Wehrhahn-Prozess in Düsseldorf Angeklagter Ralf S. will Anschlag nicht verübt haben

Düsseldorf · Der Angeklagte im Prozess um den Bombenanschlag am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn hat die Tat zum Auftakt des Verfahrens bestritten. Er habe sie nicht begangen und wisse auch nicht, wer es gewesen sei, sagte Ralf S. am Donnerstag am Düsseldorfer Landgericht.

Er könne sich nicht an den Ablauf des Tages, an dem der Anschlag passiert sei, erinnern. Vielmehr könne er nur berichten, was er über frühere Aussagen in Prozessakten gelesen habe, sagte Ralf S. zum Prozessauftakt.

Der rechtsradikale 51-Jährige steht wegen zwölffachen Mordversuchs vor Gericht. Er soll die Tat aus Fremdenhass begangen haben. Ihm droht lebenslange Haft.

Wehrhahn-Anschlag in Düsseldorf: Prozess gestartet
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Prozess zum Wehrhahn-Anschlag startet in Düsseldorf

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Foto: dpa, fg

Am 27. Juli 2000 war am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn eine ferngezündete Rohrbombe explodiert. Die überwiegend jüdischen Opfer kamen vom Deutschunterricht an einer Sprachschule. Zehn Menschen aus der zwölfköpfigen Gruppe wurden verletzt. Ein ungeborenes Baby starb im Mutterleib. Wären die 250 Gramm TNT nicht verunreinigt gewesen, hätte es Tote gegeben, sagte Oberstaatsanwalt Ralf Herrenbrück.

Der Angeklagte berichtete dagegen, er sei am Tattag in einem Tätowierstudio gewesen, mit dem Hund spazieren gegangen und zur Tatzeit wieder zu Hause gewesen. Gleich nach dem Anschlag habe ihn ein Polizist gewarnt: "Da rufen jede Menge Leute an und beschuldigen dich."

Der Rechtsradikale war bereits direkt nach der Tat unter Verdacht geraten. Er hatte in der Nähe einen Militaria-Laden betrieben. Vor vier Jahren soll er sich dann gegenüber einem Mitgefangenen verraten haben, als er in anderer Sache im Gefängnis saß.

S-Bahnhof Wehrhahn in Düsseldorf: Bomben-Anschlag im Juli 2000
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2000: Bomben-Anschlag in Düsseldorf am S-Bahnhof Wehrhahn

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Foto: Werner Gabriel

Der Prozessauftakt war von Protesten begleitet worden. Ein knappes Dutzend Antifaschisten forderte mit Plakaten vor dem Landgericht eine lückenlose Aufklärung des Falls. Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf zeigte sich erleichtert darüber, dass der Prozess nun endlich begonnen hat. "Natürlich ist die Panne bei den Ermittlungen peinlich und ärgerlich, dass es so lange gedauert hat, bis der vermeintliche Täter gefasst wurde. Auch wenn wir da niemandem einen Vorsatz unterstellen", sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Michael Szentei-Heise, unserer Redaktion.

Das Landgericht hat bis Juli knapp 40 Verhandlungstage für den Indizien-Prozess angesetzt.

(hpaw)
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