Viele HIV-Neuinfektionen in Düsseldorf Warum Düsseldorf so viele HIV-Fälle hat

Düsseldorf · Die Nachricht, dass der Anteil von HIV-Neuinfektionen in der Landeshauptstadt überdurchschnittlich hoch ist, hat eine Diskussion über die Gründe ausgelöst. Dem Jahresbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge sind Köln und Düsseldorf negative Spitzenreiter mit 15,9 bzw. 15 Fällen je 100 000 Einwohner. Zum Vergleich: In München gab es im gleichen Zeitraum nur 11,53 und in Berlin sogar nur 11,27 Fälle von Neu-Infektionen je 100 000 Einwohner.

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Foto: dpa/Lukas Schulze

Doch von einer "dramatischen Entwicklung" könne man nicht sprechen, meint Yvonne Hochtritt, Sprecherin der Düsseldorfer Aids-Hilfe. Der Blick auf die absoluten Zahlen zeigt zum Beispiel, dass es 2011 in Düsseldorf 88 registrierte HIV-Infektionen gab und damit sogar weniger als noch 2010 mit 93 Fällen. Zudem geben die Zahlen keinen Rückschluss auf die Infektionszeit, da HIV-Infektion und -Test zeitlich weit auseinanderliegen können. Wichtig sei es daher, die Zahlen aus dem 20 Seiten umfassenden RKI-Bericht über HIV-Infektionen und Aids-Erkrankungen "sorgfältig einzuordnen und auszuwerten", meint Hochtritt.

So komme als Ursache nicht nur der Verzicht auf Schutz bei sexuellen Kontakten in Frage, sondern auch die Präventionsarbeit in der Stadt und die hohe Testbereitschaft der Düsseldorfer. "In Düsseldorf wird eine sehr gute Präventionsarbeit geleistet. Viele Menschen wissen, dass es bei frühzeitiger Diagnose gute Behandlungsmöglichkeiten gibt." Zudem gebe es auch ein gutes Testangebot. "Beim Gesundheitsamt gibt es zum Beispiel Schnelltests, wo Betroffene binnen eines Tages ihr Ergebnis bekommen, sagt Hochtritt. Die Hemmschwelle, sich testen zu lassen, sinke mit solchen Angeboten. Das Gesundheitsamt war gestern auf RP-Anfrage zu keiner Stellungnahme bereit.

Bei den Düsseldorfer Zahlen müsse man aber auch noch einen anderen Umstand berücksichtigen. "Viele denken bei Düsseldorf an die feine Kö, an eine Wirtschaftsstadt, aber es gibt auch eine große Community, in der Männer Sex mit Männern haben", sagt die Sprecherin. Präventionsarbeit, in dieser Szene, aber auch allgemein, sei deswegen so wichtig. "Das Sprechen über HIV und Aids hat zu einer Ermüdung geführt, doch die Zahlen zeigen, wie wichtig die Aufklärungsarbeit weiterhin ist."

(RP/jco/top)
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