Diebe auf Weihnachtsmärkten „Schönen guten Tag, dürfen wir Sie mal was fragen?“

Köln · Mit unterschiedlichen Aktionen versucht die Polizei in der Vorweihnachtszeit, die Menschen vor Dieben zu warnen. In Köln waren am Donnerstag mehr als 30 Polizisten an den Bahnhöfen unterwegs, um Reisende auf das Thema anzusprechen.

 Pascal Stefanides und Fiona Asllani von der Bundespolizei im Kölner Hauptbahnhof.

Pascal Stefanides und Fiona Asllani von der Bundespolizei im Kölner Hauptbahnhof.

Foto: RP/Claudia Hauser

„Schönen guten Tag, dürfen wir Sie mal was fragen?“ – wenn ein Polizist eine Frage wie diese stellt, hat man meistens gegen irgendeine Regel verstoßen. Fiona Asllani und ihr Kollege Pascal Stefanides von der Bundespolizei wollen am Donnerstagnachmittag im Kölner Hauptbahnhof die Reisenden aber nur auf ein großes Problem aufmerksam machen: Taschendiebstahl. Und so sagen sie etwa einer älteren Frau, die eine große Tasche offen umhängen hat, dass sie diese besser schließen solle. „Das geht ruck zuck, dann ist das Portmonee weg“, sagt Asllani. Die Frau bedankt sich und packt ihr Geld in eine andere, verschließbare Tasche.

Jetzt, wo die Menschen in Scharen auf die Weihnachtsmärkte strömen, finden Diebe die besten Bedingungen vor. „Der Weihnachtsmarkt ist das perfekte Betätigungsfeld für Taschendiebe – viele Menschen, dichtes Gedränge, Ablenkung durch Musik, Essen und Alkohol“, sagt Kathrin Stoff, Sprecherin der Bundespolizei Köln. „Wenn man sich wohlfühlt, wird man unvorsichtig.“ Sie rät, Geld, Karten und Papiere immer in verschlossenen Innentaschen der Kleidung aufzubewahren, und Hand- und Umhängetaschen im dichten Gedränge mit der Verschlussseite zum Körper zu tragen.

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der Taschen- und Gepäckdiebstähle in Köln verdoppelt. Allerdings waren in Pandemie-Zeiten deutlich weniger Menschen unterwegs. „Der extreme Anstieg hat auch damit zu tun, dass wir jetzt wieder auf dem Vor-Pandemie-Stand sind“, sagt Stoff. NRW-weit wurden für 2021 insgesamt 27.577 Taschendiebstähle erfasst. Die Aufklärungsquote ist gering: Sie lag bei 4,8 Prozent. „Häufig wird erst bemerkt, dass etwas fehlt, wenn der Täter längst verschwunden ist“, sagt Stoff. In den deutschen Großstädten gehört der Taschendiebstahl – neben Autoaufbruch, Fahrraddiebstahl und Sachbeschädigung an Fahrzeugen – nach wie vor zu den häufigsten Delikten. Taschendiebe sind nach Angaben der Polizei oft höchst professionell agierende Täterinnen und Täter, die grenzüberschreitend in ganz Europa aktiv sind.

Die Täter nutzen nicht nur die Vorweihnachtszeit, sondern in Geschäften auch die Stunde vor Ladenschluss, wenn besonders viel los ist. Auch in Stadtbahnen und Bussen sind sie vor allem dann aktiv, wenn die Menschen zur Arbeit fahren oder von der Arbeit kommen. „Der Ein- und Ausstieg ist eine gute Gelegenheit mit dichtem Gedränge“, sagt Stoff. „Was wir gerade häufig haben, ist der Austausch von Gepäckstücken.“ Der Täter stellt also eine Tasche neben der des Opfers ab. Viele bemerken zu spät, dass er statt seiner eigenen dann die andere Tasche mitgenommen hat. Meist arbeiten Trick- und Taschendiebe in Teams und gehen arbeitsteilig vor: Während der eine Täter eine Person ablenkt, begeht der Komplize den Diebstahl.

In Köln sind am Donnerstag 32 Polizisten am Hauptbahnhof und am Bahnhof Deutz unterwegs, um die Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Solche Schwerpunktaktionen gibt es auch in anderen NRW-Städten. „Die Leute reagieren erst einmal verblüfft, wenn wir sie ansprechen, weil sie denken, sie sind in eine Kontrolle geraten“, sagt Stoff. „Aber das Feedback ist dann eigentlich immer positiv.“ Im Rhein-Sieg-Kreis warnt die Polizei an den Weihnachtsmarkt-Zugängen mit aufgesprühten Hinweisen auf dem Asphalt vor Dieben. Auf dem Bonner Weihnachtsmarkt soll eine mobile Wache für Abschreckung und Sicherheit sorgen. In allen Städten sind auch zivile Fahnder auf den Märkten unterwegs, die versuchen, die Täter auf frischer Tat zu erwischen.

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