein Jux, für die Hirschrufer ist es Teil ihrer Arbeit. Sie locken mit den Rufen die Hirsche heran, um sie zu begutachten, im Falle der Jäger für den Abschuss. Vorjahressieger Tasso Wolzenburg aus Bad Laasphe (NRW) macht dies als Forstwirt für Besuchergruppen im Wald. Für ihn ist Hirschrufen Sport.

Ein wenig enttäuscht ist Serienmeister Wolzenburg schon. "Immo hat es aber verdient. Er ist immer oben mit dabei", meint er nach seinem sechsten Platz. Damit kann er dieses Jahr nicht an den Europameisterschaften in 14 Tagen in Salzburg teilnehmen. Da kommen nur die ersten drei hin. Das sind nach Ortlepp der Bayer Martin-Michael Mayer aus Fridolfing und der zweite Niedersachse, Hans-Günter Schärf aus St. Andreasberg. Während Schärf schon 2013 mit zur EM durfte, war es für Mayer Platz 2 beim ersten Auftritt.

Gleich fünfmal mussten Mayer und Schärf ran. Nach den drei Wettbewerben "Ruf eines jungen, suchenden Hirsches am Rande des Brunftplatzes", "Stimme des Platzhirsches beim Kahlwild" und "Siegreicher Hirsch" kam es zu zwei Stechen. Den "abgebrunfteten Hirsch" und den "Kontakt des weiblichen Kahlwildes im Rudel" mussten sie im Stechen imitieren. Beim letzten Zweikampf um Platz zwei blieben Plastikröhren, Schnecken und Hörner liegen. Schärf und Mayer hielten sich die Nase zu und röhrten fast schon zart ohne jegliche Hilfsmittel. Dass das ähnlich seltsam aussieht wie das Röhren mit Gerät, ist für das Fachpublikum völlig normal.

Ortlepp verlässt als Letzter die Bühne. "Österreich, wir kommen" ruft er. Sein Ziel war ein Platz unter den ersten drei. Dass es Platz eins wurde, freut ihn umso mehr. "Ich habe tagelang geübt, zu Hause natürlich. Ich habe einen eigenen Hirsch, der hat mich abgehört", scherzt Ortlepp. Ob es dieses Jahr für die deutschen Hirschrufer zum Europa-Titel reicht, ist fraglich. Die Osteuropäer sind Europas Platzhirsche.

(lnw)
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