Drei Verfahren vor Weihnachten Weitere Prozesse im Missbrauchsfall Münster starten noch 2020

Münster · Nach dem Start im Prozess gegen den mutmaßlichen Drahtzieher im Missbrauchskomplex von Münster beginnen noch vor Weihnachten weitere Gerichtsverfahren. Das Opfer soll immer wieder derselbe Junge gewesen sein – mutmaßlich zur Verfügung gestellt von seinem Ziehvater.

 Der 27-Jährige Hauptangeklagte (vorne) sitzt in einem Gerichtssaal des Landgerichts. (Archivfoto)

Der 27-Jährige Hauptangeklagte (vorne) sitzt in einem Gerichtssaal des Landgerichts. (Archivfoto)

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Im Missbrauchsfall Münster beginnen noch vor Jahresende drei Prozesse vor dem Landgericht. Die Angeklagten aus Hannover und Aachen müssen sich jeweils wegen mehrfachen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs verantworten. Ihre mutmaßlichen Taten waren im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen einen 27-Jährigen IT-Techniker aus Münster ans Licht gekommen, der immer wieder den ihm anvertrauten Sohn seiner Lebensgefährtin vergewaltigt und anderen Männern für grauenhafte sexuelle Übergriffe zur Verfügung gestellt haben soll. Der große Prozess gegen ihn und vier weitere Angeklagte in dem Ermittlungskomplex ist bereits gestartet. Am 17., 21., und 23. Dezember beginnen nach Angaben des Landgerichts nun Verfahren gegen weitere mutmaßliche Peiniger des inzwischen elf Jahre alten Ziehsohns des IT-Fachmanns.

Am Donnerstag steht zunächst der Auftakt im Prozess gegen einen 30-Jährigen aus dem niedersächsischen Hannover an. Die Anklage wirft ihm vor, das Kind aus Münster mehrfach schwer missbraucht zu haben - immer wieder in einer Wohnung in Hannover, aber unter anderem auch bei Reisen nach Sylt und Mallorca. Bei dem Trip auf die Mittelmeerinsel soll zudem ein kleiner Junge, der in Begleitung seines Onkels mitgekommen war, von dem 30-Jährigen vergewaltigt worden sein.

Von Montag an steht ein 50-jähriger Hannoveraner vor Gericht - ebenfalls wegen mehrerer schwerer Gewalttaten an dem Ziehsohn des 27-Jährigen. Am kommenden Mittwoch beginnt mit dem Verfahren gegen einen 27-Jährigen Aachener dann der vorerst letzte Prozess in dem Komplex, der unmittelbar auf eine Anklage der Staatsanwaltschaft Münster zurückgeht. Dieses Mal geht es um Vergewaltigungen des Jungen unter anderem in Sachsen und im Sauerland.

Und doch ist ein Ende der juristischen Aufarbeitung des ausufernden Missbrauchskomplexes nicht absehbar: Bundesweit gibt es mehr als 20 Beschuldigte, die im Zusammenhang mit den Taten stehen. Auch in Österreich hat es erst im Dezember zwei Festnahmen gegeben. Ein Beschuldigter stammt aus Frankreich. In Münster hatte die Polizei sehr viele Daten sichergestellt, die auf die Spur von weiteren Tatverdächtigen führten.

Im bislang umfangreichsten Prozess in dem Fall gegen den 27-Jährigen IT-Techniker aus Müsnter, seine Mutter sowie drei mutmaßliche Mittäter sind noch zahlreiche Verhandlungstermine bis ins Frühjahr 2021 angesetzt. Zuletzt haben die Richter Videomaterial gesichtet. Eine Überwachungskamera in einer Gartenlaube soll die Gewalttaten der Männer aufgezeichnet haben. Über mehrere Tage hinweg sollen sie ihre betäubten Opfer immer wieder schwer missbraucht haben. Aus Opferschutzgründen finden große Teile des Verfahrens unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, was auch für die nun startenden Prozesse zu erwarten ist.

(chal/dpa)
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