Weltfrauentag 2021 „Wir bekamen, was uns zustand“

Wuppertal · Als Lieselotte Deißmann 1920 geboren wurde, steckte die Frauenbewegung noch in den Kinderschuhen. Sie selbst legte aber zeitlebens Wert darauf, ihr eigenes Geld zu verdienen. Und als sie mit 36 den Führerschein machte, war sie allein unter Männern. Hinters Steuer setzt sie sich mit 100 nicht mehr – würde aber gerne.

 Lieselotte „Lilo“ Deißmann lebt auch mit 100 noch in ihrer Wohnung.

Lieselotte „Lilo“ Deißmann lebt auch mit 100 noch in ihrer Wohnung.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Wenn Lieselotte Deißmann eine Sache vermisst, ist es das Autofahren. Den Führerschein hat die Wuppertalerin 1956 gemacht, als Frau in der Fahrschule war sie damals eine Exotin. Gekümmert hat sie das nicht, der „Lappen“ musste her, um ihrem Mann im Geschäft zu helfen. Denn der habe keine Zeit gehabt, sich die nötigen Kenntnisse anzueignen, erzählt Deißmann. Also musste sie ran. Ohne großes Lamento. Frau am Steuer, das war für sie sowohl Notwendigkeit als auch ein großes Vergnügen. „Ich könnte heute noch fahren“, sagt sie resolut, und man ist geneigt, ihr das zu glauben. Sicherheitshalber hat sie den Führerschein nicht abgegeben. Man weiß ja nie, selbst nicht mit 100.