Fünf Flamingos in Bayern, zwei Meerschweinchen in NRW Was Diebe in Zoos und Freizeitparks mitgehen lassen

Geiselwind · Zoos und Freizeitparks sind im Sommer nicht nur bei Besuchern beliebt. Auch Diebe brechen dort gerne ein. Die Liste des Diebesgutes liest sich allerdings skurril: Flamingos, Meerschweinchen, Klobrillen, Puppenköpfe.

 Fünf Flamingos wurden aus einem Zoo in Bayern gestohlen (Archiv).

Fünf Flamingos wurden aus einem Zoo in Bayern gestohlen (Archiv).

Foto: Lammertz Thomas/Lammertz, Thomas (lamm)

Besteck, Klobrillen und immer wieder Vögel: Diebe machen auch in Zoos und Freizeitparks Beute. „Scheinbar sinkt die Hemmschwelle der Besucher von Jahr zu Jahr“, sagt Matthias Mölter, Inhaber des Freizeit-Lands Geiselwind in Bayern. Fünf ausgewachsene Flamingos sind ihm jüngst abhanden gekommen, die Polizei ermittelt wegen Diebstahls. Doch das ist längst nicht alles - und auch steht der Park nicht alleine da mit dem Problem, wie eine dpa-Umfrage ergab.

Allein Mölters Liste der geklauten Gegenstände ist lang: fast 400 Kaffeelöffel, 200 Kaffeetassen, 200 Bier-Tonkrüge pro Jahr sowie Tischdeko. „Im Horror-Lazarett werden regelmäßig Köpfe und Hände der dort montierten Puppen entwendet“, berichtet der Parkchef. Der finanzielle Schaden gehe in die Tausende. Und auch die Flamingos sind nicht die einzige gefiederte Beute: „In den vergangenen Jahren wurden aus unserer Schaubrüterei Baby-Wachteln entwendet.“ Die steigende Zahl der Besucher wirke sich entsprechend auf die der Diebstähle aus.

Auch wenn man sich fragt, wie der geräuschlose Abtransport vonstatten geht, begehren Langfinger öfter nach Federvieh: Ende Juli wurden im Vogelpark Niendorf in der Gemeinde Timmendorfer Strand in Schleswig-Holstein vier ausgewachsene Papageien, ein Jungtier sowie ein Vogelei gestohlen. Animalische Beute machten vor kurzem Täter auch im nordrhein-westfälischen Recklinghausen: Sie ließen zwei Meerschweinchen aus dem Tierpark mitgehen. Tage später plagte die Gauner aber wohl das schlechte Gewissen: Sie brachten die Nager zurück. Zudem erreichte den Tierpark ein Entschuldigungsschreiben - inklusive 50 Euro, um Einbruchsschäden zu begleichen.Doch es gibt auch Beute anderer Art: Der Hamburger Tierpark Hagenbeck meldete im Herbst seine traditionelle Feierabendglocke als gestohlen. Mit der etwa 20 Zentimeter hohen Schiffsglocke läuteten die Tierpfleger seit der Eröffnung des Zoos 1907 den Feierabend ein.

In der Wilhelma in Stuttgart kommt am häufigsten Sanitärausstattung abhanden, wie eine Sprecherin sagt: Klopapierrollen, Klobrillen und Seifenspender. Nicht einmal Kleiderhaken an den Toilettentüren blieben verschont. Noch beliebter seien LED-Lichter, die an Halloween Kürbisse schmücken: „Sie sind scheinbar so begehrt, dass am Abend, wenn es dunkel wird, kaum noch welche übrig sind.“

Im Münchner Tierpark Hellabrunn machen Gäste auch vor Spendenaktionen nicht Halt: So werde schon mal ein Handy aus einer Sammelbox im Urwaldhaus entwendet, wie eine Sprecherin mitteilt. „Das ist insofern bedauerlich, als dass dieses Gerät dann nicht den Artenschutzprojekten zugute kommt, für die es ursprünglich gespendet wurde.“ Wohlgemerkt: Dort werden defekte Handys eingeworfen.

Auch Besucher können Opfer von Dieben werden: „In den Sommermonaten wird zudem durchaus in unseren Service-Centern gemeldet, dass Geldbeutel oder andere Wertsachen geklaut wurden – wie häufig üblich bei großen Menschenansammlungen“, so die Hellabrunn-Sprecherin. Hier berichteten viele Parks aber, dass vermisste Sachen häufig wieder auftauchten, weil andere Gäste Fundstücke zum Beispiel bei den Mitarbeitern abgeben. Eine Sprecherin vom Playmobil-FunPark in Zirndorf bei Nürnberg teilt mit: „Wir sammeln alle gefundenen Gegenstände zentral und unsere Besucher können diese an der Info einsehen und wieder abholen - schließlich soll kein Kind ohne sein geliebtes Kuscheltier oder die Lieblingsmütze nach Hause fahren.“

Maßnahmen gegen die Diebe sind nach Einschätzung der Befragten oft nur begrenzt möglich. Im Freizeit-Land Geiselwind wurden beispielsweise Plastikdublonen eines Goldschatzes diebstahlsicher befestigt und in der Gastronomie echte Blumen durch Kunstblumen ersetzt. Im Nürnberger Tiergarten führe ein Pfandsystem dazu, dass etwa Besteck in der Regel abgegeben werde, sagte ein Sprecher. Im Tiergarten Straubing in Bayern wurde vergangenes Jahr eingebrochen. „Die Konsequenz unsererseits: Einbau von Alarmanlagen mit unmittelbarer Meldungsweiterleitung an die Polizei“, so Direktor Wolfgang Peter.

Auch wenn das nach viel Kriminalität klingen mag: Die meisten Parks betonen, dass die Probleme mit Diebstählen sehr gering oder überhaupt kein Thema seien. Und hin und wieder kommt sogar etwas hinzu, wie Simone Hagenmeyer vom Zoo in Hannover berichtet: So seien dort mal Meerschweinchen vor dem Eingang ausgesetzt worden. Und es geht noch kurioser: „Wir haben mal eine Schreibmaschine im Gebüsch gefunden“, sagt Hagenmeyer. Auch einen zurückgelassenen Rollator haben Zoo-Mitarbeiter demnach schon entdeckt - und ein verlorenes Gebiss.

(ham/dpa)
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