Solingen Weniger Jobs - mehr Arbeitslose

Solingen · Im Juni stieg die Zahl der Jobsuchenden um 61 auf 6686, das neue Stellenangebot reduzierte sich binnen Monatsfrist um fast 20 Prozent. Mehr als 550 Jugendliche suchen noch einen Ausbildungsplatz, lediglich 251 Stellen sind hier noch im Angebot.

Der Höhepunkt des wirtschaftlichen Aufschwungs scheint überschritten, "es wird insgesamt etwas ruhiger", erklärte gestern die Leiterin der Arbeitsagentur, Ute Ackerschott, mit Blick auf die Arbeitsmarktzahlen für Juni. Einen "Einbruch oder gar einen Abschwung der Konjunktur" sieht Ackerschott gleichwohl nicht, vielmehr "ein Erlahmen des Aufschwungs".

61 Arbeitslose mehr als im Vormonat zählte die Arbeitsagentur im Juni, die Zahl der Jobsuchenden ist somit auf 6686 gestiegen. Das entspricht einer Erwerbslosenquote von 8,2 Prozent. Im Juni 2011 lag die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen bei 6438, vor Jahresfrist betrug die Quote glatt acht Prozent.

Um fast 20 Prozent zurück ging das Stellenangebot von Mai auf Juni. Lediglich 263 neue Jobs wurden im Berichtsmonat gemeldet, das waren 63 weniger gegenüber dem Vormonat und sogar 187 weniger als im Juni des vergangenen Jahres. "Die Arbeitgeber sind gesättigt mit Personal, die Aufträge werden mit den vorhandenen Mitarbeitern bewältigt. Vielleicht greift aber auch die Vorsicht, denn die Euro-Schuldenkrise verunsichert einzelne Unternehmen, vor allem die, die vom Export abhängig sind", so die Einschätzung der Leiterin der Arbeitsagentur.

Dennoch hat die Arbeitsagentur aktuell noch 1459 Arbeitsplätze im Bestand, das sind 408 mehr als vor einem Jahr. Bedarf an Mitarbeitern besteht unter anderem im verarbeitenden Gewerbe, im Handel, im Gesundheits- und Sozialwesen, im Baugewerbe sowie in der Gastronomie.

Sorgen bereitet Ute Ackerschott die Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt: "Hier geht es nicht voran." Einen Monat vor dem Ausbildungsstart suchen noch 557 Bewerber — darunter knapp die Hälfte Altbewerber aus dem Vorjahr — nach einer passenden Lehrstelle. Auf der anderen Seite bieten Solinger Unternehmen noch 251 Ausbildungsmöglichkeiten an. "Wir brauchen mehr Ausbildungsplätze", appelliert Ute Ackerschott. Gleichwohl weiß sie, dass Angebot und Nachfrage oft nicht unter einen Hut zu bringen sind. "Die Unternehmen legen Wert auf Qualität, aber sie sollten allen Jugendlichen eine Chance geben."

Von Oktober 2011 bis Ende Juni wurden von den Betrieben 654 Ausbildungsplätze angeboten — 32 weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Gleichzeitig meldeten sich 1415 junge Frauen und Männer — 40 mehr.

Lehrstellen gibt es noch für verschiedene kaufmännische Berufe, aber unter anderem auch für Elektroniker, Kfz-Mechatroniker oder Werkzeugmechaniker. In der Gunst ganz oben bei den Bewerbern stehen Ausbildungen im Einzelhandel, als medizinische Fachangestellte oder Verkäufer.

(RP)
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