Nach Razzia in vier Bundesländern Was über die rechtsextremistische Gruppierung Wolfsbrigade bekannt ist

Düsseldorf · Die Bundesanwaltschaft hat in vier Bundesländern, darunter NRW, Wohnungen durchsucht. Sechs Menschen stehen im Verdacht, Mitglieder der Gruppierung „Wolfsbrigade“ und einer bewaffneten Untergruppe zu sein. Was weiß man über sie?

 Rechtsextreme am Bahnhof Spandau. (Archiv)

Rechtsextreme am Bahnhof Spandau. (Archiv)

Foto: dpa/---

Die Bilder der Demonstrationen in Köthen, Sachsen-Anhalt, im September 2018 dürften viele noch vor Augen haben. An mehreren Tagen kamen teils tausende rechte Demonstranten unter anderem aus der AfD, Pegida und auch rechtsextremistischen Gruppierungen zusammen. Hintergrund war der Tod eines 22-Jährigen, der im Streit mit zwei afghanischen Staatsbürgern ums Leben gekommen ist. „Bei der Wolfsbrigade handelt es sich um einen neonazistische Gruppierung, die vor allem bei den Demonstrationen 2018 in Köthen öffentlich in Erscheinung getreten ist“, sagt David Begrich, Experte für Rechtsextremismus bei Miteinander e.V in Sachsen-Anhalt. „Außerdem wissen wir, dass sie an einer Reihe von Sachbeschädigungen und Propagandadelikten beteiligt waren.“

Deswegen ging die Bundesanwaltschaft am Dienstag gegen die Vereinigung vor. Dazu hat sie Wohnungen in vier Bundesländern durchsuchen lassen. Konkret geht es um den Verdacht auf Bildung einer kriminellen, rechtsextremen Gruppierung: Sechs Beschuldigte sollen im vergangenen Jahr innerhalb der „Wolfsbrigade“ die Untereinheit „Sturmbrigade“ gebildet haben - als eine Art „bewaffneter Arm“ der „Wolfsbrigade“, wie die oberste deutsche Anklagebehörde in Karlsruhe mitteilte.

Durchsucht wurden den Angaben zufolge Objekte in Sachsen-Anhalt, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Darunter waren demnach auch Wohnungen von vier nicht tatverdächtigen Personen. Festnahmen gab es zunächst nicht.

Ziel der Gruppierung ist nach Worten der Bundesanwaltschaft das „Wiedererstarken eines freien Vaterlandes“ nach dem „germanischen Sittengesetz“. Die Beschuldigten hätten bisherigen Erkenntnissen zufolge eine rechtsextremistische Gesinnung und seien möglicherweise gewaltbereit. Ob sie über Waffen verfügen, werde geprüft. „Wir beobachten in den letzten drei Jahren eine Radikalisierung der Szene. Das zeigt sich auch an der Sturmbrigade 44, die den Charakter einer kriminellen Vereinigung haben soll“, sagt Begrich. Mehr kann allerdings auch der Experte derzeit nicht dazu sagen. Denn die Untergruppierung sei eben bewusst heimlich geschlossen worden, entsprechend sei bislang nicht viel über sie bekannt.

Den Kern der Gruppierung vermuten das Landeskriminalamt sowie der Experte nicht in NRW, sondern in Sachsen-Anhalt. „Aber man muss sagen, dass sich die Rechtenszene nicht an Grenzen hält“, sagt ein Sprecher von Mobile Beratung gegen Rechts NRW. „Sie sind extrem gut und effektiv vernetzt, sowohl im Internet als auch auf Veranstaltungen, und das kann sogar die Landesgrenzen überschreiten.“ Große Veranstaltungen seien etwa das Kampfsport-Event „Kampf der Nibelungen“ oder das Musikfestival „Schild & Schwert“. „Dorthin kommen Gäste aus ganz Europa bis nach Russland und bleiben dabei auch ziemlich gut unter dem Radar, wenn sie das wollen.“

Mit den weiteren Ermittlungen wurde das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen-Anhalt beauftragt. Mehr Details wollte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft auf Anfrage nicht nennen.

Mit Material der dpa

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