Wechsel zur Winterzeit am Sonntag Warum es die Zeitumstellung noch gibt

Brüssel · Am Sonntag wird wieder an der Uhr gedreht. Dabei will die EU schon seit einigen Jahren den Wechsel zwischen Winter- und Sommerzeit abschaffen.

 In einer Umfrage berichten rund ein Drittel der Befragten, dass sie schon einmal gesundheitliche oder psychische Probleme wegen der Zeitumstellung hatten.

In einer Umfrage berichten rund ein Drittel der Befragten, dass sie schon einmal gesundheitliche oder psychische Probleme wegen der Zeitumstellung hatten.

Foto: dpa/Christoph Soeder

Seit Jahren plant die EU, die Zeitumstellung abzuschaffen. Doch am Sonntag wird wieder an der Uhr gedreht. Um drei Uhr morgens werden die Uhren um eine Stunde von der Sommerzeit auf die mitteleuropäische Zeit (MEZ) zurückgestellt. Dabei bleiben die erwünschten Energiespareffekte der Umstellung aus, sie gilt dazu noch als ungesund und ist von einer Mehrheit der deutschen Bevölkerung unbeliebt.

Die EU-Kommission plante eigentlich schon im Jahr 2018, den Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit abzuschaffen. Auch das EU-Parlament sprach sich 2019 dafür aus, dass die Zeitumstellung dieses Jahr gekippt wird. Es hakt aber weiterhin bei den EU-Ländern: Sie müssten klären, ob sie dauerhaft Sommer- oder Winterzeit wollen. Bislang haben die Regierungen keine gemeinsame Position gefunden. Die 27 Mitgliedsstaaten streiten darüber, wie der Wegfall der Zeitumstellung genau umgesetzt werden soll. Und ohne Einigung kann das ganze Vorhaben sogar noch scheitern. Im Lauf der Debatten kristallisierte sich heraus, dass manche EU-Staaten – Portugal etwa – grundsätzlich gegen das Ende der Zeitumstellung sind.

Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin befürwortet eine Beibehaltung der Normalzeit – also der Winterzeit. Das Tageslicht und insbesondere der Blauanteil des Sonnenlichts sei der „Hauptzeitgeber“ für die innere Uhr des Menschen und maßgeblich für den Wach-Schlaf-Rhythmus. All dies wird den Experten zufolge am besten durch die Winterzeit gewährleistet. Durch Umstellung auf Sommerzeit drohe hingegen ein Schlafmangel, der zu Konzentrations- und Leistungseinbußen sowie mehr Unfällen führe. Auch der Deutsche Lehrerverband fürchtet für den Fall einer dauerhaften Umstellung auf Sommerzeit gesundheitliche Gefahren für Schüler.

Auch die ADAC Autoversicherung sieht negative Folgen der Zeitumstellung. Die Gefahr von Wildunfälle werde ab dem Sonntag steigen. Der Feierabendverkehr fällt dann nämlich in die Dämmerung. Viele Tiere sind in dieser Zeit auf Futtersuche und überqueren dabei auch Straßen.

Eine klare Mehrheit in Deutschland (71 Prozent) lehnt laut einer Umfrage die zweimal jährliche Zeitumstellung ab. Lediglich 18 Prozent der Bundesbürger sind dafür, dass die Uhren wie bisher in jedem Frühjahr und Herbst einmal um eine Stunde vor- oder zurückgestellt werden. Dies ergab eine repräsentative Befragung des Meinungsforschungsinstituts Yougov, die am Freitag veröffentlicht wurde. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam eine Erhebung der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Demnach befürworten 78 Prozent der Befragten die Abschaffung der Zeitumstellung. Etwa ein Drittel gaben an, dass sie schon einmal gesundheitliche oder psychische Probleme nach der Zeitumstellung hatten.

(vima/dpa/afp)
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